Inflation Is Slipping out of US Control; Interest Rates Must Rise Faster

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Den USA entgleitet die Inflation. Nun müssen die Zinsen schneller steigen

Amerikas Notenbank hat es vermasselt. Sie hat den Kampf gegen die Inflation zu spät und viel zu zögerlich aufgenommen. Nun muss das Tempo verschärft werden, selbst zum Preis einer Rezession.

Jerome Powell wird es zusehends unwohl in seiner Haut. Der amerikanische Notenbankchef muss zusehen, wie die Inflation in den USA in immer höhere Sphären klettert, auf mittlerweile schon 8,5 Prozent. Powell hat daher angedeutet, bei den Zinssteigerungen das Tempo zu erhöhen. Anstelle der bisher üblichen Trippelschritte von 0,25 Prozentpunkten dürfte der Leitzins bei der nächsten geldpolitischen Sitzung um 0,5 Prozentpunkte erhöht werden. Ein solcher Schritt liege «auf dem Tisch», meinte Powell am Donnerstag vielsagend.

Fatale Politik der Überhitzung

An den Aktienmärkten, wo man sich an das billige Geld gewöhnt hat, kommt die Ankündigung zwar schlecht an. Doch mehr Entschiedenheit im Kampf gegen die Inflation ist geboten. Denn in den USA macht sich ein Gefühl des Kontrollverlustes breit. Die Preise, vom bisherigen Vorgehen der Notenbank wenig beeindruckt, steigen scheinbar ungebremst. Der öffentliche Unmut nimmt zu. Bereits fast jeder fünfte Amerikaner, so zeigt eine Umfrage, betrachtet die Inflation als das drängendste Problem des Landes.

So weit hätte es nicht kommen müssen – und nicht kommen dürfen. Zur teilweisen Entlastung der Notenbank ist zwar einzugestehen, dass man mit höheren Zinsen keine Lieferkettenprobleme lösen kann; und auch Angebotsverknappungen bei Energiegütern oder Nahrungsmitteln lassen sich mit Geldpolitik nicht beheben. Doch unschuldig sind die Währungshüter am Preisschub mitnichten. Denn zur Dämpfung der Nachfrage stehen ihnen wirksame Instrumente zur Verfügung – sofern man sie denn zu nutzen bereit ist.

An dieser Bereitschaft hat es Powell und seinem Team gefehlt. Ihre Politik hat den wirtschaftli¬chen Zyklus nicht geglättet, sondern verstärkt. Die billionenschwere Stimulierungspolitik der Regierung Biden wurde flankiert durch eine ähnlich grosszügige Geldpolitik. Das Resultat dieses Nebeneinanders war eine massive Überhitzung der Wirtschaft. So zeigt eine Analyse der Federal Reserve Bank von St. Louis, dass die Geldpolitik im vierten Quartal 2021, als die Inflationsgefahr bereits überdeutlich zu erkennen war, so stimulierend war wie nie zuvor in fast 50 Jahren.

Mit anderen Worten: In einer Zeit, in der die Regierung einen wahren Geldregen über die USA niederrieseln liess, die Konsumnachfrage dank nachlassenden Corona-Massnahmen stark anstieg, die Unternehmen händeringend nach Arbeitskräften suchten und die Preise sowie Löhne deutlich anzogen, kurbelte die Notenbank die Wirtschaft noch zusätzlich an. Die Folgen dieser prozyklischen Politik sieht man heute: ein rasanter Kaufkraftverlust des Geldes und eine angeschlagene Glaubwürdigkeit der Währungshüter.

Gefahr einer Abkoppelung

Kluge Geldpolitik erfolgt in kleinen Schritten und vermeidet schockartige Sprünge. Doch das bedingt, dass man vorausschaut und Probleme bereits angeht, wenn sie sich erst abzuzeichnen beginnen. Zu solchen vorbeugenden Massnahmen konnte sich Amerikas Notenbank in jüngerer Vergangenheit aber nie durchringen. Das rächt sich nun. Denn die Bank kann sich das Ideal eines graduellen Vorgehens nicht länger leisten, sondern muss das Tempo beschleunigen; das verdeutlicht die Wortmeldung von Powell.

Amerikas Notenbank befindet sich in einer kritischen Phase. Sie muss verhindern, dass die Inflation sich verselbständigt, in alle Ritzen der Wirtschaft dringt und die Lohn-Preis-Spirale ausser Kontrolle gerät. Je länger die Teuerung auf hohem Niveau verharrt, desto grösser wird die Gefahr einer solchen Abkopplung. Die Zinsen müssen daher zügig auf ein Niveau steigen, das nicht länger stimulierend wirkt. Sollte dies eine Rezession auslösen, wäre das ein Preis, den man zu zahlen bereit sein müsste. Denn Alternativen zur Inflationskontrolle gibt es nicht.

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