Die USA sind bereit, eine Frau ins Präsidentenamt zu wählen
Es ist klug, dass Harris ihr Geschlecht nicht betont. Das können – und sollen – andere für sie tun
Es war ein emotionaler Abschied von der großen politischen Bühne: US-Präsident Joe Biden übergab das Zepter am Parteitag der US-Demokraten zumindest symbolisch an seine Vize Kamala Harris. Gefeiert wurde er mit minutenlangen Standing Ovations: für sein Lebenswerk, aber auch für seinen Rückzug zur gerade noch rechten Zeit. Biden übergibt an eine nächste Generation. Die Aufbruchsstimmung war nicht zu übersehen.
Doch viel stärker als Bidens Rede machte jene von Hillary Clinton den Generationswechsel klar. Es sei die Ehre ihres Lebens gewesen, 2016 als erste Frau die Nominierung für die Präsidentschaftskandidatur anzunehmen. Damals habe sie die “höchste und härteste Glasdecke” aber nicht zerschmettern können, so Clinton.
Macht versus Selbstlosigkeit
Bei Harris sind die Umstände nun günstiger. Während Clinton im Schatten ihres Mannes Bill politisch groß wurde, entwickelte sich Harris’ Karriere unabhängig. Dem Label der skrupellosen Machtbesessenen, mit dem viele erfolgreiche Frauen kämpfen, entkam sie, weil sie einsprang, als die Partei sie brauchte. Selbstlosigkeit – eine klassische Eigenschaft, die in Bezug auf Frauen bei einer Mehrheit immer noch besser ankommt als Machtstreben.
Bisher hat Harris ihr Geschlecht in der Kampagne nicht betont, was klug ist. Es tun andere für sie, wie ihre Fans in den sozialen Medien. Trotzdem ist der Anstieg ihrer Beliebtheitswerte laut Umfragen zu einem Gutteil darauf zurückzuführen, dass sie zunehmend weibliche Wählergruppen für sich gewinnt. Die USA sind bereit, eine Frau ins Präsidentenamt zu wählen.
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