Der brillante Immunologe Fauci stand sieben US-Präsidenten beratend zur Seite. In der Corona-Pandemie wurde er besonders für Trump und andere Republikaner zum Feindbild.
Obwohl Anthony Fauci in seiner langen Karriere als führender Immunologe der USA sieben Präsidenten beraten hat, mithin alle seit Ronald Reagan, obwohl er vielfach ausgezeichnet wurde, unter anderem mit der Presidential Medal of Freedom, obwohl er sein Leben in den Dienst am Gemeinwohl gestellt hat, werden den meisten Menschen dereinst wohl vor allem seine Auseinandersetzungen mit Donald Trump in Erinnerung bleiben.
Als Präsident wollte dieser der Bevölkerung unter anderem weismachen, das Coronavirus werde blitzschnell wieder verschwinden. Einmal mutmaßte er, das Virus könne durch die Injektion von Desinfektionsmitteln bekämpft werden. Dem Wissenschaftler Fauci oblag es in solchen Fällen, dem Präsidenten öffentlich zu widersprechen, was diesen erzürnte.
Anfang dieser Woche hat Fauci erklärt, er werde im Dezember von seinem Posten als Direktor des National Institute of Allergy and Infectious Diseases zurücktreten. Gleiches gelte für seine Rolle als Chief Medical Advisor to the President. Fauci ist 81 Jahre alt. Er sagte, er sei an der Zeit, sich dem nächsten Kapitel seiner Karriere zu widmen.
Es gibt wohl keinen bekannteren Wissenschaftler in den USA. Bereits 1968 schloss sich Fauci den National Institutes of Health an, dem nationalen Zentrum für biomedizinische Forschung. Seither hat er unermüdlich veröffentlicht, bei mehr als tausend wissenschaftlichen Texten firmiert er als Autor, Co-Autor oder Herausgeber. In amerikanischen Medien heißt es, Fauci arbeite ununterbrochen, sieben Tage die Woche, 52 Wochen im Jahr.
Das stimmt allerdings nicht ganz. Denn: Im Sommer des Jahres 2020 war er zu Gast bei einem Baseballspiel der Washington Nationals. Man bat ihn dort, den zeremoniellen ersten Wurf auszuführen. In einem spektakulär miesen Versuch verfehlte Fauci den Fänger um mehrere Meter. So ausgezeichnet er als Wissenschaftler sein mag, so miserabel ist er als Baseballer.
Seine vielfach erwiesene wissenschaftliche Brillanz wurde während der Coronakrise von republikanischen Politikern immer wieder in Frage gestellt. Diese wollten möglichst rasch sämtliche Beschränkungen aufheben, wovor Fauci warnte. Dadurch wurde er für einige Republikaner zum Feindbild. Besonders mit dem Senator Rand Paul lieferte er sich harte Auseinandersetzungen. Als dieser ihn einmal in einer Anhörung im Kongress als Lügner bezeichnete, sagte der immer so sanfte Fauci mit einer Stimme der Kälte und des Zorns: “Wenn hier jemand lügt, Senator, dann sind Sie das.”
Unbestritten ist allerdings auch, dass Fauci Fehler im Umgang mit der Pandemie gemacht hat. Anfangs hat er gesagt, es sei nicht nötig, in der Öffentlichkeit eine Maske zu tragen. Zudem hat er, wie viele andere Wissenschaftler, anfangs nicht erkannt, dass besonders die symptomfreien Infizierten das Virus verbreiteten. Beide Fehler hat er öffentlich eingestanden.
Bereits am Ende von Trumps Präsidentschaft wollte Fauci zurücktreten. Die Anfeindungen durch den Präsidenten und andere Republikaner hatten dazu geführt, dass er regelmäßig Morddrohungen erhielt. Nachdem Joe Biden die Präsidentschaftswahlen im Jahr 2020 gewonnen hatte, habe dessen Team als erstes Fauci kontaktiert, berichtet die Washington Post. Ob er bitte weitermachen könne? Fauci sagte zu.
Ende 2021 wurde im Bundesstaat Iowa ein Mann festgenommen, der, aus Kalifornien kommend, unterwegs in die Hauptstadt war. Im Gepäck fanden sich ein Gewehr, Munition und eine Liste mit Menschen, die er zu töten gedachte. Auf der Liste ganz oben: Joe Biden und Anthony Fauci.
In den kommenden Monaten will er dabei helfen, seine Nachfolgerin, seinen Nachfolger zu suchen. Und danach? “Ich gehe nicht im klassischen Sinne in den Ruhestand”, sagte Fauci. Vielmehr wolle er reisen, schreiben und, das sagte er auch, “die nächste Generation dazu inspirieren, sich zu engagieren”.
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