Sanders Could Hardly Give Trump a Bigger Gift

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Sanders bereitet Trump ein Geschenk, das größer kaum sein könnte

Von Daniel Friedrich Sturm

Bernie Sanders hat schon lange keine Chance mehr, Präsidentschaftskandidat der Demokraten zu werden, nun zieht er offiziell die Konsequenz und steigt aus. Wer aber meint, er unterstützt nun Joe Biden, irrt. Sanders geht es nach wie vor nur um eins.

Wer Bernie Sanders hörte, mit welchen Worten er am Dienstag seinen Verzicht auf die demokratische Präsidentschaftskandidatur bekannt gab, traute seinen Ohren kaum. Minutenlang dankte er den Unterstützern seiner „beispiellosen Graswurzel-Kampagne“. Es war eine ermüdende Aufzählung, am Ende dankte der linke Senator aus Vermont sogar den Musikern am Rande seiner Kundgebungen.

Vor allem aber ging es in der Ansprache um ihn, um seine Leistungen, um die politische Relevanz der von ihm angeführten Kampagne. Ziemlich egomanisch für einen Mann, der mit dem Schlachtruf „Nicht ich. Sondern wir“ angetreten war.

Sanders hielt in weiten Teilen seine Standard-Rede, also jene Rede, die er seit 1978 oder 1981 hält. Amerika mag sich wandeln, die Welt sich rasant drehen, aber Bernie Sanders steht da, wo er immer schon stand, und kann nicht anders. Programmatischer Stillstand in einer Zeit der Bewegung.

So viel Konservatismus bieten Linke eigentlich selten auf. Immerhin: Ein paar Worte zur Corona-Krise fand er dann doch. Und: Natürlich hat der wütende Egomane Sanders Recht mit seiner Kritik am dysfunktionalen Gesundheitssystem in den USA.

Ob aber die Abschaffung aller privaten Krankenkassen, also die Einführung einer allgemeinen staatlichen Versorgung, die rechte Idee zur rechten Zeit ist, darf dann doch bezweifelt werden. Nicht einmal Bernie Sanders aus Burlington in Vermont wird die USA sozialstaatlicher, etatistischer machen als es Deutschland oder die skandinavischen Staaten sind.

Sanders sprach am Dienstag allerhand über Sanders, ferner von Martin Luther King und Nelson Mandela. Eher nebenbei erwähnte er Joe Biden, ein „sehr anständiger Mann“ sei das. Biden, muss man wissen, hat bei den demokratischen Vorwahlen bisher so viel mehr Delegierte gewonnen, dass Sanders für seine Präsidentschaftskandidatur keine Chance mehr sieht. Sanders will nun mit Biden „zusammenarbeiten“. Na so was!

Wer aber nun von Sanders eine ehrliche Würdigung, eine Empfehlung für Biden – oder gar einen donnernden Appell, nun mögen sich aber wirklich alle hinter Biden scharen – erwartet hatte, sah sich getäuscht.

Sanders will weiter um Stimmen bei diversen Vorwahlen werben, um dann mit möglichst vielen Delegierten auf dem Parteitag auftrumpfen zu können. Er will dort seine ideologische Macht demonstrieren, Biden so viel seiner linken Ideen ins Programm diktieren wie es nur eben geht.

Wie Sanders seine teilweise dogmatischen und kompromissvollen Anhänger am Ende für Biden einschwören kann (will er das überhaupt?) bleibt damit völlig ungeklärt. Worum geht es noch bei der Präsidentschaftswahl am 3. November?

Die Demokraten wollen ihren Präsidentschaftskandidaten erst im August küren. Mit Sanders‘ Strategie wird ihr parteiinterner Wettkampf, der schon über ein Jahr andauert, sich somit fünf weitere volle Monate in die Länge ziehen. Für die weit wichtigere Auseinandersetzung mit dem begnadeten Wahlkämpfer und Demagogen Donald Trump bleiben dann elf läppische Wochen.

Sanders bezeichnet Trump in jeder Rede als „gefährlichsten Präsidenten in der amerikanischen Geschichte“. Mit seinem beleidigten Ego-Trip bereitet Bernie Sanders diesem Präsidenten jetzt ein Geschenk, das größer kaum sein könnte.

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