Kurzsichtige Saudis
Dass der alte Deal zwischen den Vereinigten Staaten und Saudi-Arabien zerfällt, hat mit materiellen Zwängen auf beiden Seiten zu tun. Aber Riad tut sich mit seinem aktuellen Kurs keinen Gefallen.
Im Nahen Osten, einer an politischen Erschütterungen nun wirklich nicht armen Region, ist die Schwächung der saudisch-amerikanischen Allianz eine weitere Zäsur. Die Gründe liegen tiefer und reichen weiter zurück als der aktuelle Disput über Russland.
Im Kern zerfällt der alte Deal, der die beiden Länder einst zusammenbrachte: Die Saudis lieferten (günstiges) Öl, Amerika lieferte Sicherheit. Schon Bidens Vorgänger kündigten den amerikanischen Teil der Abmachung, den saudischen stellt jetzt der junge Kronprinz in Riad infrage. Beide Seiten werden von materiellen Zwängen getrieben: Amerika hat sich als globale Ordnungsmacht überdehnt; das saudische Königshaus braucht Geld, um sich auf die dekarbonisierte Zukunft der Weltwirtschaft vorzubereiten.
Anschauung in der Ukraine
Trotzdem ist vor allem der Kurs Muhammad Bin Salmans erstaunlich kurzsichtig. In der Ukraine erhält er gerade Anschauungsunterricht dafür, dass Amerika seine Partner nicht hängen lässt, wenn es ganz hart kommt.
Da nun aber der Eindruck entstehen musste, dass Riad sich in der größten geopolitischen Krise seit Jahrzehnten auf die antiwestliche Seite schlägt (vom Schaden für Bidens Wahlkampf zu schweigen), werden sich in Washington immer mehr Leute fragen, ob die Saudis noch Partner sind. Wäre man in Iran nicht mit anderem beschäftigt, hätte man einen Grund zum Feiern.
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