The Biden Problem: There Is Still Time for Him To Step Down

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Das Biden-Problem: Noch ist Zeit für einen Rückzug

Der US-Präsident legte einen zum Teil desaströsen Auftritt im TV-Duell mit Donald Trump hin. Die Debatte, ob er nicht Platz machen sollte, ist jetzt vollends ausgebrochen. Mit dem Amtsinhaber laufen die Demokraten ins Verderben.

Tagelang hatte sich Joe Biden zurückgezogen ins Sparring-Quartier nach Camp David, um sich voll und ganz auf die TV-Debatte gegen Donald Trump in Atlanta vorzubereiten. Und dann das: ein US-Präsident, heiser aufgrund einer Erkältung, nuschelnd, mit Versprechern und Aussetzern, nicht auf der Höhe, zum Teil neben sich und mit Tiefschlägen gegen seinen Kontrahenten – „This guy“ – in einem Duell auf streckenweise unterirdischem Niveau.

Der 81-Jährige war angetreten, um die Diskussion und die Zweifel über seine Fitness für das Amt im Weißen Haus zu zerstreuen und die Bilder zu entkräften, die ihn als verwirrten Greis zeigen. Das Gegenteil ist eingetreten. Die Diskussion, ob er Platz machen sollte, ist mit dem zum Teil desaströsen Auftritt vollends ausgebrochen – und sie wird ihn bis zum Wahltag auf Schritt und Tritt begleiten. Eine CNN-Blitzumfrage spricht Bände: Zwei Drittel sahen Donald Trump als Sieger. Der Republikaner geht gestärkt aus einem Duell hervor, dem Biden ohne Not zugestimmt hatte – so früh im Wahljahr wie noch nie, Wochen vor den Nominierungsparteitagen und zu Bidens Bedingungen.

Streit um Golf-Handicap: „Seien Sie nicht kindisch“

Der Ex-Präsident präsentierte sich wie eh und je, als Lügner und Übertreibungskünstler, der das Blaue vom Himmel verspricht – etwa ein Ende des Ukraine-Kriegs noch vor seiner Angelobung. Biden warf ihm die „Moral einer Straßenkatze“ vor, und am Ende ging es darum, wer der bessere Golf-Spieler sei. „Seien Sie nicht kindisch“, hielt ausgerechnet Trump seinem Rivalen vor.

Die Nation – und mit ihr die ganze Welt – sieht mit Bangen der Präsidentschaftswahl im November entgegen. Die Republikaner gehen indessen mit Zuversicht in die Wahl, die Demokraten mit Schrecken. Joe Biden muss sich die ehrliche Frage stellen, ob er nicht den Weg freimachen sollte für – die ebenso unpopuläre – Vizepräsidentin Kamala Harris oder einen anderen Kandidaten. Im eigenen Interesse, in dem seiner Partei und nicht zuletzt des Landes.

Ein gewagtes Manöver

Noch ist es nicht zu spät für einen freiwilligen Rückzug, bis zum Parteikonvent der Demokraten in Chicago sind es noch sieben Wochen. Es wäre der geeignete Ort, einen Ersatzkandidaten zu küren und sich geschlossen hinter ihn oder sie zu stellen. Jill Biden, die engste Beraterin des Präsidenten, sollte ihrem Mann ans Herz legen, ihn ernsthaft in Betracht zu ziehen. Ein Wechsel könnte den Demokraten im Wahlkampf-Finish einen Schub verleihen. Es wäre ein gewagtes Manöver und zweifellos ein großes Risiko – aber besser, als mit dem Amtsinhaber ins Verderben zu taumeln.

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