Trumps Anhänger lieben es, wenn er vulgär und beleidigend wird. Das nennt man Mobilisierung. Da spielt es fast keine Rolle, ob er ein Rassist ist oder nicht. Dem Land dient das in keinem Fall.
In dem Punkt hat der Mehrheitsführer der Republikaner im Senat recht: Die Rhetorik im politischen Spektrum sei hitzig, der Ton sei nicht gut für das Land. Wohl wahr! Wer ist daran schuld? Demagogen und Feuerspeier gibt es in allen Lagern des Meinungskampfes, auch bei den Medien. Doch zweifellos sitzt im Weißen Haus ein Mann, der sich seit vier Jahren, als seine Bewerbung um die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner Fahrt aufnahm, als Brandbeschleuniger betätigt, als einer, der Gegner beleidigt, dämonisiert und als Feinde der Vereinigten Staaten stigmatisiert; beinahe möchte man sagen: tagein, tagaus.
Da spielt es fast keine Rolle, ob er ein Rassist ist oder nicht. Trumps Anhänger wissen seine „Botschaften“, also seine Tiraden, schon einzuschätzen. Sie lieben es, wenn ihr Idol Dinge zum Besten gibt, die sich nicht gehören, die vulgär sind und, eben, beleidigend. 2016 johlten die Anhänger, wenn Trump seine damalige Gegnerin Hillary Clinton ins Gefängnis schicken wollte; heute jubeln sie, wenn er drei demokratischen Abgeordneten mit Migrationshintergrund und einer Afroamerikanerin, allesamt vom linken Flügel der Partei, nahelegt, in die Heimatländer ihrer Familien zurückzukehren. „Sperr sie ein!“ hieß es vor drei Jahren, „Schick sie zurück!“ wird jetzt gebrüllt. Das nennt man Mobilisierung – Mobilisierung der weißen Wählerschaft. Wozu das führt, ist klar: Die Spaltung im Land wird vertieft, die Sprache verroht und die politischen Umgangsformen entzivilisieren. Amerika die „leuchtende Stadt auf dem Berge“? Das war einmal.
In einer Entschließung des von den Demokraten kontrollierten Repräsentantenhauses wurden Trump „rassistische“ Angriffe auf die vier Abgeordneten vorgehalten. Die Mehrheit war eindeutig – nur vier Republikaner schlossen sich ihr an. Diese Partei hat sich Trump bis zur Selbstverleugnung unterworfen. Um das kenntlich zu machen, hätte es der Entschließung nicht bedurft. Es hätte, auf der anderen Seite, auch nicht des Versuchs bedurft, ein Amtsenthebungsverfahren gegen Trump in der großen Kammer des Kongresses einzuleiten. Denn dessen Scheiten war vorherzusehen und legte nur abermals die programmatische und taktische Zerrissenheit der Demokraten offen.
Eines ist sicher: Auch der Kampf um das Weiße Haus 2020 wird mit beispielloser Härte geführt werden, mit niederträchtigen und wahrheitswidrigen Behauptungen. Und beim Großthema Einwanderung und kultureller Wandel wird sich Trump seine Munition holen.
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