Reichlich weltfremd
In den USA infizieren sich mehr als 800 000 Menschen täglich – dennoch verpasst der Supreme Court Präsident Joe Biden eine schallende Ohrfeige. Ein Kommentar.
Die Omikron-Welle donnert durch die ganze USA. Nur in einem ehrwürdigen weißen Säulenbau in Washington trotzt man tapfer der Realität: Der US-amerikanische Supreme Court hat nun die Impf- und Testvorschriften des Präsidenten für größere Unternehmen abgeschmettert.
Politisch bedeutet die Blockade der 3G-ähnlichen Regeln für die Arbeitsplätze in den USA einen herben Rückschlag für Joe Biden. Dessen Corona-Politik wirkt ohnehin zunehmend hilflos. Nun kassiert das Oberste Gericht seinen wichtigsten Hebel, die niedrige Impfquote zu erhöhen.
Die Kritik des Gerichts, die Regierung berücksichtige die unterschiedliche Gefährdung einer Ansteckung in verschiedenen Branchen nicht, mag juristische Fachleute überzeugen. In der Realität einer Massen-Pandemie, wo selbst niedrigschwellige Regeln wie das Maskentragen und das Testen von rechtspopulistischen Gouverneur:innen diskreditiert werden, wirkt sie reichlich weltfremd. Man kann nur hoffen, dass mehr Unternehmen wie die Fluggesellschaft United oder der Fleischproduzent Tyson in Eigenregie eine Impfpflicht für ihr Personal verhängen. Sie tun das nicht aus ideologischen Gründen, sondern aus reiner Notwendigkeit: Weil sich so viele Beschäftigten mit Covid-19 krankmelden, bekommen viele Betriebe Probleme.
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