Gipfel von Trump und Putin
Auf eigene Gefahr
Das geplante Treffen mit Wladimir Putin soll für US-Präsident Trump der nächste PR-Erfolg werden. Doch was springt noch für die Amerikaner dabei heraus? Und welche Zugeständnisse machen sie den Russen?
Christian Esch, Moskau
Es ist fast genau ein Jahr her, dass Donald Trump und Wladimir Putin in Hamburg aufeinandertrafen, am Rande des G20-Gipfels. Es war ein vielbeachtetes Treffen, schließlich fiel es zusammen mit der Debatte um russische Einmischung in die US-Wahlen. Der US-Präsident konnte gar nicht anders, als danach zu fragen.
Russlands Präsident Putin stritt alles ab. Ein kritischer Beobachter kommentierte das damals so: Es sei für Trump sehr lehrreich gewesen, Putin beim Lügen zuzuschauen. Den Leuten im Kreml sei nicht über den Weg zu trauen, und deshalb “verhandelt man mit dem heutigen Russland auf eigene Gefahr”.
Der Kommentator hieß John Bolton. Er ist seither Trumps Sicherheitsberater geworden, und als solcher hat er in Moskau den Gipfel zwischen Trump und Putin ausgehandelt – auf eigene Gefahr sozusagen.
Schöne Komplimente
Man hat ihn im Kreml ausnehmend gut empfangen, gleich zu dritt saßen ihm Präsident Putin, Verteidigungsminister Sergej Schojgu und Außenminister Sergej Lawrow gegenüber. Hardliner Bolton machte Putin schöne Komplimente. Er freue sich, zu erfahren, wie es gelungen sei, die Weltmeisterschaft im Fußball so gut zu organisieren, sagte er. Es war, als sei die Vergangenheit wie weggewischt. Nur die Journalisten erinnerten den Gast in einer Pressekonferenz an seine Statements von vor einem Jahr. Eine Antwort erhielten sie nicht.
So ändern sich die Zeiten: Ausgerechnet ein Falke wie Bolton organisiert jenes Gipfeltreffen, das Trumps Gegner in Washington mit Sorge sehen – weil sie Trump grundsätzlich unterstellen, er sei Moskau gegenüber zu schwach. Was, fragen sie, wird Trump Putin zugestehen, und wofür?
Es ist in der Tat schwer vorherzusagen, was bei so einem Treffen für Washington herauskommen soll. Themen gibt es zwar genug: Den Umgang mit Iran oder Nordkorea, Russlands Vorgehen in der Ukraine und in Syrien, Rüstungskontrolle und neues Wettrüsten. Spielraum aber gibt es wenig: Manche Fragen kann Trump kaum beeinflussen (etwa die vom US-Kongress verhängten Sanktionen), in anderen liegen die Positionen allzu weit auseinander. Das gilt etwa für den Umgang mit Iran: Für den Kreml ist Iran ein Verbündeter im Syrienkrieg, für die Trump-Administration ist es ein Schurkenstaat, mit dem grundsätzlich keine Einigung möglich sei.
Geduldige Vorarbeit nötig
Das spricht nicht gegen ein Treffen der Präsidenten, es ist sinnvoll. Aber es spricht gegen die Art, wie es zustande kommt. Ein Gipfel braucht geduldige diplomatische Vorarbeit – etwas, was Trump nicht schätzt, schon weil ihm dafür die Aufmerksamkeitsspanne fehlt. Er will den schnellen PR-Erfolg, den Riesendurchbruch, den er auf seine geniale Intuition zurückführen darf. Dafür ist er gern bereit, vage Zugeständnisse zu machen. Die Detailarbeit überlässt er ohnehin seinen Helfern. Sie müssen notfalls Schritt für Schritt zurücknehmen, was ihr Chef an Versprechungen gemacht hat.
Putin hingegen kann bei einem Treffen mit Trump nur gewinnen. Mindestens wird er damit zeigen, dass Moskau auf Augenhöhe mit Washington ist. Das Treffen finde in Helsinki ja “auf dem Boden des Russischen Reiches” statt, twitterte schon mal der Kreml-Reporter der größten russischen Boulevardzeitung. Finnland wurde bis zur Oktoberrevolution von den Zaren regiert.
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