Trumps Zollpause ist keine Gefälligkeit, er kämpft um das Vertrauen
Heute so, morgen so – seine Politik hat den US-Präsidenten und sein Land bisher mehr gekostet, als sie gebracht hat
Der US-Präsident Donald Trump hat am Mittwoch eine Zollpause von 90 Tagen angekündigt. Sie gilt für jene Länder, die um Verhandlungen mit ihm gebeten haben. Diese Rolle gefällt Trump. Gönnerhaft stand er zuletzt bei einem Abendessen der Republikaner in Washington am Rednerpult und betonte, wie sehr betroffene Staaten um einen Deal betteln würden. “Sie küssen meinen Arsch”, sagte Trump. So will er sich gerne sehen. Sein Gesichtsausdruck, sein schiefes Grinsen dabei sprechen Bände.
Eine Zollpause von 90 Tagen, um Zeit für Verhandlungen zu haben. Das mag nach einer guten Erklärung klingen. Und in das von Trump inszenierte Drama passen. Die Wahrheit aber sieht anders aus. Trump hat sich mit seinen Ansagen bisher gegen alles gestellt, was Experten ihm geraten haben. Das globale Chaos, das er mit seinen sprunghaften Zollankündigungen angerichtet hat, hat er möglicherweise unterschätzt.
Anleihemärkte als Schlüssel
Amerika hat unter Trump bereits viel Vertrauen verloren. Das haben Investoren dem Land deutlich gezeigt. Über den Einbruch an den Börsen. Viel wichtiger ist hier aber der Blick auf die Anleihenmärkte, jene Papiere, mit denen die USA sich am internationalen Markt finanzieren.
Investoren hatten unter Trump bereits höhere Zinsen dafür verlangt, dass sie Staatsanleihen kaufen. Aber solange die USA Weltmacht und der Dollar Leitwährung ist, glaubte man noch an das Land. Dass Trump mit seiner sprunghaften Politik seinem eigenen Staat und seiner eigenen Volkswirtschaft mehr schadet als nützt, zeigte sich jetzt aber deutlich. Denn zu Beginn des Handelstags am Mittwoch rutschten neben den Aktienkursen auch die Kurse von US-Staatsanleihen ab.
Gestiegenes Risiko
Das ist ungewöhnlich, denn Anleihen reagieren normalerweise gegenläufig zu Aktien. Fallen aber die Anleihekurse, steigen die Renditen auf US-Staatsanleihen deutlich, besonders auf jene mit langen Laufzeiten. Das heißt, die USA müssen ihren Geldgebern noch mehr bezahlen. Es ist ein Risikoaufschlag, den die Investoren fordern, weil im Zollchaos das Risiko gestiegen ist, dass die USA selbst in eine Rezession fallen. Das gestiegene Risiko lassen sich Investoren abgelten. Darin spiegelt sich nach Ansicht von Experten auch die Befürchtung wider, dass die USA ihre Staatsschulden langfristig nicht mehr bedienen können.
“Der Markt hat das Vertrauen in US-Wertpapiere verloren”: So drückt es George Saravelos, Währungsexperte der Deutschen Bank, aus. Nur Signale zur Deeskalation aus dem Weißen Haus könnten den Ausverkauf noch bremsen, erklärte Samy Chaar, Chefanlagestratege bei Lombard Odier, am Mittwoch. Und diese kamen dann auch. Weil der Druck auf die USA zu groß geworden war.
Viele Fragen offen
Nach Trumps Rückzieher drehte sich die Stimmung an den Aktienmärkten und am US-Anleihenmarkt. Die Investmentbank Goldman Sachs zog offiziell ihre Rezessionsprognose für die USA zurück. Ist jetzt alles wieder gut? Nein. Denn Trump hat auch gezeigt, dass mit ihm keine verantwortungsvolle Politik zu machen ist. Wie sein “best buddy” Elon Musk fährt er in Systeme und droht. So agiert kein Politiker von Welt.
“Die Leute sind etwas unruhig und ein bisschen ängstlich geworden”, sagte Trump bei einer Veranstaltung vor dem Weißen Haus auf die Frage nach seinen Beweggründen für den jüngsten Kurswechsel in der Handelspolitik. Die Frage ist, wie nervös er selbst geworden ist.
Zudem hat Trump seinen Zollrückzieher auf seiner Plattform Truth Social zuvor angekündigt und den Leuten geraten, Aktien zu kaufen. Das riecht nach Insidergeschäft. Trump hat der Welt zwar ein paar Tage Luft verschafft, sich selbst aber neue Probleme eingehandelt.
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