His Doing

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Sein Werk

Anhänger des US-Präsidenten stürmen das Kapitol in Washington, D.C. Das Land droht, daran zu zerbrechen. Donald Trump allein trägt dafür die Verantwortung.

Und Donald Trump lügt einfach weiter. Während seine Anhänger voller Hass und Aggressivität das Kapitol in Washington, D.C. stürmen, stellt er sich vor das Weiße Haus und spricht einmal mehr von einer gestohlenen Wahl. Seine Aufforderung an die Randalierer, in Frieden nach Hause zu fahren, hat nichts Beschwichtigendes, nichts Deeskalierendes und schon gar nichts Präsidiales. Es ist unverzeihlich. Der Präsident der Vereinigten Staaten allein trägt die Verantwortung dafür, dass die Vereinigten Staaten von Amerika in diesen Stunden drohen zu zerbrechen.

Donald Trump hat vier Jahre lang agitiert und gehetzt. Er hat eine Welt um sich herum aufgebaut, die keine demokratischen Prinzipien achtet, und die nur über Hass und Verachtung funktioniert. Er hat Fakten und Realitäten ignoriert, immer wieder, sie zu Lügen erklärt, selbst gelogen. Um seine Macht zu sichern, hat er das Weiße Haus in einen autokratischen Ort verwandelt. Alle, die es wagten, ihm zu widersprechen, mussten gehen.

Er hat die Spaltung des Landes gnadenlos ausgenutzt und die Sorgen und Ängste seiner Basis in eine Waffe verwandelt und sie gegen die eigenen Mitbürger gerichtet. Anstatt sein Amt ernst zu nehmen und der Verantwortung gerecht zu werden, die Lage der Menschen im Land zu verbessern, missbrauchte er das Oval Office, missbrauchte er seine Bürger. “Wir lieben euch”, sagte der Präsident, als der Mob Waffen zog, Scheiben am Kapitol zerschlug und auf alles eindrosch, was die USA ausmachen: Respekt gegenüber der Demokratie, freien Wahlen, einer friedlichen Amtsübergabe, dem politischen Gegner.

Man muss vermuten: Es ist diese Zerstörung, die Donald Trump liebt. Nicht die Menschen. Sie haben ihm geliefert, wozu er sie immer wieder ermutigt hat. So schockierend die Bilder aus der Hauptstadt der USA sind, sind sie traurigerweise konsequent. Der Aufrührer Trump hat weniger als zwei Wochen vor dem Ende seiner Präsidentschaft das gemeinsame Verständnis der Gesellschaft darüber, was diese Nation ausmacht, endgültig in Schutt und Asche legen lassen.

Diese Nation hat ihre gemeinsame Identität verloren

Die Demokratie werde diesem Präsidenten standhalten, sagten die Optimisten nach dem Sieg von Joe Biden. Noch ist sie nicht gefallen und es wäre fatal, jetzt aufzugeben. Donald Trump wird trotz allem das Weiße Haus verlassen müssen. Joe Biden wird am 20. Januar der nächste Präsident. Alle Abgeordneten und Senatoren, die aus Loyalität zu Trump die symbolische Bestätigung des Wahlergebnisses im Kapitol stören wollten, sollten sich angesichts der Gewalt nun hoffentlich eines Besseren besinnen. Mitch McConnell, der Mehrheitsführer im Senat, hat vor der Eskalation auf der Straße sehr spät in dem Irrsinn dieser Übergangsphase endlich das Wort erhoben und davor gewarnt, dass ein solches Verhalten die Republik für immer schädigen könnte. Doch auch er hat sie geschädigt, all jene haben sie geschädigt, die Trump so lange haben schweigend gewähren lassen.

Eine Frau starb während der Krawalle im Kapitol. Diese Bilder werden sich nicht mehr überdecken lassen mit ein paar patriotischen Worten, die die Bürger zusammenbringen sollen. Seit Trumps Präsidentschaft wurde das ohnehin mit jedem Tag, mit jedem Tweet ein bisschen schwieriger. Stetig zog der Präsident die Gräben tiefer. Schon im Sommer offenbarten die Proteste gegen Rassismus und rassistische Polizeigewalt, dass in der US-amerikanischen Gesellschaft nichts mehr in Ordnung ist. Die Präsidentschaft Trumps hat endgültig dafür gesorgt, dass diese Nation ihre gemeinsame Identität verloren hat.

Biden wird sich darum bemühen, sie wiederherzustellen. Viel hat er in den vergangenen Monaten von der US-amerikanischen Seele gesprochen. Dass das, was die Bürger in Washington erlebten, nicht das wahre Amerika sei, sagte Biden an diesem furchtbaren Nachmittag.

Es ist nicht das wahre Amerika. Es sind nicht die Millionen, die Biden gewählt haben und eine demokratische Mehrheit im Senat. Und die Gewalt wird auch viele erschüttern, die Donald Trump arglos noch einmal gewählt haben. Aber die, die sich nicht mehr vertreten sehen von den Werten und Grundüberzeugungen des Landes, sind auch ein Teil dieser Nation. Sie haben eine zerstörerische Kraft entfaltet, die Donald Trump geschaffen hat. Es ist sein Werk. Es wird nicht mit der Amtseinführung des neuen Präsidenten verschwinden. Die USA sind seit diesem Tag ein anderes Land.

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