Concerning the Arab revolution, it’s all more or less a matter of realpolitik. Some castigate the West for tolerating and encouraging authoritarian rulers for too long a time. Others insist on sticking with their own best interests — in other words, “realpolitik” as opposed to the supposed naïve idealism of values-based politics. For a long time, realpolitik meant that such oriental blemishes as dictatorships and torture were tolerated for the sake of “stability”.
No sooner had the revolutionaries put an end to the funereal silence before the United States began suggesting transitional solutions of the “stability” variety that appeal only randomly to some Egyptians.
The suggestion of packing Hosni Mubarak off to a hospital in Germany was one of the better solutions offered. (And by the way, it would be nice to remember this generous humanitarian gesture the next time a less prominent refugee is involved.) What’s really scary is how stubbornly the idea persists of a successor government made up of members from the old regime.
Foreign-determined stability takes precedence
In all, there is a continuation of politics based on foreign-determined “stability” that takes precedence over the autonomy of the people fighting for their rights. And this is done as if this were the “real” politics as opposed to “idealist” politics.
Even those who call for the primacy of democratic principles have been taken in by this artificial contradiction. The “idealists” too seldom supplement their all-important idealism with a crucial consideration, namely, that politics that takes its own values and ideals seriously is simultaneously the best and most promising realpolitik.
Indications of what a values-based realpolitik might look like have been shown to us in the past. They’re by no means models, but they show just about everything that should be avoided.
First, the West has taken entire nations hostage with its fear of Islamist terror. The West has either defeated Muslim nations by force because of it or left them to their dictators. That’s not only immoral, it’s also counterproductive from a realpolitik point of view. It ensures that the opposition forces get new nourishment every day.
Second, the West has confused its economic interests with the right to control global trade routes and oil supplies. We preferred to finance the apparatus of repression rather than to leave the spoils to an “uncontrolled” democratic government. That, too, was not only immoral, but counterproductive as well. Do democracies not realize that the “unrest” and the radical revolution will only grow if entire peoples are denied sharing in modernization and the wealth? That, by the way, also contradicts the assertion that the funereal silence was useful in protecting Israel.
Fight terrorists, not peoples and religions
Third, some now say that George W. Bush wasn’t completely wrong in preaching the exportation of democracy. That’s a really bad example. The ends and the means here stood in direct opposition. Anyone who destroys Western values as much as the USA does in its war on terror may reap a great deal, but it won’t be democracy.
A values-based realpolitik would combat terrorists and not peoples or religions. It would represent freedom and human rights via diplomacy, and not through force. It would maintain contact with civil societies, the bearers of future democracy, without patronizing them. It would balance their own economic interests with the needs of those societies.
It’s true that if one looks into the Arab world and beyond to Afghanistan and Pakistan, one sees huge risks. It’s also true that if the lid of a dictatorship is raised, new uncertainties escape, perhaps even religious Islamic-oriented parties. But if we believe in the success story of our own democracies, then we must realize that nothing ensures the often-mentioned stability as much as democratic and social participation, even if they don’t always take a shape we would prefer. We have to endure that as long as there’s no violation of fundamental human rights.
Does it sound “idealistic” to point all that out? If so, we should quit wasting our time talking about democracy at all.
Realer Idealismus
Von Stephan Hebel
Datum: 6 | 2 | 2011
Der Westen mischt sich weiter in Ägypten ein. Er will den Übergang mitgestalten und wiederholt alte Fehler. Statt Eliten zu unterstützen, sollte er demokratischen Bewegungen vertrauen.
In der Debatte über die arabischen Revolutionen geht es vor allem um mehr oder weniger „Realpolitik“: Die einen geißeln die Haltung des Westens, der autoritäre Herrscher zu lange geduldet und gefördert hat. Die anderen bestehen auch weiter auf Interessen-, in ihren Worten: Realpolitik – gegen den angeblich naiven Idealismus der Werte-Politiker. Die Realpolitik sah lange Zeit so aus, dass der „Stabilität“ zuliebe orientalische Schönheitsfehler wie Diktatur und Folter geduldet wurden.
Der Friedhofsruhe haben die Revolutionäre zum Glück ein Ende gemacht. Aber schon fingern die USA nebst Gefolgschaft an Übergangslösungen der „stabilen“ Art, die mit den Wünschen der Ägypter allenfalls zufällige Schnittmengen haben.
Da gehört die Idee, Husni Mubarak in ein deutsches Krankenhaus zu verfrachten, noch zu den besseren. (Nebenbei: Schön wäre es, man würde sich hier der humanitären Großzügigkeit wieder erinnern, wenn es um weniger prominente Flüchtlinge geht.) Was wirklich erschreckt, ist die Unbelehrbarkeit, mit der jetzt an Nachfolge-Regelungen unter Einbeziehung der alten Macht gebastelt wird.
Fremdbestimmte Stabilität hat Vorrang
Insgesamt zeichnet sich also die Fortsetzung einer Politik ab, die fremdbestimmter „Stabilität“ Vorrang gibt vor der Autonomie einer für ihre Rechte kämpfenden Gesellschaft. Und es wird weiter so getan, als handele es sich hier um „Real-“ und bei allem anderen um naive „Ideal“-Politik.
Selbst diejenigen, die zurecht den Vorrang demokratischer Werte fordern, sitzen dem künstlichen Widerspruch auf. Zu selten ergänzen sie ihren notwendigen Idealismus durch den entscheidenden Hinweis: Eine Politik, die eigene Werte und Ideale ernst nähme, wäre zugleich die beste und einzig erfolgversprechende Realpolitik.
Hinweise, wie eine wertegebundene Realpolitik aussehen könnte, geben uns die vergangenen Jahre. Sie sind zwar kein Vorbild, keineswegs. Aber sie zeigen so ziemlich alles, was zu vermeiden wäre.
Erstens: Der Westen hat für seine Angst vor dem islamistischen Terror ganze Völker in Geiselhaft genommen. Willkürlich hat er muslimisch geprägte Länder entweder mit Krieg überzogen oder ihren Despoten überlassen. Das war und ist nicht nur unmoralisch, sondern realpolitisch kontraproduktiv. Es bereitet der Bedrohung, die es bekämpfen will, täglich neuen Nährboden.
Zweitens: Der Westen hat seine ökonomischen Interessen mit dem Recht verwechselt, Handelswege und Ölvorräte weltweit zu kontrollieren. Lieber haben wir Unterdrückungsapparate finanziert, als die Reichtümer einer „unkontrollierten“ demokratischen Verfügungsgewalt zu überlassen. Auch das ist nicht nur unanständig, sondern kontraproduktiv: Müssten Demokratien nicht wissen, dass die „Unruhe“ größer, die Revolution radikaler wird, wenn man ganze Völker von Reichtum und Modernisierung ausschließt? Ein Argument übrigens, das auch der Behauptung widerspricht, durch Friedhofsruhe in der Region sei Israel zu schützen.
Terroristen bekämpfen, nicht Völker und Religionen
Drittens: Manche sagen, George W. Bush habe so unrecht nicht gehabt, als er den Demokratie-Export predigte. Ein schlechtes Beispiel! Ziele und Mittel standen hier in einem eklatanten Widerspruch. Wer westliche Werte so verletzt wie die USA im „Krieg gegen den Terror“, wird alles mögliche ernten, nur keine Demokratie.
Wertegebundene Realpolitik würde Terroristen bekämpfen, nicht Völker und Religionen. Sie würde nicht ohne Druck, aber mit den Mitteln der Diplomatie Freiheit und Menschenrechte vertreten. Sie würde den Kontakt zu den Zivilgesellschaften, den Trägern künftiger Demokratien, pflegen, ohne sie zu bevormunden. Sie würde ihre ökonomischen Interessen mit dem Bedarf dieser Gesellschaften austarieren.
Es ist ja wahr: Wer heute in die arabische Welt schaut und darüber hinaus nach Afghanistan und Pakistan, sieht große Risiken. Es ist auch wahr: Wo der Deckel der Diktatur erst angehoben ist, verschaffen auch neue Unwägbarkeiten sich Luft, womöglich gar islamisch-religiös orientierte Parteien. Aber wenn wir an die Erfolgsgeschichte der eigenen Demokratien glaubten, dann müssten wir wissen: Nichts kann die vielbeschworene Stabilität am Ende besser sichern als demokratische und soziale Beteiligung, auch wenn sie nicht immer nur mit dem endet, was uns passt. Das müssen wir ertragen, solange es nicht um die Verletzung fundamentaler Werte geht.
Klingt es „idealistisch“, wenn man auf all das hinweist? Dann könnten wir uns die Rede von der Demokratie auch sparen.
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Ukraine's survival must be assured if it is to endure as a bulwark against Russia. And the West will only succeed in this aim if it acts collectively as one.