Germany Is Becoming More Skeptical of the US

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Wegen Donald Trump: In Deutschland wächst die Skepsis gegenüber den USA

Donald Trump ist in Deutschland noch unpopulärer als in Russland: Das hat eine US-Studie ergeben. Nur 13 Prozent der Deutschen sehen ihn positiv, 20 Prozent der Russen und Franzosen, 32 Prozent der Briten, 51 Prozent der Polen, 71 Prozent der Israelis. Im Trump-Lager wird das wieder das Misstrauen gegenüber den Deutschen stärken. Man kann es aber auch als politisches Reifezeichen lesen, eines gegen Nationalismus und Chauvinismus.

Unter Donald Trump schwindet die positive Neugierde auf die USA

Interessanter noch als die Zahlen zu Trump sind aber die Zahlen zum Vertrauen in die USA. Es ist immer noch weit größer als das in den aktuellen Präsidenten, aber himmelhoch sind die Werte auch da nicht, von Weltgegenden wie Japan, Südkorea, Philippinen, Israel (83 Prozent) und Teilen Osteuropas mal abgesehen. In Deutschland ist es wieder stark gesunken – auf Bush-Niveau, nach acht relativ positiv bewerteten Obama-Jahren.

Aktuell haben noch 39 Prozent ein positives USA-Bild. Klar mehr als bei den Russen (29), wenn auch mindestens zehn Prozent weniger als in den westeuropäischen Nachbarländern. Was bedeutet: In Europa sind die Deutschen über ihre Trump-Ablehnung hinaus besonders US-skeptisch geworden, ähnlich vielen Lateinamerikanern. Das ist mehr als eine Momentaufnahme. Da hat sich etwas gedreht. Die positive Neugierde auf die USA schwindet, der Abstand wächst.

Die Deutschen halten nichts von militärisch geprägtem Denken

Zwei Gründe liegen auf der Hand. Zum einen gibt es im deutschen Osten auch nicht entfernt die eigenen Erfahrungen und menschlichen Verbindungen, die im Westen jahrzehntelang das Verhältnis prägten. Mit dem Abzug der Alliierten nach 1989 kam ein Abbruch der Aufmerksamkeit füreinander – oder sie ist gar nicht erst entstanden. Auch von offizieller US-Seite kam dazu nicht mehr viel. Doch ein kulturelles Gemeinsamkeitsgefühl, das Basis für dauerhaftes Vertrauen wäre, gibt es nicht ohne ständige Begegnung.

Zum anderen hat die emotionale Distanz damit zu tun, dass Deutschland – aus historischer Erfahrung – unter den größeren Staaten Europas das Land geworden ist, das am konsequentesten auf gemeinsame, multilaterale Politik und die entsprechenden Institutionen setzt und wenig bis nichts von militärisch geprägtem Denken hält. Dazu passen Großmachtgehabe und wachsende Selbstbezogenheit von Amerikanern so wenig wie von Russen oder Chinesen.

Die Deutschen: Reisefreudig, aber provinziell

Der deutsche Widerspruch liegt darin, dass sich die Grundhaltung pro internationale Kooperation viel zu wenig im täglichen Politikbetrieb spiegelt. Auch die Öffentlichkeit bleibt deutschfixiert. Die Menschen reisen durch die Welt wie kein anderes Volk, aber viele ihrer Debatten haben an Provinzialität eher zugenommen. Was fehlt, ist der ständige Blick nach außen – um Ideen aufzunehmen und die internationalen Themen als größeren Rahmen der eigenen zu verstehen.

So gesehen ist Misstrauen gegen alle, die ignorant und zündelnd in der Welt unterwegs sind, für sich alleine noch kein Fortschritt. Krisendiplomatie, wie sie jetzt in Nahost wieder mal nötig ist, noch kein Zeichen der Besserung. So wie moderne Gesellschaften Offenheit nach innen brauchen, müssen sie Offenheit und Integrationsbereitschaft nach außen entwickeln, Veränderungsfähigkeit inklusive.

Man könnte das, was Deutschland fehlt, gelebten Antitrumpismus nennen. Nicht nur die Nase rümpfen und sich abwenden. Konsequent international denken, gerade deshalb die Welt als gemeinsamen Kulturraum sehen und die kritische Auseinandersetzung schätzen. Auch und gerade transatlantisch. Trotz, ja: wegen Figuren wie Trump.

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