Sometimes I Wonder If Trump Voters Are Right

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Manchmal frage ich mich, ob die Trump-Wähler recht haben

Vor acht Jahren hat mir die US-Wahl mein Weltbild zusammengehaut und ich habe mich noch nicht davon erholt. Und eine Erklärung habe ich bis jetzt auch keine gefunden.

Es gibt in meinem Bekanntenkreis eine Diskussion, wann es eigentlich angefangen hat. Manche meinen: mit der Entscheidung für den Brexit. Keiner hatte wirklich geglaubt, dass es zum EU-Austritt kommen würde, diese Abstimmung war doch nur eine Schnapsidee von David Cameron, never ever! Und dann: Boom!

Für andere, und da gehöre ich dazu, hat es mit den US-Wahlen vor acht Jahren angefangen. Ich bin aufgewacht und habe geweint und ich könnte immer noch heulen darüber, dass dieses Ergebnis überhaupt möglich war. Der Brexit, den konnte ich noch als Ausrutscher abtun. Wer für den Brexit stimmte, ist vielleicht falschen Versprechungen aufgesessen. Aber wer Trump wählte, der wusste genau, was er tat.

Das hat mich nicht nur erschüttert, weil Trump für uns alle eine Bedrohung war und ist. Es hat auch mein Weltbild zusammengehaut. Früher habe ich geglaubt, ich verstehe, was passiert. Alles hatte hübsch seinen Platz in meinem Kopf. Heute bin ich ratlos. Ich kenne all die Erklärungen, die so herumschwirren, ich habe von den Hillbillys gelesen, von der Verzweiflung weißer Arbeiter, der Abstiegsangst der Mittelschicht, von den Verschwörungserzählungen auf Social Media, von Musk und Thiel, den Russen-Bots, dem Reiz einfacher Antworten, der Sehnsucht nach Größe, wo man doch selber klein ist … Aber das alles reicht nicht. Nicht für Trump, nicht dafür, dass überall, wo wir hinschauen, Hass und Hetze triumphieren.

Vor allem reicht es nicht aus, um zu erklären, dass schon wieder die Möglichkeit besteht, dass Trump zum Präsidenten gewählt wird, obwohl er mehr unsinniges Zeug brabbelt denn je, noch unbefangener lügt, weil es eh wurscht ist, und obwohl er 2024 einen Putsch zumindest hat geschehen lassen und ziemlich deutlich macht, dass er, sollte er erneut verlieren, das Ergebnis auch diesmal nicht einfach akzeptieren wird.

Es tut mir leid, dass ich wiederhole, was Sie ja eh längst wissen, aber so ist das, wenn man die Fassung verliert, man schüttelt den Kopf und sagt immer wieder das Gleiche.

Manchmal überlege ich, ob ich mich nicht irre. Was, wenn Trump in manchen Punkten recht hätte? Ich probiere das ein bisschen aus wie einen fremden Mantel, aber er passt nicht, und ich verstehe auch nicht, wie er irgend jemandem passen kann. Und manchmal denke ich, es gibt vielleicht doch eine Erklärung: dass die Menschen bösartiger sind, als ich dachte. Aber das will ich nicht wahr haben.

Ich bin jetzt jedenfalls auf Reisen. Wenn die Stimmen ausgezählt werden, bin ich in der Wüste und habe dort meistens kein Netz. Alle sagen, wie still es dort ist. Vielleicht komme ich zurück und die Welt hat eine US-Präsidentin, und dann ist zwar noch lange nicht alles gut, aber immerhin besser, und mehr traue ich mich von dieser Welt im Moment nicht zu verlangen.

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