Biden Must Offer More than a Pastoral Promise

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In seiner Abschlussrede gab Joe Biden vielleicht zu sehr den Obersozialtherapeuten der Nation. Doch seine Beschreibung der Ära Trump war nicht falsch. Damit der Machtwechsel gelingt, braucht es aber mehr als Verdammnisurteile über Trump.

Für die Demokraten wird also ein Mann in den Kampf ums Weiße Haus ziehen, der kurz nach dem Wahltermin 78 Jahre alt wird und dessen politische Karriere in Washington begann, als Nixon das Amt innehatte, nach dem der demokratische Kandidat jetzt strebt: Es fällt nicht gerade leicht, Joe Biden und „Zukunft“ oder „Vision für Amerika“ miteinander zu verknüpfen.

Und es wäre schon einiger Überlegungen wert, dass und warum die Oppositionspartei in einer Gesellschaft, die ansonsten dem Jugendkult huldigt, vor allem auf Alter und Erfahrung setzt. (Zur Erinnerung: „Erfahrung in Washington“ war vor vier Jahren, als der Wählerverdruss hochkochte, noch der Todeskuss.) Aber so hat es die Basis der Partei nun mal gewollt.

Eine Wahl, eine wirkliche Wahl haben die Amerikaner am 3. November natürlich zweifellos. Biden, der ehemalige Vizepräsident und Senator, hat in seiner Abschlussrede auf dem virtuellen Parteitag der Demokraten vielleicht etwas zu sehr den Obersozialtherapeuten der Nation gegeben, der den Hetzreden des Amtsinhabers heilende, tröstende und versöhnende Botschaften entgegenstellt. Aber auch seine Schilderung des Zustands von Gesellschaft und Politik in der Ära Trump war nicht falsch: zu viel Wut, zu viel Angst, zu tief die Spaltung.

Im Wahlkampf wird er dennoch mehr anbieten müssen als das pastorale Versprechen, Amerika aus der Zeit der Dunkelheit auf den Weg der Hoffnung und des Lichts zu führen. Er wird mit harten Bandagen kämpfen müssen, und jene (Wechsel-)Wähler, die für einen Machtwechsel unerlässlich sind, dürften mehr hören wollen als nur Verdammnisurteile über Trump. Auf der anderen Seite sollten die eklatanten Mängel im Urteilsvermögen des Präsidenten und dessen Kompetenzdefizite für sich sprechen.

Die Mehrheit der Partner der Vereinigten Staaten erkennt in Biden einen alten Vertrauten, den sie nur zu gerne an der Spitze des Landes sähen. Aber so wenig ein Präsident Biden die Verwerfungen der Trump-Jahre ungeschehen machen könnte, so wenig würde sich jedweder Konfliktstoff, etwa im transatlantischen Verhältnis, in Luft auflösen. Aber man könnte wieder von Partnerschaft reden. Die Herkulesaufgabe würde auf Biden aber in Amerika warten: die Erneuerung der sozialen, gesellschaftlichen und politischen Fundamente.

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