Die Grenzen von Donald Trumps Trashdiplomatie
Von Gordon Repinski
Der US-Präsident Trump erzeugt mit seinem Treffen mit dem nordkoreanischen Diktator Kim viel Aufmerksamkeit, aber keinen Fortschritt bei der Denuklearisierung des Landes.
Wo Donald Trump ist, da ist auch der Superlativ nicht weit. Ein „großer Tag für die Welt“ sei sein Besuch in Nordkorea gewesen, ließ er wissen. Angekündigt hatte er den besonderen Programmpunkt einen Tag zuvor über Twitter und tatsächlich schien alles recht ungeplant zustande gekommen sein. Frieden und ein dauerhaft atomwaffenfreies Nordkorea wird die große Show im Grenzgebiet freilich nicht bringen, der Tag dürfte bald auf Normalgröße schrumpfen. Dennoch lohnt sich ein näherer Blick auf die Geschehnisse dieses Wochenendes.
Wie schnell Trump und Kims scheinbare Freundschaft an seine Grenzen stößt, konnte man beim letzten Aufeinandertreffen der beiden beobachten: Als sie im Frühjahr in Vietnam ernsthaft über die Denuklearisierung Nordkoreas verhandelt haben, sind die Gespräche frühzeitig krachend gescheitert. Trumps Trashdiplomatie fand seine Grenzen. Details sind seine Sache nicht, es fehlte den Gesprächen an Substanz, Vorbereitung und Geduld. Seitdem herrscht Stillstand.
Donald Trump nicht einmal ein Falke
Trump dürfte es egal sein. Die Friedensgespräche mit Nordkorea, wenn man dieses große Wort verwenden will, sind das außenpolitische Feigenblatt des Präsidenten. Dabei ist Trump nicht einmal ein Falke, seine außenpolitische Doktrin ist das Desinteresse. Aber er wird momentan von den radikalen Stimmen in seiner Regierung und im Kongress in der Iranfrage in eine Konfrontation getrieben, dessen Folgen er nur zum Teil überblicken dürfte.
Die irrationale Annäherung an den nordkoreanischen Diktator, der vor kurzer Zeit den US-Studenten Otto Warmbier wegen eines mitgenommenen Posters so gefoltert hat, dass dieser starb, soll den anderen Trump zeigen: Seht her, ich kann auch Frieden.
Zugleich wollte der US-Präsident mit seiner Visite noch einmal unter Beweis stellen, wie sehr er auf alte Muster der Diplomatie pfeift. Trump reiste direkt vom G20-Gipfel in Japan nach Korea. Er verachtet die träge Verhandlungsweise der zwanzig mächtigsten Länder und Regionen der Welt, ihre Kommuniqués und Formulierungen.
Es liegt ihm als Typ nicht, aber Trump spielt auch grundsätzlich lieber allein. Sein Motto: Solange die USA noch das mächtigste Land der Erde sind, stören Kooperationen nur das Machtgefüge. Er geht seinen eigenen Weg. Und selten drehten sich Gipfel so sehr um die Launen eines einzelnen, wie mit dem Präsidenten Trump. Der Plan des Showtalents geht auf.
Der G20-Gipfel sollte gerade die Europäer zum Nachdenken bringen. Obwohl dieser Gipfel mit einigen Beschlüssen etwa zur Klima-, Handels- und Stahlpolitik sogar etwas besser als erwartet ausgegangen ist, muss das Format an sich überdacht werden.
Viel zu oft steht Europa ohne Antwort da
Es hat keinen Sinn, sich mit einem Präsidenten Trump über Klimafragen auszutauschen, Selbiges und noch mehr gilt für Saudi-Arabiens Mohamed Bin Salman, der eigentlich gar nicht die Ehre verdient, mit Staatschefs in einem derartigen Forum an einem Tisch zu sitzen. Im kommenden Jahr ist Bin Salman gar der Gastgeber des nächsten G20-Gipfels, es ist eine gruselige Vorstellung.
Europa glaubt noch immer an die Kraft langsamer Diplomatie. Tatsächlich ist sie als Werkzeug nicht hoch genug einzuschätzen, viele Jahre war sie Friedensgarant. Aber die Foren, in denen sie angewandt wird, verlieren mehr und mehr an Macht. Die UN sind politisch entmachtet, die Welthandelsorganisation WTO ohnehin. Die EU ist in der Krise. Europa, auch Deutschland, sollte versuchen in bilateralen Verhandlungen wieder mehr zu erreichen, beweglicher werden, auch schneller reagieren können. Denn Trumps Plumpheit macht ihn schnell. Viel zu oft steht Europa ohne Antwort da.
Eine gestärkte deutsch-französische Achse wäre eine gute Antwort auf die Spiele jenseits des Atlantiks. Eigene außenpolitische Initiativen, auch mal außerhalb der alten Denkmuster, wären einen Versuch wert. Felder, in denen eine solche Initiative gebraucht würde, gibt es zahlreiche. Die Ukraine, Klimapolitik, Militärkooperationen – um nur einige Beispiele zu nennen.
Europa ist langsam, in Friedenszeiten stört das nicht. Aber die Zeiten werden unruhiger und langsame Antworten auf Krisen können wir uns vielleicht schon bald nicht mehr erlauben.
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