America Stretched Thin

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Überdehntes Amerika

Die Blockade der Ukrainehilfe ist ein Signal des Prioritätenwechsels und der strategischen Erschöpfung der Weltmacht. Deutschland steht eine schwierige Wahl bevor.

Präsident Biden hat recht. An die Abstimmung im Senat, in der weitere Hilfe für die Ukraine und Israel abgelehnt wurde, wird man sich noch lange erinnern. Nicht weil es das letzte Wort in dieser Angelegenheit gewesen sein muss: Spätestens im Januar und Februar müssen die zerstrittenen Kongressparteien wieder über den Haushalt beraten; da könnten sich neue Möglichkeiten zum Kompromiss ergeben.

Grenzschutz und Einwanderung

Denkwürdig ist vor allem die Art und Weise, wie parteipolitischer Streit die Außenpolitik lähmt. Amerika lässt ein von einem Gegenspieler überfallenes Land sowie einen alten Verbündeten im Stich, weil die politische Führung sich nicht über den Grenzschutz und die Einwanderung verständigen kann. Selbst wenn man den Faktor Wahlkampf (Trump) berücksichtigt, ist das ein Signal des Prioritätenwechsels und der strategischen Erschöpfung einer seit Langem überdehnten Weltmacht.

In Berlin glauben noch viele, dass Amerikas Beistand auf alle Ewigkeiten gesichert sei. Aber wir leben nicht mehr im Kalten Krieg. Was sich derzeit im Kongress abspielt, zeigt, dass Russland in Washington nicht mehr durchgängig als direkte Bedrohung gesehen wird.

Das schwächt die NATO und damit auch die deutsche Sicherheit noch viel mehr als der heruntergewirtschaftete Zustand der Bundeswehr. Auch in Deutschland müssen sich die Prioritäten ändern. Es will keiner hören, aber hier wird man bald zwischen Sozialstaat und Verteidigung wählen müssen.

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