Biden’s Understandable but Fatal Decision

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Bidens verständliche, aber fatale Entscheidung

Dass der 82-jährige US-Präsident seinen einzigen noch lebenden Sohn schützt, ist menschlich nachvollziehbar. Dem künftigen Kampf um die Erhaltung des US-Rechtsstaats aber schadet der Akt massiv

Joe Biden hat eines zum Kern seiner Präsidentschaft gemacht: die Rückkehr zu Normen und die Stärkung des Rechtsstaats. Darauf war er so fixiert, dass auch die Strafverfolgung Donald Trumps lange Zeit schleppend verlief, um nur ja nicht den Eindruck eines politischen Prozesses zu machen.

Mit beiden, Normen und Prozessen, ist es vorbei, Wählerinnen und Wählern waren andere Themen wichtiger. Und jetzt bricht auch Biden mit seiner Haltung: Entgegen allen Versprechen hat er seinen Sohn Hunter begnadigt, der zum Ziel einer politischen Hetzjagd der Republikaner geworden war, aber auch zum Angeklagten und später zum Verurteilten in einem legitimen Strafverfahren.

Für Trump ist das ein Geschenk. Dessen eigene, unvermeidliche Angriffe gegen den Rechtsstaat müssen die Demokraten nun aus einer beschädigten Position kritisieren. Hängen bleibt der fatale, weil falsche Eindruck, dass “die da oben” alle gleich seien und Trump keine Ausnahme. Dieser wird das Geschenk gern annehmen. Aber auch eine andere Entscheidung Bidens hätte Trump wohl nicht von seiner geplanten Verfolgung von Gegnern und Medien abgehalten.

Vor diesem Hintergrund ist auch die Entscheidung des 82-jährigen Biden zu verstehen, der schon eine Ehefrau und eine Tochter bei einem Autounfall und später seinen Sohn Beau wegen einer Krebserkrankung verloren hat. Übrig bleibt die Frage, die man sich bei moralischen Einordnungen auch sonst oft stellen sollte: Wie würde ich selbst entscheiden? (Manuel Escher, 2.12.2024)

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