Ein Mörder als Star: Die USA verlieren ihr Urteilsvermögen
Der Jubel über den Mord an einem Topmanager hin den USA lässt befürchten, dass der moralische Kompass in den Staaten immer stärker verrutscht
Der kaltblütige Mord an Brian Thompson, dem Chef des Versicherungsunternehmens United Healthcare, sorgt in den USA für gehörigen Wirbel. Schon während seiner tagelangen Flucht entwickelte sich um die Person des Mörders ein regelrechter “Heldenkult”, nicht nur in den sozialen Medien. Nun, da er identifiziert und festgenommen wurde, vergrößert sich der Hype um ihn weiter. Begründet wird das mit der Funktion des Mordopfers.
United Healthcare ist mit einem Jahresumsatz von 371 Milliarden Dollar einer der größten Krankenversicherer der USA. Dem Unternehmen wird vorgeworfen, selbst überlebensnotwendige Behandlungen oft nicht zu genehmigen.
Blinde Wut
Dass United Healthcare nicht gerade viele Sympathisanten hat, ist vollkommen nachvollziehbar. Die konkreten Reaktionen auf den Mord beleuchten allerdings ein massives Problem in den USA, das weit über das dysfunktionale, auf Gewinnmaximierung konzentrierte Gesundheitssystem hinausgeht.
Zu viele Menschen scheinen mittlerweile zu glauben, dass jeder Missstand jede Reaktion rechtfertigt. Ermächtigt werden sie dabei von einem Role-Model, das sie aus ebendieser verqueren Logik auch zum US-Präsidenten gewählt haben. Wer in einer solchen Autoritätsposition damit prahlt, ungestraft einen Menschen erschießen zu können, wie Donald Trump dies vor Jahren tat, motiviert nicht nur seine Fans zu Verharmlosungen konkreter Taten.
So könnte dieser bejubelte Mord an einem Familienvater zum Symbol für eine Art nächste Stufe im US-Klassenkampf werden. Eine Stufe weiter weg von gesundem moralischem Urteilsvermögen und noch weiter hin zu blinder Wut.
Leave a Reply
You must be logged in to post a comment.