The California Dream Has Become a Nightmare

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Kalifornien ist die fünftgrößte Wirtschaftsmacht der Welt. Die Waldbrände bedrohen nun eine Fläche so groß die Schleswig-Holstein. Der Bevölkerungsboom ist vorbei – und doch doktern die Verantwortlichen nur an Symptomen der Krise herum.

San Franciscos Golden-Gate-Brücke, eingehüllt in Rauchschwaden, die Innenstadt in dunklem Dunst. In anderen Orten Wohnviertel in Trümmern. Rettungsteams, die in zerstörten Häusern nach Vermissten suchen. Zerstörte Dörfer, ausgebrannte Autos. Apokalyptische Bilder erreichen die Welt aus diversen US-Bundesstaaten, meist Kalifornien, Oregon und Washington. Die Saison der Waldbrände fordert – mal wieder – ihre Opfer.

Doch die Waldbrände in diesem Jahr stellen schon jetzt einen traurigen, angsteinflößenden Rekord auf. Allein in Kalifornien haben rund zwei Dutzend massive Feuer auf einer Fläche gewütet, die etwa so groß ist wie Schleswig-Holstein. Mehr als 20 Menschen erlagen Flammen und Rauch, über 3000 Häuser sind zerstört. Kalifornien war schon zu Beginn der Corona-Epidemie stark betroffen. Wer es sich leisten konnte, verließ die Ballungszentren, bezog ein neues Haus, außerhalb – auch außerhalb der Waldbrand-Gefahrenzonen. Bei den Bränden ist es wie bei der Epidemie: Betroffen sind vor allem Schlechtverdiener, Arbeitslose ohne Krankenversicherung.

Im extrem wohlhabenden San Francisco ist die extreme Armut während der Epidemie sichtbarer denn je. Die Bürogebäude stehen leer, Obdachlose dominieren das Straßenbild. Die Wirtschaft Kaliforniens, fünftgrößte Ökonomie der Welt, ächzt. Seit Jahren fliehen viele Amerikaner vor hohen Steuern und Lebenshaltungskosten aus dem demokratisch regierten Staat. Kaliforniens Bevölkerungsboom ist längst passé, beruhte zuletzt nur noch auf internationaler Zuwanderung. In diesen Tagen scheint der kalifornische Traum, besungen und noch jüngst vom Gouverneur beschworen, ausgeträumt, zum Albtraum geworden.

Wo die USA schon in der Corona-Epidemie eine erschütternde Konzeptlosigkeit an den Tag legen, wird nun der Ruf nach einem effektiveren Schutz vor Waldbränden laut. Das freilich ist ein Herumdoktern an Symptomen, während der Präsident den Klimawandel negiert.

Donald Trump singt seit jeher das Hohelied der fossilen Energiequellen, macht Windräder für Krebserkrankungen verantwortlich. Er hetzt und wütet, sieben Wochen vor der Wahl mehr denn je.

Zu den Waldbränden indes findet Trump keine Worte, geschweige denn, dass er Empathie zeigt, Hilfe anbietet. Warum? Es sind primär „nur“ demokratisch regierte Staaten betroffen. Kalifornien, nein, die gesamten Vereinigten Staaten von Amerika gehen durch eine dunkle Zeit.

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