US-Präsident Donald Trump sucht weiter einen Stabschef. Nick Ayers hat das Jobangebot öffentlich abgelehnt. Die plötzliche Absage illustriert den Ansehensverlust des Amtes und das Ausmaß des Chaos unter Trump.
Die vertraulichen Gespräche liefen seit Monaten, und die Pressemitteilung über die Personalie war nach amerikanischen Medienberichten schon vorbereitet. Doch am Sonntagnachmittag zog der Kandidat abrupt die Notbremse. „Danke Präsident Trump und Vizepräsident Pence für die Ehre, unserer Nation im Weißen Haus dienen zu können“, twitterte Nick Ayers: „Ich werde am Ende des Jahres gehen.“ Seither ist völlig offen, wer künftig als Stabschef des Weißen Hauses das operative Regierungsgeschäft der USA führen und den unberechenbaren Präsidenten im Zaum halten soll.
Die plötzliche Absage des 36-Jährigen illustriert den Ansehensverlust des Amtes und das Ausmaß des Chaos unter Donald Trump. Nach wenigen Monaten schon hatte sich der Präsident von seinem ersten Stabschef Reince Priebus getrennt. In der vorigen Woche gab er dem pensionierten Vier-Sterne-General John Kelly den Laufpass. Über beide machte er sich lustig und demütigte sie. „Unter Trump ist ein Job, der einst als Eintrittskarte in die Washingtoner Königsklasse galt, zur Lachnummer verkommen“, kommentierte die Nachrichtenseite Politico und urteilte, mit dem sprunghaften Narzissten im Oval Office sei die Koordination des West Wings eine „Mission impossible“.
Offiziell wird Ayers Rückzieher mit dessen familiärer Situation begründet. Der Millionär hat sechsjährige Drillinge und will zu seiner Familie nach Georgia ziehen. Laut US-Medienberichten hatte er Trump angeboten, den Job des Stabschefs übergangsweise bis zum Frühling zu übernehmen. Das lässt auch politische Motive vermuten: Angeblich liebäugelt Ayers mit einer Bewerbung für das Gouverneursamt in Georgia.
„Ich rede mit einigen großartigen Leuten über die Position des Stabschefs im Weißen Haus“, versuchte Trump per Twitter seine Blamage zu überspielen: „Ich werde bald eine Entscheidung treffen.“
Nicht viele stehen zur Wahl
An Herausforderungen für den neuen Mann (eine Frau scheint nicht in der Auswahl zu sein) mangelt es nicht: Das Regieren wird mit einer demokratischen Mehrheit im Repräsentantenhaus deutlich komplizierter, die Börsen wanken, und in der Russland-Affäre steht der Showdown bevor. Angesichts der krummen Geschäfte von Trump würde der Stabschef auch rechtliche Risiken eingehen. Das könnte erklärenj, weshalb die Bewerberzahl überschaubar ist: Haushaltsdirektor Mick Mulvaney und Finanzminister Steven Mnuchin sollen schon dankend abgewunken haben. Der ebenfalls gehandelte Handelsbeauftragte Robert Lighthizer ist wohl auf seinem derzeitigen Posten unverzichtbar.
Derzeit kreisen die Spekulationen um den Abgeordneten Mark Meadows, der den ultrakonservativen „Freedom Caucus“ in der Republikaner-Fraktion leitet. Mit dem Hardliner, dem Trumps Gesundheitsreform nicht radikal genug war, würde die US-Regierung noch weiter nach rechts rücken.
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