Checks for All: Who Does Joe Biden’s Free Money Really Help?

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Schecks für alle: Wem helfen Joe Bidens Geldgeschenke wirklich?

In diesen Tagen haben Abermillionen von Amerikanern Post von US-Präsident Joe Biden erhalten. Den “lieben Mitbürgern” wird er unter dem American Rescue Plan, dem Rettungspaket der Bundesregierung, 1400 Dollar schenken. Insgesamt wird der Präsident 158 Millionen Haushalte, praktisch das ganze Staatsvolk, beglücken.

Genauer: all jene, die bis zu 80.000 Dollar pro Jahr als “angepasstes Brutto” verdienen – oder 160.000 Dollar für Eheleute, die gemeinsam veranlagt werden. Ein Haushaltsvorstand darf bis zu 120.000 Dollar verdienen; Kinderzuschläge gibt es extra. Das Gesamtbrutto darf noch höher sein, weil bei der Festsetzung des veranschlagten Einkommens allerlei Abzüge geltend gemacht werden können. Zum Beispiel: Alimente oder Beiträge in eine private Pensionskasse. Also fließt das Geld bis weit in die gehobene Mittelschicht.

Mit anderen Worten: Hier wird das Füllhorn nicht nur über den Bedürftigen ausgeschüttet. Vor Biden war Donald Trump ebenfalls sehr großzügig. Der hat seit dem Corona-Ausbruch gleich zweimal Schecks in ähnlicher Höhe ausgestellt. Der dritte, der von Biden, wird wohl nicht der letzte sein, obwohl die US-Wirtschaft inzwischen real um 6,4 Prozent wächst.

Alles im Namen der sozialen Gerechtigkeit – wenn da nicht ein kleiner Makel wäre. Es gibt zwar die bereits erwähnten Obergrenzen, aber keine Vermögensprüfung. Gefragt wird nicht nach Ersparnissen, Erbschaften, Immobilien; die Milliarden fließen aus der Gießkanne – ob einer an der Armutsgrenze lebt oder auf einem hübschen Polster sitzt. Ob die Empfänger unter Schulden ächzen oder in einem Haus wohnen, das täglich an Wert gewinnt. Fast jeder kriegt das Gleiche.

Zugegeben: Die Gießkanne hat praktische Gründe. Der Staat musste in der Pandemie zügig handeln und konnte nicht Monate damit verbringen, die Eigentumsverhältnisse der Bürger auszubaldowern. Denn das “Helikopter-Geld” soll möglichst schnell der Wirtschaft helfen – das ist gut für die gesamte Nation, egal ob reich oder arm. Allerdings dauert es eine Weile, bis die Bürokratie in die Gänge kommt. Und so kommt dieser dritte Scheck von der Regierung zu spät, weil die Wirtschaft längst wieder rasant wächst.

Aber haben wenigstens die beiden Schecks von Donald Trump gewirkt? Die Ökonomen haben nachgeguckt und entdeckt: nicht so richtig. Die Theorie besagt: Gib den Leuten Geld in die Hand, und sie werden es ausgeben und die Wirtschaft in Schwung bringen. Nachfrage führt zu Wachstum. Die Leute kaufen, die Betriebe stellen ein und investieren – wodurch noch mehr Geld in die Wirtschaft fließt.

Das ist gut gewollt. Doch leider stimmt die Rechnung nicht ganz. In einer groß angelegten Umfrage haben Wissenschaftler zu ergründen versucht, was die Bürger im vergangenen Jahr mit dem Geldsegen, über zwei Billionen Dollar, vorhatten. Veröffentlicht wurden ihre Ergebnisse in einem Arbeitspapier des National Bureau of Economic Research. Die Forscher kamen darin zu dem Schluss, dass die großzügigen Zuwendungen des Staates nicht die erhoffte Wirkung zeigten. Nur 15 Prozent der Haushalte wollten das Geld ausgeben. Die große Mehrheit hatte anderes vor. Ein Drittel gab kund, das Geld sparen zu wollen. Mehr als die Hälfte wollte damit Schulden begleichen.

Nur ein kleiner Teil des Betrages floss dorthin, wo er hinsollte: an notleidende Industrien, die langlebige Konsumgüter wie Autos und Waschmaschinen herstellen. Stattdessen strömte die Nachfrage in den täglichen Bedarf wie Nahrung oder Kosmetik. Bloß hatte dieser Aufwärtstrend schon vor den staatlichen Ausschüttungen begonnen. Die Amerikaner hatten schon am Anfang der Pandemie Lebensnotwendiges gehortet. Als die Hamsterkäufe aufgebraucht waren, mussten die Bürger nachkaufen, obwohl die Staatsknete noch nicht angekommen war.

Wie erklärt man die eher bescheidene Wirkung der Füllhornpolitik? Womöglich löste diese das falsche Problem, indem sie versuchte, die Nachfrage aufzupäppeln. Tatsächlich mag das fehlende Angebot das wahre Problem gewesen sein. Was sollten die Leute mit dem geschenkten Geld machen? Wie es ausgeben? Viele Kneipen und Restaurants blieben in der Pandemie geschlossen, ebenso die Geschäfte, Baumärkte und Hotels. Wo hinfahren, wenn die Flugzeuge am Boden parken und die Ferienanlagen verrammelt sind? Lockdown und verriegelte Büros bremsten die Nachfrage nach Mobilität; folglich blieben Autohändler auf ihren Fahrzeugen sitzen.

Kurzum: Wenn es nichts zu kaufen gibt, hilft auch das viele Geld nicht. Was folgt daraus? Wie immer haben Ökonomen mindestens zwei Antworten parat. Marktwirtschaftler sagen: Billionen an milden Gaben bremsen die Erholung, statt sie zu beleben. Warum Arbeit suchen, wenn der Staat fürs Nichtstun belohnt? Folglich sucht die Wirtschaft in Deutschland wie in Amerika händeringend nach Arbeitskräften. In den USA sind sieben Millionen Arbeitsplätze unbesetzt, in Deutschland 1,5 Millionen. Staatswirtschaftler ziehen den umgekehrten Schluss. Weil “Helikopter-Geld” zu wenig bringt, müsse der Staat als oberster Konsument auftreten, also am Bürger vorbei in die Vollen gehen. Und zwar durch den Ausbau von Digitalnetzen, Schnellzügen, Stromtrassen; durch Förderung des sozialen Wohnungsbaus, von Elektroautos oder durch den Kauf von iPads für alle Schulkinder.

Dann gibt es noch eine weitere Meinung: Sie wird vertreten von dem Harvard-Ökonomen Larry Summers, der Bill Clinton als Finanzminister diente. Er warnt vor einer Politik, bei der “der Stimulus das Haushaltsdefizit um 15 Prozent erhöht”. Er will zurück zu einer “Geldpolitik, die Inflation verhindert”. Die Inflation ist in den USA inzwischen bei 5,6 Prozent angelangt und steigt auch im Euro-Raum. Die Inflation macht alle ärmer – außer diejenigen, die keine staatlichen Zuschüsse brauchen und ihr Geld in Immobilien, Gold, Kunst und Aktien investieren. Zu viel billiges oder geschenktes Geld, will Summers uns sagen, ist nur scheinbar ein Segen. Abgerechnet wird immer, und die Gesetze der Ökonomie lassen sich nicht austricksen.

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