Why We Have To Get to the Moon before China

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Warum wir vor China auf dem Mond sein müssen

Mit Artemis startet in Zeiten von Krieg und Krisen nach 50 Jahren wieder ein Mondprogramm von den USA und Europa. Es ist höchste Zeit dafür!

Um die Welt ist es nicht zum Besten bestellt. In Europa tobt ein Krieg. Als Folge wird eine Energiekrise befürchtet. Die globale Seuche ist nicht überstanden. Die zweitgrösste Volkswirtschaft darbt dahin. Und die Jahrhundertflut in Pakistan erinnert uns daran, dass die grössten Katastrophen des Klimawandels noch bevorstehen. Kurz: Es gäbe viel zu tun, um die Erde zu einem besseren Ort zu machen.

Ist es da tatsächlich angebracht, eine 2,2 Milliarden teure Rakete zu zünden, um damit zwei Puppen in einem Raumschiff einmal um den Mond kreisen zu lassen und sie wieder zurück auf die Erde zu holen? Das ist das Ziel der Mission Artemis 1, die am Samstagabend startet. Sofern es denn dieses Mal wirklich klappt. Der Start war eigentlich schon auf Montag angesetzt, musste dann aber quasi in letzter Minute wegen technischer Probleme abgesagt werden.

Das zeigt, die Nasa – welche die Mission mit Unterstützung der europäischen Raumfahrtagentur ESA durchführt – ist beim Zünden von Mondraketen etwas aus der Übung geraten. Zum letzten Mal flogen 1972 Astronauten auf den Erdtrabanten. Danach wurde das Apollo-Programm eingestellt: Das Ziel war erreicht, die Amis waren vor den Sowjets auf dem Mond, und weitere Missionen zu teuer. 50 Jahre später – in einer von Krieg und Krisen geprägten Zeit – folgt auf den Lichtgott Apollo die Mondgöttin Artemis als Patronin für neue Expeditionen zum Erdtrabanten.

Muss das sein? Die Antwort lautet Ja! Und zwar aus drei Gründen.

Erstens: Auch ohne Flug wird die Klimakrise nicht gelöst sein

Auch wenn wir nicht zum Mond flögen, so würde keines der oben genannten Probleme gelöst. Es ist falsch, von einem Entweder-oder auszugehen: Klimakrise lösen oder Krieg stoppen. Corona in den Griff bekommen oder zum Mond fliegen. Die Menschheit ist breit aufgestellt und kann vieles gleichzeitig schaffen.

Zweitens: Es geht um die Zukunft der Demokratie

Es steht kein neues Wettrennen in den Weltraum bevor, wie mancherorts zu lesen ist. Dieses ist bereits gestartet. 2020 landete China als erste Weltraummacht überhaupt auf der erdabgewandten Seite des Mondes eine Sonde. Das Manöver ist deshalb so komplex, weil kein direkter Funkkontakt zur Erde hergestellt werden kann. Es ist die spannendere Hemisphäre, da es dort gefrorenes Wasser gibt und sich das Weltall in der Dunkelheit besonders gut beobachten lässt.

Seine Ambitionen hat China mehrfach deutlich gemacht: Das Land der Mitte will nicht nur Menschen auf den Mond senden, sondern dort im nächsten Jahrzehnt auch eine permanente Raumstation errichten. Und vermutlich hat China keine Lust, den Mond ohne Grund mit uns zu teilen. Dass die Nasa zusammen mit der ESA ein eigenes Mondprogramm lanciert hat, ist richtig. Gerade in Zeiten, in denen es nicht besonders gut um die Demokratie bestellt ist und sich mehr Länder China und weniger dem Westen zuwenden, ist es essenziell, dass die USA und Europa das Wettrennen gewinnen. Ausdauer ist gefordert, denn der Mond ist bloss ein Etappenziel für die Reise auf den Mars.

Drittens: Wenn wir hier bleiben, werden wir alle sterben

Elon Musk mag ein Spinner sein, aber er hat recht, wenn er den Mars kolonialisieren will. Die Menschheit auf einem zweiten Planeten heimisch zu machen, verringert das Risiko, dass sie wegen einer unabwendbaren Katastrophe ausstirbt. Freilich, die Reise sollte irgendwann weiter in ein anderes Sonnensystem gehen, denn unsere Sonne verglüht in etwa fünf Milliarden Jahren. Das ist noch eine Weile hin, doch der Weg unfassbar weit. Das erfordert viele Schritte. Ein kleiner dahin ist eine neue Mondmission.

Viertens: Die Neugierde hält uns am Leben

Es liegt in der Natur des Menschen, seine Umgebung zu erkunden. Sich zu fragen, was befindet sich hinter dem Berg, was liegt hinter dem Horizont. Hätten unsere Vorfahren diesen Drang nicht verspürt, wir lebten noch immer in Höhlen. Wer rausgeht, wird inspiriert und lernt. Einst erforschten wir die Berge und Täler, dann die Weltmeere, jetzt das Universum. Eine Spezies, der die Neugierde abhandengekommen ist, die das Staunen verlernt hat, geht ein.

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