It would be interesting to know the success rate that Barack Obama predicts for his new Afghanistan strategy. Fifty-fifty? Less? More? It seems that he doesn’t believe in unconditional success. Obama gave 30,000 more troops their marching orders, and asserts that in July 2011 they will begin to come home. Of course, Obama made this conditional on the ground situation at the time. He considers this 'the beginning of the withdrawal.' There is no word yet as to the end.
However, now the deadline is out there and it’s absurdly precise - exactly eight years to the month after the war began; a war in which every battle plan rapidly became scrap paper. A glance at America’s electoral calendar gives a clue as to why the withdrawal will be set in motion during the summer of 2011. That is when the run up to Obama’s second term will commence and the next presidential campaign begins. He will need a turning point in Afghanistan by then because, as of now, this war belongs to him.
It’s entirely believable that Obama had a hard time making the decision to, yet again, increase troop strength in the Hindu Kush. In contrast to George W. Bush, Obama’s instincts often shy away from military adventurism, but, as we see, he wound up going in that direction anyway. He has basically doubled down on his bet: he must hope that 30,000 more American soldiers plus whatever little bit his NATO partners can ante up will suffice to turn the tide in Afghanistan. Yet there are many reasons to doubt that it will.
Favoring his bet, we have the fact that at the beginning of 2007 the chances of George W. Bush’s surge in Iraq to succeed were hardly any better. Yet, relative order was restored by Bush’s decision, despite similar dim prospects at the time. The situation in Iraq has stabilized to the extent that Obama can now begin a phase out of U.S. occupation. By next summer, the majority of U.S. troops will be out of Iraq and the last ones will leave by the end of 2011. It wasn’t that long ago that many had given up on the Iraq War.
However, the concept of hope is by no means a strategy. Obama didn’t address what else has to happen in Afghanistan besides sending in more American troops. Increase the number of civilian aid workers? More intelligent redevelopment? Ask the ten-dollar Taliban to lay down their arms because the CIA pays better? Create a political strategy more agreeable to Afghani tribal culture than the inane centralized setup offered by their lunchtime president, Hamid Karzai? Develop a regional diplomacy that embraces Afghanistan’s neighbors? Generate a plan to stabilize a nuclear Pakistan and deprive the Taliban of a safe haven? Obama hardly mentioned any of this in his speech.
We get the impression that he’s angling towards something else: improve the military situation to the point where Afghan security forces, having completed a number of fast-track training courses, are capable of taking the field against the Taliban themselves. Is Obama sending in more troops today just so that he can withdraw them tomorrow? Friends and enemies alike will perceive it that way: America’s military goal reduced to an orderly withdrawal.
That, in turn, brings us to Obama’s second wager. The president is betting that his war-weary Democratic colleagues will forgive his military adventure in the Hindu Kush, provided he shows them even the vaguest of exit plans. By sending in more troops, Obama has angered a large majority of his own party who no longer see any sense in a protracted war in the Hindu Kush. In doing so, the president is risking the unity and backing of his own camp. He needs both for his domestic development agenda; he needs every vote he can get, and not just for healthcare reform.
Obama’s Afghanistan plans satisfy nobody in the United States: liberals are against an expansion of the war, Republicans say announcing a withdrawal date shows weakness, and the people have other worries induced by the economic crisis.
Fifty-fifty won’t be enough. Obama has to win both bets.
Antreten zum Rückzug
Von Dietmar Ostermann
Es wäre interessant zu erfahren, wie hoch Barack Obama selbst die Erfolgschancen seiner neuen Strategie für Afghanistan einschätzt. Fifty-fifty? Weniger? Mehr? An den unbedingten Erfolg glaubt er nicht. Man weiß das, weil der US-Präsident mit dem Marschbefehl für 30 000 Soldaten schon den Beginn des Rückzugs benannt hat: Im Juli 2011 sollen die ersten GI´s heimkehren. Gewiss, Obama hat das von der dann aktuellen Lage am Hindukusch abhängig gemacht, er hat sich Hintertüren offen gelassen. Und er hat nur vom Beginn eines Abzugs gesprochen, Ende offen.
Aber der Termin ist in der Welt. Er ist so absurd präzise, auf den Monat genau - nach acht Jahren Krieg, in denen noch jeder Schlachtplan schnell Makulatur war - dass es sich nur um ein politisches Datum handeln kann. Ein Blick auf Amerikas Wahlkalender lässt ahnen, warum der Rückzug im Sommer 2011 beginnen muss. Dann nämlich nimmt Obama Anlauf für eine zweite Amtszeit und der nächste Präsidentschaftswahlkampf beginnt. Bis dahin braucht er die Wende in Afghanistan. Denn dieser Krieg ist spätestens jetzt seiner.
Man darf Obama glauben, dass er sich die Entscheidung, die Truppen am Hindukusch noch einmal aufzustocken, nicht leicht gemacht hat. Anders als bei George W. Bush sprechen alle Instinkte bei diesem Präsidenten gegen militärische Abenteuer. Auf ein solches aber hat sich Obama nun eingelassen. Im Grunde geht er eine doppelte Wette ein. Der Präsident muss hoffen, dass 30 000 US-Soldaten und jenes kleine Häuflein, das Washington den Nato-Partnern abringen mag, in Afghanistan tatsächlich das Kriegsglück wenden. Es gibt viele gute Gründe, daran zu zweifeln.
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Dafür spricht eigentlich nur, dass Anfang 2007 die Chancen für die damals von George W. Bush befohlene "Surge" (Druckwelle) im Irak kaum besser standen. Dort brachte eine Truppenverstärkung in vergleichbarer Größenordnung, bei scheinbar ähnlich auswegloser Lage, zumindest einen relativen Erfolg. Die Lage im Irak jedenfalls hat sich so weit stabilisiert, dass Obama jetzt die US-Besatzung abwickelt. Bis nächsten Sommer zieht der Großteil der US-Truppen aus dem Irak ab, Ende 2011 der letzte Soldat. Es ist nicht lange her, da hatten viele auch diesen Krieg verloren gegeben.
Das Prinzip Hoffnung freilich macht noch keine Strategie. Was in Afghanistan anders werden soll, außer, dass Amerika mehr Soldaten in die Schlacht wirft, hat Obama nicht erklärt. Mehr zivile Hilfen? Klügerer Wiederaufbau? Angebote an die Zehn-Dollar-Taliban, ihre Waffen zu strecken, weil sie bei der CIA mehr verdienen können? Eine politische Strategie, die der afghanischen Stammesgesellschaft besser entspricht als der aufgestülpte Zentralismus eines Frühstückspräsidenten Hamid Karsai? Regionale Diplomatie gar, die Afghanistans Nachbarn einbindet? Ein Plan für Pakistan, der die labile Atommacht stabilisiert und den Taliban ihre Rückzugsgebiete nimmt? Bislang Fehlanzeige. Obama hat all das in seiner Rede kaum gestreift.
So drängt sich der Eindruck auf, dass es ihm im Grunde um etwas anderes geht: Darum, die Lage militärisch so lange zu beruhigen, bis Afghanistans in Turbokursen gedrillte Sicherheitskräfte selbst in die Schlacht gegen die Taliban ziehen können. Schickt Obama also nur heute mehr Soldaten, damit er seine Truppen morgen heimholen kann? Freund und Feind werden es so empfinden: Amerikas Kriegsziel, reduziert auf den geordneten Rückzug.
Das wiederum hat auch etwas mit Obamas zweiter Wette zu tun. Der Präsident setzt darauf, dass ihm seine kriegsmüden Demokraten das militärische Abenteuer am Hindukusch verzeihen werden, wenn er ihnen zumindest vage ein Kriegsende in Aussicht stellt. Denn mit der Entsendung frischer Truppen hat Obama zum ersten Mal in einer zentralen Frage die große Mehrheit der eigenen Partei verärgert, die keinen Sinn mehr sieht im teuren Dauerkrieg am Hindukusch. Der Präsident also riskiert Rückhalt und Geschlossenheit im eigenen Lager. Beides braucht er für die heimische Reformagenda. Im Kongress kommt es auf jede Stimme an, nicht nur bei der Gesundheitsreform.
Doch Obamas Afghanistan-Pläne stellen in den USA niemanden zufrieden: Amerikas Linke ist gegen die Ausweitung des Kriegs, die Republikaner legen Obama den Rückzugstermin als Schwäche aus, das Volk hat in der Krise andere Sorgen.
Fifty-fifty reicht da nicht. Obama muss beide Wetten gewinnen.
Erscheinungsdatum 02.12.2009
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