If Trump Follows Trump, Then Anything Is Possible

<--

Wenn Trump auf Trump folgt, dann ist alles möglich

Veröffentlicht am 15.07.2019 | Lesedauer: 2 Minuten

Von Michael Stürmer

Mit Donald Trump im Weißen Haus zeigen die USA ihr abstoßendes Gesicht. Seine

Hasspredigten gegen Frauen, Schwarze und Einwanderer sollen die Mehrheit für eine

zweite Amtszeit sichern. Um das Ziel zu erreichen, ist ihm jede Lüge recht.

as politische System der Vereinigten Staaten hat schon viel ausgehalten an Spannungen

und Widersprüchen. Aber es ist nicht mit Ketten am Firmament befestigt. Die

hasserfüllten Tiraden (/wirtschaft/webwelt/article196745205/Social-Media-GipfelTrump-empfaengt-rechte-Internet-Trolle-und-lobt-ihre-Kampagnen.html) des

Präsidenten gegen drei führende Frauen der Demokraten, alle amerikanische Staatsbürgerinnen,

sind Prolog zu Widerwärtigkeiten jeder Art.

Trump an der Macht war noch experimentell. Aber wenn Trump auf Trump folgt, dann ist alles

möglich. Die Freunde und Klienten Amerikas haben Grund zur Sorge um die imperiale Republik,

die sich gegen sich selbst wendet.

Das politische Steuerungssystem gründet auf Checks and Balances, Kontrolle und

Gleichgewicht. Damit wurde Amerika im 20. Jahrhundert Leitbild für den Rest der Welt, Grund

auch für amerikanische Staatsbürger, stolz zu sein auf die Republik. In biblischer Sprache: „the

shining city on the hill“.

Aber mit Donald Trump im Weißen Haus und seinen Gehilfen an den Hebeln der Macht zeigt

das Land ein anderes, ein abstoßendes Gesicht. Nichts scheint mehr ausgeschlossen. An der

Harvard-Universität, wo die intellektuelle Elite des Landes ihr Zentrum hat, geht Angst um vor

einem schleichenden Staatsstreich.

Vielleicht ist das übertrieben – vielleicht auch nicht. Bis zu den Präsidentenwahlen 2020

(/politik/ausland/plus195404109/Donald-Trumps-erneute-Kandidatur-

7/27/2019 Donald Trump: Um Präsident zu bleiben, ist ihm jede Lüge recht – WELT

https://www.welt.de/debatte/kommentare/article196887031/Donald-Trump-Um-Praesident-zu-bleiben-ist-ihm-jede-Luege-recht.html 2/3

© Axel Springer SE. Alle Rechte vorbehalten.

Teilen Sie die Meinung des Autors?

JA 471 NEIN 1099

Machtpolitisches-Meisterwerk.html) kann noch viel beschädigt werden. Längst zeichnet sich

ab, dass, wenn Trump triumphiert, eine andere Republik das Ergebnis sein wird, mit Folgen weit

über die USA hinaus.

Trump zerreißt den Grundkonsens, der Amerika immer noch zusammenhielt in all seinen

Ausprägungen. Doch das ist nicht mehr das versöhnende „E pluribus unum“, jene vielfältige

Einheit, die nach dem Bürgerkrieg Risse und Rache überwand.

Trumps Wüten klingt mittlerweile wie die Mobilisierung einer verängstigten weißen

Wählerschicht gegen sozialen Umbruch, Wertewandel und Frauenemanzipation. Charlottesville,

wo Trump die Rassisten und ihre demokratischen Gegner beide „very fine people“ nannte, war

nur ein Anfang.

Der Unflat seiner öffentlichen Äußerungen, die Hasspredigt gegen Frauen

(/politik/article196850661/Donald-Trump-attackiert-US-Demokratinnen-mitrassistischen-Tweets.html), Schwarze und Einwanderer gehen über alles hinaus, was

Wahlkampf rechtfertigen kann. Obama, der Vorgänger, wird 24 Stunden am Tag verteufelt,

zusammen mit allem, wofür er stand und steht.

Trumps Toben soll Mehrheiten schaffen und ihn wieder ins Weiße Haus tragen – jenseits des

Zugriffs von Staatsanwälten und Steuerprüfern. Dafür ist längst jedes Mittel recht, jede

Hasspredigt, jede Drohung, jede Dämonisierung und jede Lüge.

About this publication