The U.S. answer to Russian demands has long been known. So, should it all get thrown out? Why the written exchange may be a way out of the crisis.
Vladimir Putin created the Ukraine crisis; the escalation in recent weeks has been driven by his will alone. The U.S. administration’s written response to Russian illusions of a new European security order is only a building block in this construction, whose rationale cannot be known. If the Russian goal had been to conduct negotiations over eastern Ukraine, weapons, maneuvers or cyberthreats, there would have been easier ways to achieve them. Offers have been on the table for years.
Thus, the response formulated in Washington to the two presumptuous draft agreements was, content-wise, above all just a formality. What is written in it has been publicly stated in many rounds of discussion. Of course, NATO will not compromise on the principle that membership is open to every country that fulfils certain prerequisites (which Ukraine presently does not). Of course, the U.S. will not withdraw its nuclear weapons from Europe, which for decades have been part of a calculated deterrence that applies to all sides, Russia as well as the West. One could do without these weapons if they were considered superfluous, but that is wishful thinking. And of course, the membership of the Baltic nations, Poland or southeastern European countries will not be rescinded. These nations have chosen to enter the alliance through a democratic process and thus through a sovereign decision. No one forced them to join.
Thus, there is hope that Russia will use the written answer in its attempt to demand a new order as a point of entry into serious negotiations and an exit from the crisis. There are enough subjects remaining to be negotiated, including, of course, the threat perceived by the Russian government. One can thus talk about short- and intermediate-range missiles, nuclear disarmament, the scale and location of maneuvers, the exchange of officers to build trust. All this has been regulated previously in the Founding Act on Mutual Relations, Cooperation and Security between Russia and NATO, and there have been repeated calls to renew it.
Negotiations Would Constrain Putin
But is that the point? Of course not. Whoever includes Putin in the logic of negotiations takes away his greatest tactical advantage: to act whenever and however he wants. It is this element of surprise that creates the pressure that the West finds so painful, that divides societies and that provokes disagreements in legislatures, including here in Germany. It is the piercing power of not knowing that produces paralysis, helplessness and weakness.
So, would it have been better to just do without the written response or, more simply, to not take Putin’s bait? No, it would not have been, because only through the exchange of written proposals does it become possible to relocate the conflict from the parade grounds on Ukraine’s eastern border to the negotiating table in Geneva. The U.S., NATO, the West — their only option is to rationalize this conflict and to force it into the corset of diplomacy. No attempt in this direction is too small to be meaningful.
Unity and decisiveness are also meaningful now. The U.S. and its allies have done what was reasonable and possible. Putin must now decide if he wants to wage a war. He knows the cost of that.
Amerikas Angebot zur Vernunft
Die Antwort der USA auf die russischen Forderungen war längst bekannt. Also alles für den Papierkorb? Warum der schriftliche Austausch ein Weg aus der Krise sein kann.
Wladimir Putin hat die Ukraine-Krise konstruiert, die Eskalation der letzten Wochen folgt allein seinem Willen. Und so ist auch die schriftliche Antwort der US-Regierung auf die russischen Vorstellungen einer neuen europäischen Sicherheitsordnung nur ein Baustein in diesem Konstrukt, dessen Sinn sich nicht erschließt. Wäre es das russische Ziel gewesen, Verhandlungen über die Ostukraine, über Waffen, Manöver oder Cyber-Bedrohungen zu führen - das wäre leichter zu haben gewesen. Angebote dazu liegen seit Jahren auf dem Tisch.
Deswegen ist die in Washington formulierte Antwort auf die zwei vermessenen Vertragsentwürfe inhaltlich erst mal nur eine Formalie. Was in diesem Schreiben steht, wurde in vielen Gesprächsrunden öffentlich gesagt. Natürlich wird die Nato nicht auf das Prinzip verzichten, dass sie die Mitgliedschaft jedem Staat zugesteht, der bestimmte Voraussetzungen erfüllt (die Ukraine erfüllt sie momentan nicht). Natürlich werden die USA nicht ihre Nuklearwaffen aus Europa abziehen, die seit Jahrzehnten Teil eines Abschreckungskalküls sind, das ja für alle Seiten - Russland wie den Westen - aufgeht. Verzichten könnte man auf diese Waffen, wenn alle sie für überflüssig hielten, aber das ist Wunschdenken. Und natürlich wird die Aufnahme der baltischen Staaten, Polens oder der südosteuropäischen Staaten nicht rückabgewickelt. Diese Staaten haben sich in einem demokratischen Verfahren und damit in souveräner Entscheidung für das Bündnis ausgesprochen. Niemand hat sie zur Mitgliedschaft gezwungen.
So bleibt die Hoffnung, dass Russland die schriftliche Antwort auf sein Ordnungsdiktat als Ausgangspunkt für seriöse Verhandlungen und einen Ausweg aus der Krise nutzt. Für diese Verhandlungen bleiben genug Themen, darunter natürlich auch die von der russischen Regierung empfundene Bedrohung. Es lässt sich also reden über Kurz- und Mittelstreckenraketen, über den Abbau nuklearer Waffen, über Größe und Ort von Manövern, über den Austausch von Offizieren zur Vertrauensbildung. All dies wurde schon einmal geregelt (in der Nato-Russland-Grundakte) und mehrmals zur Renovierung aufgerufen.
Verhandlungen würden Putin einzwängen
Aber geht es darum? Natürlich nicht. Wer Wladimir Putin in eine Verhandlungslogik einbindet, nimmt ihm seinen größten taktischen Vorteil: zu handeln, wann und wie er will. Aus dieser Überraschung entsteht der Druck, den der Westen so schmerzhaft empfindet, der Gesellschaften spaltet und Parlamente wie gerade den Bundestag streiten lässt. Es ist die bohrende Kraft der Ungewissheit, die Ohnmacht, Hilflosigkeit und Schwäche erzeugt.
Wäre es also besser gewesen, auf die schriftliche Antwort zu verzichten, oder simpler ausgedrückt: nicht über das Stöckchen zu springen, das Putin hält? Das wäre es nicht, denn nur der Austausch schriftlicher Vorstellungen eröffnet ja erst die Möglichkeit, den Konflikt von den Aufmarschplätzen an der ukrainischen Ostgrenze in die Verhandlungszimmer nach Genf zu verlagern. Die USA, die Nato, der Westen: Sie haben nur die Option, diesen Konflikt zu rationalisieren und in das Korsett der Diplomatie zu zwängen. Dazu sollte kein Versuch zu unbedeutend sein.
Bedeutend sind jetzt auch Geschlossenheit und Entschlossenheit. Die USA und ihre Verbündeten haben getan, was vernünftig und möglich war. Wladimir Putin muss nun entscheiden, ob er einen Krieg führen will. Den Preis dafür kennt er.
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