EU will Trump für sich gewinnen
Europas Regierungen möchten den künftigen US-Präsidenten mit pragmatischer Politik auf ihre Seite ziehen, den Krieg in der Ukraine beenden und die Wirtschaft sanieren
Was für die Europäische Union und ihre Mitgliedsstaaten oberste Priorität hat, ließ sich an der Tagesordnung des EU-Gipfels gut ablesen. Erstens: der Krieg in der Ukraine. Zweitens: wie 2025 mit US-Präsident Donald Trump umgehen? Drittens: der Umsturz in Syrien, mit allen Folgen für Nahostpolitik und Migration.
Das Problem dabei. Trump hat ganz andere Prioritäten. Erstens: die USA. Zweitens: die USA. Drittens: der Rest der Welt. Deshalb bereiten die künftigen Beziehungen zu Washington nach Joe Biden den 27 Staats- und Regierungschefs am meisten Kopfzerbrechen. Die USA sind nicht nur sicherheitspolitisch der wichtigste Bündnispartner. Sie sind es auch wirtschaftlich.
Allein zu schwach
Von Trumps Kurs und der transatlantischen Kooperation wird es also entscheidend abhängen, ob Europa Wohlstand, Demokratie und Sicherheit bewahren kann, wie wir das seit Jahrzehnten kennen. China mutierte vom Partner zum Gegner. Russland sucht offen und brutal die Konfrontation. Der Welthandel wird ungemütlicher.
Auf dem europäischen Boden sind die EU-Partner allein zu schwach, um den Krieg Russlands gegen die Ukraine zu stoppen. Beim EU-Gipfel wurde daher eine recht einfache Strategie debattiert. Die EU-Partner wollen mit Trump keinesfalls die Konfrontation suchen, sondern ihn pragmatisch für gemeinsame Lösungen gewinnen – soweit es eben geht. Eine kluge Einsicht. Insgeheim hoffen einige sogar, Trump könnte Putin zum Waffenstillstand bringen. (Thomas Mayer aus Brüssel, 19.12.2024)
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