European Obsession over Parity with the US

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Der europäische Wahn, auf Augenhöhe mit den USA zu stehen

Das Ausmaß der europäischen Amateurhaftigkeit in der Iran-Krise wird nur vom wahnwitzigen Anspruch übertroffen, den USA auf internationalem Parkett ebenbürtig zu sein. Die EU offenbart einen eklatanten Mangel an strategischem Denken.

Wenn es noch eines Belegs für die Schwäche und Verzagtheit europäischer Außenpolitik bedurft hätte, dann wäre er nun mit dem Abzug der „Mendez Nunez“ gegeben. Spanien ruft seine Fregatte aus dem amerikanischen Flugzeugträgerverband genau zu dem Zeitpunkt zurück, in dem der sich anschickt, am Persischen Golf auch europäische Interessen zu schützen.

Wie will Europa in der Welt ernst genommen werden, wenn es keine internationale Verantwortung übernimmt? Und wenn Madrid mit seinem Beschluss ein Zeichen des Missfallens gegenüber der amerikanischen Iranpolitik hat geben wollen, hätte die Fregatte gar nicht mitfahren dürfen.

Das Ausmaß amateurhafter Tapsigkeit ist erschreckend. Sie wird nur noch übertroffen von dem europäischen Wahn, auf Augenhöhe mit den Amerikanern zu stehen, und dem Irrglauben, auf dem Parkett der Diplomatie über die entsprechende Kraft zu verfügen.

Ihm hängt auch der EVP-Spitzenkandidat Manfred Weber (CSU) an. Allen Ernstes schlägt der so emsige wie brave Wahlkämpfer eine Vermittlungsrolle der EU im Konflikt zwischen den USA und dem Iran vor. Als ob Europa das Gewicht besäße, auch nur eine einzige Maßnahme durchzufechten, die ihm sinnvoll erscheint.

Wahrlich, Europa ist kein verwelkter Blumenstrauß, der nur noch gut dazu ist, in die Jauche geschmissen zu werden, wie es die rechtspopulistischen Parteien herausposaunen. Aber die EU ist keine Kraft, die internationale Entwicklungen maßgeblich gestalten kann. Schlimmer noch: Europa denkt nicht strategisch. Selbst die größeren Mitgliedstaaten haben es verlernt, nach diesen Regeln zu spielen, abgesehen davon, dass sich weder Weber noch die EU die Frage stellt, ob die Einheit des Westens nicht wichtiger ist als die Vermittlungsrolle in einem Konflikt, in welchem Teheran der Schurke ist.

Weber begeht den Fehler, den alle Europäer machen: Sie gehen von ihren Parolen aus, nicht von ihren Beständen. Auch aus diesem Grund gehen die Europäer nur zähneknirschend wählen. Wenn überhaupt.

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