For He Speaks Not What He Knows

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Denn er sagt nicht, was er weiß

Von Beginn an wusste Donald Trump um die Gefährlichkeit des Coronavirus. Doch er spielte die Seuche mit Vorsatz herunter. Wie viel Schuld er am Leid vieler Amerikaner trägt, darüber werden die Wähler bald ihr Urteil fällen.

Donald Trump wusste früh Bescheid, wie gefährlich das Coronavirus ist. Am 28. Januar teilte sein Sicherheitsberater ihm mit, dass von Sars-CoV-2 die größte Bedrohung für die nationale Sicherheit Amerikas während seiner Präsidentschaft ausgehen werde. Vier Tage zuvor hatten die chinesischen Behörden die Stadt Wuhan abgeriegelt.

Als er dem renommierten Journalisten Bob Woodward am 7. Februar ein (auf Band aufgenommenes) Interview gab, relativierte Trump auch gar nicht die Gefährlichkeit des „tödlichen Zeugs“ – aber öffentlich verharmloste er das Virus als einfache Grippe und als Erfindung der demokratischen Opposition. Nicht aus Ahnungslosigkeit, sondern aus kalter politischer Berechnung verlangte er, die Beschränkungen des öffentlichen Lebens und der Wirtschaft wieder aufzuheben. Schließlich sollte eine boomende Wirtschaft sein Trumpf im Kampf für eine zweite Amtszeit werden. Die Arbeitslosigkeit jedoch stieg dramatisch.

In den Gesprächen mit Woodward rechtfertigte er die Verharmlosung: Er habe die Öffentlichkeit nicht in Panik versetzen wollen; er sagt es noch heute so. Doch was heißt „nicht in Panik versetzen wollen“ angesichts von Millionen Infizierter und furchtbarer Todesfallzahlen?

Man kann das Rad nicht zurückdrehen. Aber wenn der Präsident von Beginn der Epidemie an, über deren Gefährlichkeit sich die amerikanischen Fachleute früh im Klaren waren, verantwortungs- und pflichtbewusst gehandelt hätte, wenn er nicht immer wieder die Sache, wie er selbst zugibt, vorsätzlich bagatellisiert hätte, dann wäre den Amerikanern womöglich viel Leid erspart geblieben. Andere Politiker in hoher Verantwortung ließen die Bürger über den Ernst der Lage nicht im Unklaren. Auch darüber, wie viel Schuld Präsident Trump trägt, werden die Wähler demnächst ihr Urteil fällen.

Corona und das Krisenmanagement der Regierung sind jedenfalls zurück als Großthema dieser Wahl. Ja, Charakter, Integrität und Verantwortungsbewusstsein der Person, die an der Spitze des Staates steht, sind für die Wohlfahrt der Bürger essentiell; Amerika zeigt, wie wichtig derlei Eigenschaften sind – weil sie fehlen.

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