Die USA, das neue China
Die Vereinigten Staaten haben sich zum neuen Hoffnungsträger, auch für Schweizer KMU, entwickelt. Während sich in China das Wachstum abschwächt und auch andere Schwellenländer Schattenseiten offenbaren, erscheinen die USA in einem helleren Licht. Zwar mag die vieldiskutierte Reindustrialisierung der Vereinigten Staaten ein etwas gar optimistisches Szenario sein. Denn noch immer ist die Produktion in Fernost deutlich billiger. Trotzdem haben die Schiefergasrevolution, das einmalige IT-Know-how und der Unternehmergeist das nach der Finanzkrise gebeutelte Land wieder in eine bessere Form gebracht. Auch Schweizer KMU haben die daraus resultierenden Chancen erkannt. Vermehrt wollen sie am Aufschwung teilhaben, sei es durch Exporte oder durch die Gründung oder Übernahme von Firmen vor Ort.
Und doch birgt die Expansion in die USA auch zahlreiche Risiken. Die Notenbank Fed experimentiert mit einer äusserst expansiven Geldpolitik. Diese mag für einen gewissen Teil des Aufschwungs verantwortlich sein, doch die Nebenwirkungen wie eine höhere Inflation dürften unausweichlich sein. Ferner ist das US-Steuerregime für Unternehmen wenig attraktiv. Die Sätze sind so hoch, dass die Verantwortlichen in den Firmen ihre ganze Kreativität aufbieten, um diese zu umgehen. So gesehen wäre für eine Schweizer Gesellschaft eine Exportstrategie einer eigenen Niederlassung vorzuziehen. Dazu kommt die berühmt-berüchtigte amerikanische Produktehaftpflicht. Die entsprechenden Milliardenbussen schrecken selbst grosse Konzerne ab. So haben etwa die Tabakkonzerne ihre US-Aktivitäten längst vom internationalen Geschäft abgeschottet, damit die amerikanische Justiz keinen Zugriff auf deren Gewinne hat.
Trotz guter Konsumentenstimmung und Produktionslage gibt es also auch in den USA für Schweizer KMU keine Geschenke. Jedes Unternehmen muss die Chancen und Risiken sorgfältig abwägen, die auf der anderen Seite des Atlantiks warten. Gerade die derzeitigen politischen Entwicklungen in Russland und in Hongkong rufen aber den Wert eines stabilen Geschäftsumfeldes in Erinnerung. Und ein solches ist in den USA gegeben – ganz im Gegensatz zu anderen Ländern. Auch wenn also Asien und die Schwellenländer attraktive Wachstumsaussichten bieten, sollten Schweizer Firmen Amerika nicht aus den Augen verlieren.
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