Malte Lehming suggests that our wildest dreams have come true: 10 years after the terrorist attacks on 9/11, the West has won the war against al-Qaida and militant Islam.
There has never been so much gnashing of teeth. Ten years after the terrorist attacks of 9/11, the bottom line reads as if al-Qaida had won: 6,000 U.S. soldiers killed in two meaningless wars; 140,000 civilian fatalities in Iraq, Afghanistan and Pakistan; nearly 8 million refugees in those countries; $4 trillion spent on war; Guantanamo and Abu Ghraib represent the end of our moral superiority just as the Patriot Act represents the end of our liberties and the lies about the Iraq War the final demise of our decency; the Norwegian Islamophobe Anders Behring Breivik drove religious and cultural antagonism to new heights; Osama bin Laden may be dead (for which there is no public proof), but his legacy is stronger than ever in the Yemeni terrorist training camps and in men's minds.
High time, then, to remind people of the American sociologist and politician Daniel Patrick Moynihan who served no fewer than four U.S. presidents, from John F. Kennedy through Gerald Ford. He is the source of a most appropriate law that states, “The amount of violations of human rights in a country is always an inverse function of the amount of complaints about human rights violations heard from there. The greater the number of complaints being aired, the better protected are human rights in that country.”
In other words, the amount of self-criticism in any given society is a good indication of its social constitutionality. The more the criticism, the better off the country is. Seen from that perspective, it may be readily argued that the amount of negativity stemming from 9/11 is an indication that it was not al-Qaida that won, but the West.
Osama bin Laden is dead; many of his deputies and others in the al-Qaida hierarchy were eliminated. The terrorists were driven out of Afghanistan, and even Pakistan is no longer the safe haven for them that it once was. The deployment of unmanned drones proved to be highly effective. Their intelligence gathering capabilities revealed attack plans early on, thereby preventing them from ever taking place.
An indication of al-Qaida's defeat is its increasing internal aggression. Instead of attacking Western targets, the Islamists are increasingly attacking other Muslims. A number of those civilians killed in Afghanistan and Iraq died at the hands of their fellow Muslims. That decreases the attraction to their ideology. In the years following 9/11, that ideology was still universally dangerous; now it has become more cult-like.
Afghanistan was liberated from the Taliban, and Iraq from Saddam Hussein. Both countries now have relatively free elections. Have they become islands of democracy? By no means. But their examples, along with militant Islam's decline, nurtured the thought in many Muslim minds that they could free themselves from the yoke of dictatorship and have a better future. Tunisia, Egypt, Libya: While the West supposedly compromised its morality with Guantanamo, Abu Ghraib and lies about Iraq, people in the Arabic-Islamic world pursued Western values as much as they sought NATO's effectiveness. Between Tripoli and Cairo, people obviously understand that Abu Ghraib is to a genuine torture chamber as a nosebleed is to broken bones.
Were freedoms curtailed in Western nations by increased security measures? Air travel has become more cumbersome, a few more CCTV cameras are apparent in public areas, but daily life has scarcely changed. American Muslims weren't rounded up en masse as Japanese-Americans were following Pearl Harbor, the event now remembered by a memorial near the U.S. Capitol. American Muslims actually enjoy more religious freedom than their European brethren.
What were Western goals subsequent to the terrorist attacks of 9/11? To neutralize al-Qaida, marginalize militant Islamists, begin introducing reforms into the Arab-Muslim world, prevent Iraq and Afghanistan from permanently dividing the nation and to remain a society with unified values. All of that has been achieved, even the most daring of expectations. Let the whiners continue to whine. They're merely validating Moynihan's Law.
Wir haben gesiegt!
Von Malte Lehming
05.09.2011
Die kühnsten Hoffnungen haben sich erfüllt, meint Malte Lehming: Zehn Jahre nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 hat der Westen die Schlacht gegen Al Qaida und den militanten Islamismus gewonnen.
So viel Zerknirschung war selten. Zehn Jahre nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 lesen sich die Bilanzen, als hätte Al Qaida triumphiert: 6000 tote US-Soldaten in zwei unnützen Kriegen, 140.000 tote Zivilisten in Afghanistan, Irak und Pakistan, knapp acht Millionen Flüchtlinge in diesen Ländern, vier Billionen Dollar Kriegskosten, in Guantanamo und Abu Ghraib ging der letzte Rest Moral verloren, mit dem „Patriot Act“ der letzte Rest Freiheit, durch die Irakkriegslüge der letzte Rest Anstand, der norwegische Muslimhasser Anders Behring Breivik trieb den religiös-kulturellen Antagonismus auf die Spitze, Osama bin Laden mag tot sein (wofür es keine öffentlichen Beweise gibt), aber sein Vermächtnis ist lebendiger denn je – in den Terrortrainingscamps im Jemen und in den Köpfen der Menschen.
Höchste Zeit also, an den amerikanischen Soziologen und Politiker Daniel Patrick Moynihan zu erinnern, der von John F. Kennedy bis Gerald Ford nicht weniger als vier US-Präsidenten gedient hatte. Von Moynihan nämlich stammt ein äußerst kluges Gesetz: „Die Menge an Verstößen gegen Menschenrechte in einem Land ist umgekehrt proportional zu der Menge an Beschwerden über Menschenrechtsverstöße, die man von dort hört. Je größer die Menge an Beschwerden ist, die öffentlich geäußert werden, desto besser sind die Menschenrechte in diesem Land geschützt.“
Mit anderen Worten: Das Maß an Selbstkritik, das in einer freien Gesellschaft geübt wird, erlaubt Rückschlüsse auf dessen gesellschaftliche Verfasstheit. Je heftiger die Kritik, desto besser geht es dem Land. Insofern legt allein schon die Wucht der negativen 9/11-Bilanzen die Vermutung nahe, dass es genau andersherum sein könnte – nicht Al Qaida hat gewonnen, sondern der Westen.
Osama bin Laden ist tot, viele Stellvertreter und andere Al-Qaida-Führungskräfte wurden ebenfalls erwischt. Aus Afghanistan wurden die Terroristen vertrieben, auch Pakistan bietet keinen sicheren Hafen mehr. Der Einsatz von Drohnen hat sich als sehr erfolgreich erwiesen. Durch eine effektive Aufklärungsarbeit konnten viele Anschläge bereits im Planungsstadium verhindert werden.
Zeichen der Niederlage von Al Qaida ist deren zunehmende Autoaggression. Statt gegen Ziele im Westen richten sich die Attacken der Islamisten seit einiger Zeit vornehmlich gegen andere Muslime. Eine Vielzahl der in Afghanistan und Irak getöteten Menschen geht auf das Konto ihrer militanten Glaubensbrüder. Das verringert die Attraktivität ihrer Ideologie. In den Jahren nach 9/11 war diese Ideologie noch flächendeckend gefährlich. Inzwischen gleicht sie der einer Sekte.
Afghanistan wurde von den Taliban befreit, der Irak von Saddam Hussein. In beiden Ländern wurde relativ frei gewählt. Sind es Inseln der Demokratie? Sicher nicht. Aber sowohl durch diese Beispiele als auch durch den Niedergang des militanten Islamismus reifte in den Köpfen vieler Muslime die Einsicht, sich selbst vom Joch der Diktatur befreien zu müssen, um überhaupt eine Zukunft zu haben. Tunesien, Ägypten, Libyen: Obwohl sich der Westen angeblich durch Guantanamo, Abu Ghraib und die Irakkriegslüge moralisch kompromittiert hatte, sehnt sich das Volk im arabisch-muslimischen Raum sowohl nach westlichen Werten als auch der Effizienz der Nato. Zwischen Tripolis und Kairo versteht man offenbar, dass sich Abu Ghraib zu einem wirklichen Folterkeller verhält wie Nasenbluten zu Knochenbrüchen.
Wurden durch schärfere Sicherheitsgesetze in den westlichen Ländern Freiheiten beschnitten? Das Flugreisen ist umständlicher geworden, ein paar Kameras mehr hängen im öffentlichen Raum, doch das tägliche Leben hat sich kaum verändert. Amerikanische Muslime wurden nicht massenweise interniert – wie man es nach Pearl Harbor mit japanischstämmigen Amerikanern tat (woran ein Denkmal in der Nähe des Kapitols in Washinton DC erinnert). Ja, Amerikas Muslime genießen sogar größere religiöse Freiheiten als ihre Glaubensgeschwister in Europa.
Was wollte der Westen nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001? Al Qaida enthaupten, den militanten Islamismus marginalisieren, Reformen in der arabisch-muslimischen Welt einleiten, sich weder über Afghanistan noch Irak dauerhaft auseinanderdividieren lassen, eine Wertegemeinschaft bleiben. All das wurde erreicht, die kühnsten Hoffnungen haben sich erfüllt. Mögen die Nörgler weiter nörgeln. Sie bestätigen nicht anderes als – Moynihans Gesetz.
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