Nothing has been decided, and bankruptcy still threatens the United States. According to the president’s latest prophecy, if the debt limit is not raised, it could result in a scenario comparable to the biblical plagues — a “harmageddon,” so to speak.
The Senate and House will therefore have to work all weekend to come to a compromise (perhaps) by the Tuesday deadline. But the bottom line is that the winner in the fight over the U.S. debt ceiling has long since been determined: America’s right wing dictates, and the nation must obey.
The price will be paid mostly by the poor and the low-income wage earners — they are the ones who will lose the social programs they need. The wealthy, on the other hand, won’t be asked to contribute anything: Higher taxes or even cutting the absurd fiscal rebates given to the oil industry and the richest corporate jet owners are just plain taboo, even among Democrats.
A worldview that regards government as evil has emerged victorious. Washington’s influence has to shrink — that’s why so many new Republican representatives who were elected last fall with the tea party movement’s assistance now so brashly and cluelessly reject any compromise and willingly push the nation toward bankruptcy.
That conflict is tearing the Republican faction in the House of Representatives apart. The old-establishment Republicans know full well what’s at stake: A savings package of $2.5 trillion (perhaps even as high as $2.7 trillion) would be the biggest self-circumcision Washington has ever committed.
Losing Sight of Reality
In addition, the Republican Party would be blamed by many Independent voters if it allowed its right wing to reject any compromise that its own leadership had crafted. A rebellion by the tea party movement in the Republican ranks would only benefit the opposition — the Democrats and their supposedly liberal leader, President Obama.
But it could well happen that such blind rage will result in panic on global markets next week. These two or three dozen Republicans now playing with fire have long since lost any sight of reality. Reality to them looks entirely different: All or most of them come from rural, white backgrounds where one out of two people believe Obama is a closet Muslim illegally occupying the White House because he has a forged birth certificate.
In their right-wing gruel pots, they would love to go back to the year 1773, back to the days of America’s birth. The fact that America’s Founding Fathers built a system of government that cries out for consensus has been lost in the ecstasy of their right-wing nirvana.
Im rechten Nirwana
von Christian Wernicke
29.07.2011
Unter dem Strich steht der Sieger im Streit um die US-Schuldenobergrenze längst fest: Amerikas Rechte diktiert, Präsident Obama und die Nation müssen folgen. Den Preis werden vor allem die Armen und Geringverdiener zahlen müssen, den oberen Ständen hingegen mag niemand in Washington etwas abverlangen.
Noch ist nichts gelöst, noch droht Amerika die Pleite. Das wäre, jedenfalls nach der jüngsten Prophezeiung des Präsidenten, ein Szenario vergleichbar mit dem Einfall aller biblischen Plagen auf Erden: "Ein Harmagedon" drohe, so hat Barack Obama gewarnt, falls es dem Kongress nicht gelinge, per Gesetz den Schuldendeckel zu heben.
Das gesamte Wochenende, Tag und Nacht, werden deshalb Senat und Repräsentantenhaus, Demokraten und Republikaner sich aneinander abarbeiten müssen, um (vielleicht) bis Dienstag irgendeinen Spar-Kompromiss zusammenzustückeln. Doch unterm Strich steht der Sieger im großen Duell um Etatplan und Staatswesen längst fest: Amerikas Rechte diktiert, Präsidenten und Nation müssen folgen.
Denn den Preis dieses Sparpakets werden vor allem Amerikas Arme und Geringverdiener berappen müssen - ihnen werden nun die Förderprogramme gestrichen. Den oberen Ständen hingegen mag niemand in Washington etwas abverlangen: Steuererhöhungen - oder auch nur die Streichung absurder Fiskalrabatte für die Ölindustrie oder reiche Privatjet-Besitzer - gelten auch unter Demokraten als Tabu.
Es triumphiert eine Weltanschauung, die den Staat als Übel deutet. Washingtons Einfluss soll schrumpfen - weshalb jene republikanischen Abgeordneten, die vorigen Herbst mit Hilfe der anti-etatistischen Tea-Party-Bewegung in den Kongress gelangten, nun so hemmungs- wie ahnungslos mit dem Gedanken jonglieren, sich dem Kompromiss zu verweigern und den Staat für eine Weile in die Zahlungsunfähigkeit zu treiben.
Dieser Konflikt zerreißt die republikanische Fraktion im Repräsentantenhaus. Das Establishment der Grand Old Party begreift sehr wohl, was da auf dem Spiel steht: Ein Sparpaket von 2,5, ja vielleicht sogar 2,7 Billionen Dollar wäre die größte Selbstbeschneidung Washingtons in der US-Geschichte.
Den Blick für die Realität verloren
Zudem wäre die Partei in den Augen vieler unabhängiger Wähler blamiert, wenn ihr rechter Rand sich nun einem Kompromiss verweigert, den die eigene Führung ausgeheckt hat. Eine Rebellion des Tea-Party-Lagers in den republikanischen Reihen würde nur dem Gegner nützen - dem demokratischen, also mutmaßlich linken Präsidenten Obama.
Und doch kann es passieren, dass solch blinde Wut nächste Woche die Aktienbörsen in aller Welt erschüttert. Denn jene zwei, drei Dutzend Republikaner, die da mit dem Feuer spielen, haben längst den Blick für die Realität verloren. Ihre Wirklichkeit sieht anders aus: Sie alle entstammen (meist ländlichen und sehr weißen) Milieus, in denen kürzlich noch jeder zweite Anhänger glaubte, Barack Obama sei ein verkappter Muslim und mangels Geburtsnachweis eh ein illegitimer Präsident.
Im rechten Mus-Topf wollen sie so gern zurück nach 1773, in die Gründerjahre Amerikas. Dass Amerikas Verfassungsväter damals ein Regierungssystem bauten, das nach dem Konsens geradezu schreit, hat man im rechten Nirwana verdrängt.
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