Donald Trump will nicht mehr Weltpolizist spielen, so erklärt er den Rückzug seiner Truppen. Das ist amerikanische Ablenkungskultur in Reinform – kann er doch so den Haushalts-Streit unter den Teppich kehren.
Donald Trump macht Schluss. Keine Sorge, nicht mit First Lady Melania. Bloß mit der Welt. Die USA „können nicht weiter der Weltpolizist sein“, sagte der US-Präsident beim Überraschungsbesuch auf dem Luftwaffenstützpunkt Al-Asad in der westirakischen Provinz Anbar.
Der Grund für den plötzlichen Schlussstrich: Die Einsätze sind zu teuer. Und das scheint Geschäftsmann Trump am meisten zu ärgern: Die USA bleiben auf den Kosten ganz alleine sitzen. Auf dem Stützpunkt moniert er, Amerikaner seien weit verteilt – und kein Staat der Welt bezahlte die USA für ihre militärischen Einsätze.
Ganz schön dreist, dass die Welt sich nicht an der Finanzierung des Polizisten beteiligt – und das angesichts der aktuellen Haushaltskrise, die Trump eigentlich daheim gerade lösen müsste. Könnte er das Geld fürs Militär von anderen Staaten einfordern, er könnte eine wahrhaft große Mauer bauen, vielleicht sogar weit über die Grenze zu Mexiko hinaus. Da aber die Welt nicht mitspielen will, muss Trump kreativ werden. Und das wird er.
Innerhalb kürzester Zeit verkündet er den kompletten Rückzug der US-Truppen aus Syrien und den Teilabzug aus Afghanistan. Die Order stößt selbst in den eigenen Reihen auf Überraschung und Ablehnung, weltweit sammelt der US-Präsident Kritik. Dass die gerade besuchten Soldaten im Irak nicht diejenigen sind, die abgezogen werden, wird weggelächelt – von beiden Seiten. Beides scheint Trump nicht weiter zu stören. Immerhin warten daheim drängende Probleme, von denen es abzulenken gilt – wie der noch immer nicht genehmigte Haushalt oder der endlose Streit um das marode Gesundheitssystem.
Den Shutdown wird er mit dem militärischen Umdenken freilich nicht beenden können. Aber die Rückkehr der Soldaten in den heimischen Schoß macht Familien glücklich, liefert idyllische Bilder für die Bevölkerung und stärkt das Gemeinschaftsgefühl – und das auch noch pünktlich zum Weihnachtsfest.
Great. Das ist amerikanische Ablenkungskultur in Reinform. Wenn Trump den Blick der heimischen Öffentlichkeit auf die Außenpolitik zieht, gerät die Haushaltsproblematik in den Hintergrund. Das US-Militär ist eben doch ein großer Teppich, unter den der jeweilige US-Präsident seine innenpolitischen Turbulenzen kehren kann. Immerhin diesmal mit einem Truppenrückzug – und nicht mit einem neuen Auslandseinsatz.
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