America’s Darkest Storms Still Lie Ahead

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Die schlimmsten Stürme stehen den USA noch bevor

Die Hurrikans Helene und Milton spielen im Wahlkampf eine auffallend große Rolle, weil Trump sie instrumentalisiert. Aber entschieden wird die Wahl anderswo.

“October surprise” werden in der US-Politik jene unerwarteten Ereignisse genannt, die wenige Wochen vor der Wahl noch die Stimmung und den Ausgang beeinflussen können. In der aktuellen Präsidentschaftswahl fanden die größten Dramen bereits im Sommer statt, die im Finale in eine statische Pattsituation zwischen Donald Trump und Kamala Harris zu münden schienen.

An sich sollten diese Naturkatastrophen der Vizepräsidentin nützen. Sie geben den Regierenden die Chance, ihren Einsatz für die Menschen zu beweisen, und sie zeigen auf, wie wichtig aktives staatliches Handeln ist – ein Anliegen, das Demokraten viel glaubwürdiger vertreten als Republikaner. Dazu kommt der klare Konnex der Heftigkeit der Hurrikane zur Erderhitzung, die Trump ignoriert.

Im Propagandaschwall

Dennoch ist es dem Ex-Präsidenten gelungen, das Leid der von Helene schwer getroffenen Menschen in North Carolina und Georgia politisch zu instrumentalisieren – vor allem durch blanke Lügen, die seine Anhänger allerdings glauben. Die tatkräftigen Hilfsmaßnahmen der Biden-Regierung gehen in diesem Propagandaschwall leicht unter. Das mag viele Wählerinnen und Wähler empören, aber die hätten ohnehin nicht für Trump gestimmt.

Helene und der neue Hurrikan Milton, womöglich der schlimmste dieses Jahrhunderts, verstärken das Bild einer Nation, die bereits durch Migration, Teuerung und die Kriege in Europa und dem Nahen Osten in eine tiefe Krise gestürzt ist. Wenn man Trump glaubt, dann sind Biden und Harris an all dem schuld und er werde die Probleme mit einem Schlag lösen.

Florida ist nicht entscheidend

Aber man soll sich von der Stimmung in den sozialen Medien, wo Trump mit seinen Lügen dominiert, nicht täuschen lassen. Die Wahl wird nicht in Florida entschieden, das inzwischen immer republikanisch wählt. Davon lässt sich die Mehrheit auch nicht von noch so schlimmen Folgen der Klimakrise abbringen, die ihr Gouverneur Ron DeSantis systematisch herunterspielt.

Selbst wenn Trumps Botschaft in den Swing-States Georgia und North Carolina ankommt, hat Harris immer noch die besseren Karten, solange sie Michigan, Wisconsin und Pennsylvania gewinnt, wo sie in den Umfragen ganz knapp vorne liegt. Diese Staaten sind von den Hurrikans nicht betroffen.

Tauziehen um Wahlkarten

Am Ende könnten ein paar Tausend Stimmen in Pennsylvania bestimmen, wer ins Weiße Haus einzieht. Dort bahnt sich aufgrund einer unsicheren Rechtslage ein Tauziehen um die Gültigkeit jeder einzelnen Wahlkarte an; diese werden heuer von rund einem Drittel der Wählerschaft in Anspruch genommen.

Diese Wahl, bei der es für die USA und den Rest der Welt um alles geht, könnte daher am Wahltag von kleinen Zufällen entschieden werden – oder von heftigen juristischen Auseinandersetzungen und ooten der Trump-Anhänger in den Wochen danach. Am Ende könnte wie schon im Jahr 2000 der Oberste Gerichtshof, der heute noch viel konservativer ist als damals, ein Machtwort sprechen.

Helene und Milton dürften für den Südosten der USA als apokalyptische Ereignisse in die Geschichtsbücher eingehen. Für den Rest der Nation stehen die schlimmsten Stürme womöglich noch bevor.

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