Joe Biden’s Case Shows Why We Need To Talk About an Age Limit for Top Jobs

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Die Personalie Biden zeigt, warum wir über Altersgrenzen für Top-Jobs sprechen müssen

Das Alter des amerikanischen Präsidenten wird zu einer Bürde im Wahlkampf. Auch in Deutschland verhindert der Respekt vor Lebensleistungen zu häufig offene Worte über die Begrenzung von Amtszeiten in Politik und Unternehmen.

Die US-Demokraten können die Diskussion um das Alter ihres 81-jährigen Präsidenten Joe Biden nicht aussitzen: Mit dem Bericht des Sonderermittlers Robert Hur, der Biden kaum verblümt den Geisteszustand eines altersmilden Opas zuschrieb, ist die Diskussion endgültig in den Mainstream-Medien angekommen. Wie alt darf ein Präsident sein? Und wer bringt es ihm bei, wenn er für zu alt befunden wird?

Die Diskussion geht Deutschland nicht nur deshalb etwas an, weil sie die Wahl zugunsten Donald Trumps entscheiden könnte. Sie berührt vielmehr eine Kernfrage, die sich die alternde deutsche Gesellschaft stellen muss: Wie lange sollen Menschen an der Spitze stehen dürfen – in Politik und Wirtschaft?

Das ist ein heikles Thema. Es geht dabei nicht nur um das Lebensalter, sondern auch um die Dauer von Amtszeiten. Unbestritten ist, dass das Urteil über die Staatsleute Helmut Kohl und Angela Merkel wohlwollender ausfallen würde, wenn beide sich nicht jeweils in vier Amtszeiten für unverzichtbar

Zum Ende der 16-jährigen Kanzlerschaften fehlte ihnen die Kraft, eigene frühere Fehlentscheidungen zu korrigieren. Zudem blockierten die ewigen Kanzler und ihr Umfeld die politischen Ambitionen der jeweiligen Folgegeneration. Trotz dieser Erfahrungen verpasste Deutschland vor zwei Jahren die im Kanzler-Wechsel liegende Chance, eine Begrenzung der Amtszeit zu diskutieren.

Ähnlich geht es in etlichen Unternehmen zu. Dabei zeigt etwa der Generationswechsel bei der Optikerkette Fielmann, wie gut neue Impulse einem Unternehmen tun. Seit vor gut vier Jahren der Sohn des kürzlich im Alter von 84 Jahren verstorbenen Gründers die volle Verantwortung übernommen hat, geht es mit der Digitalisierung voran – reichlich spät.

Viele verdiente Unternehmer bleiben erstaunlich lange aktiv – zumindest im Aufsichtsrat. Bei bekannten Unternehmen wie Tchibo und Otto durften Vertreter der Eigentümer-Familien bereits ihren 80. Geburtstag erleben. Bei Volkswagen sind die Abgesandten der Familien Piëch und Porsche im Aufsichtsrat 81 und 80 Jahre alt. Als Miteigentümer ist das Mandat ihr gutes Recht – widerspricht aber den Empfehlungen des deutschen Kodex für gute Unternehmensführung.

In manchen Fällen verhindert der Respekt vor einer imposanten Lebensleistung, offen darüber zu sprechen, wann und wie ein Wechsel eingeleitet werden kann. Jugend ist sicher kein Selbstzweck. Erfahrung und Berechenbarkeit sind wertvoll. Aber es ist nur menschlich, dass mit zunehmendem Lebensalter und Amtsdauer die Experimentierfreude abnimmt, die Vergangenheit den Blick auf die Zukunft verstellt und Routinen überhandnehmen.

Eine Begrenzung von Amtszeiten ist daher sinnvoll – selbst für Unternehmer. Je älter die Gesellschaft wird, desto wichtiger ist eine Übereinkunft darüber. BMW etwa hat eine starre Altersgrenze von nur 60 Jahren für seine Top-Manager eingezogen – und garantiert so Führungswechsel und Aufstiegschancen für das aufstrebende mittlere Management. Der Konzern bleibt agil, ohne in einen Jugendwahn zu verfallen.

Eine Altersgrenze für US-Präsidenten gibt es hingegen nicht. Und so scheint niemand in der Lage zu sein, den verdienten Demokraten Biden noch vor der Wahl zu einem würdevollen Abschied zu bewegen.

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