Washington, we have a problem – Joe Bidens katastrophaler Auftritt gegen Trump
Russischer Einmarsch, Hamas-Angriff, Corona. Aber in einem derartigen Schockzustand wie in der Nacht auf Freitag hat man das „Panel“ des liberalen US-Senders CNN trotzdem noch nicht gesehen. Eigentlich hatten sich die gestandenen Journalisten, Politikberater und Spin-Doktoren dazu versammelt, in alter Tradition die „Presidential Debate“ zwischen Donald Trump und Joe Biden zu kommentieren. Zu analysieren, wer auf welchem Themengebiet wie gepunktet hat. Zu fact-checken, wer bei welchem Thema wie geflunkert hat – und welche Lügen Trump aufgetischt hat.
Aber stattdessen gab es Fassungslosigkeit, Verzweiflung und nackte Angst. „Wie konnten sie ihn da rausschicken?“, fragte der republikanische Politikberater David Urban. „Wenn das mein Vater wäre! Man steckt jemanden nicht in so eine Situation.“ Und Journalisten-Legende John King erklärte: „Die Demokraten waren nervös, dass Biden in einer schwachen Position ist. Nach der Debatte sind sie in Panik.“ Dem Ex-Obama-Berater und Demokraten Van Jones fehlten fast die Worte. Er sagte: „Ich liebe Joe Biden. Aber er hatte einen Test zu bestehen heute Nacht. Und er ist gescheitert. Es ist schmerzhaft für viele Menschen. Es ist nicht nur Panik. Es ist Schmerz.“
Was war passiert? Die USA und die Welt wurden Zeugen einer beispiellosen Selbstdemontage. Nach nur wenigen Minuten in der Debatte war jedem Zuschauer klar: Die Demokraten, die USA – mithin die freie Welt – haben ein Problem: Joe Biden.
Der amtierende Präsident der Vereinigten Staaten – weitläufig als der „mächtigste Mann der Welt“ betitelt – bot eine armselige Darbietung. Biden, 81 Jahre alt, brachte Sätze nicht zu Ende oder wechselte mittendrin komplett das Thema. Verlor sich in Ausführungen. Stotterte. Brach ab. Schaute apathisch und mit offenem Mund in die Kamera, obwohl er noch Redezeit hatte. Machte den Eindruck, als würde er gleich zusammenklappen. Es war bemitleidenswert. Demütigend.
Daneben ein breitschultriger Donald Trump. Der war offenbar gut beraten worden. Er ließ die Katastrophe einfach geschehen, bestätigte sie doch vor aller Augen sein Narrativ vom schwächlichen Sleepy Joe. Das erbärmliche Schauspiel am Nachbarpult ließ Trump nahezu unkommentiert, was ihn – ausgerechnet ihn – fast staatsmännisch, ja, fast glaubwürdig erscheinen ließ. Nur einmal antwortete er auf eine weitere wirre Ausführung Bidens: „Ich weiß wirklich nicht, was er am Ende dieses Satzes gesagt hat. Ich glaube nicht, dass er das selbst weiß.“ Und jeder, der vorher versucht hatte, Biden zuzuhören, konnte das vollumfänglich nachvollziehen.
Seit Wochen diskutieren die Medien Bidens Zustand. Die Aussetzer häuften sich. Beim G7-Gipfel wanderte er plötzlich vom Fotoshooting der Regierungschefs weg. Bei einer Veranstaltung mit Obama musste dieser ihn von der Bühne führen. Die liberale Welt hoffte dennoch auf die erste Presidential Debate, auf dass Joe Biden, der seit seiner Kindheit stottert, es allen noch einmal zeigt. Schließlich war er auch 2020 nicht mehr der Rüstigste – konnte der Maschine Trump aber dennoch Paroli bieten. Damals ließ Biden den Populisten stellenweise wie einen Schuljungen aussehen, demaskierte dessen Märchen alleine mit einem verschmitzten Lächeln.
Vier Jahre später ist Joe Biden ein anderer Mann. Selbst die absurdesten Lügen Trumps konnte er nicht kontern, ließ sie stattdessen unwidersprochen im Raum stehen. Der Commander-in-Chief, ein hilfloser Tattergreis, der einem Raubtier gegenübersteht. Wen würden Sie lieber als Präsidenten haben?
Das führt zur abschließenden Frage. Und die ist nicht: Kann Biden gegen Trump eine Wahl gewinnen? Sondern ist Biden überhaupt noch in der Lage, sein Land – und mithin die freie Welt – zu führen?
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