The Legacy of 9/11

Published in Frankfurter Rundschau
(Germany) on 9 September 2011
by Arno Widmann (link to originallink to original)
Translated from by Ron Argentati. Edited by Mark DeLucas  .
The collapse of the twin towers of the World Trade Center made it possible for the United States to wage wars that it had long been itching to wage.


Tony Blair still hasn't had enough. Now he has put regime change in Iran on his wish list, as if his other war on terror maneuvers in Iraq and Afghanistan had ended as great successes. As if his deployment of troops there had resulted in bringing in democracy and human rights.

The “war on terror” that was quickly expanded after the 9/11 attacks also quickly became a war against anyone who opposed U.S. policy. Tony Blair's latest statements seamlessly continue that tradition. It's all about a battle between those who wanted an open world and the others — like Iran — who want to remain closed. That ceases to have anything to do with terrorism. It obviously concerns other things. When Tony Blair announced that along with the military campaign, hearts and minds also had to be won over, that only shows how catastrophically wrong the balance of power is distributed.

That isn't the legacy of 9/11, it is what has been created from the legacy of 9/11: a war between East and West, an armed struggle between cultures.

On Sept. 11 we stood in front of our television sets — what we were witnessing had torn us from our chairs — and watched as bodies fell from the skyscrapers. They were people who chose suicide over the slow death of asphyxiation by smoke inhalation. They had no other options. They were helpless. Even the greatest optimists among us on that day saw the fragility of our existence. Sept. 11 was a day of impotence. A few determined lunatics were enough to disrupt New York City, the capital of the 20th century.

As the twin towers collapsed, anger grew along with the impotence, anger against the unknown criminals and their unknown bosses. Impotence combined with rage formed a dangerous new element. The Machiavellian exploitation of that new element nourished U.S. policy over the ensuing years. The United States committed no acts, however unconstitutional, that couldn't be justified with the excuse that it was part of the “war on terror.”

Wars that the United States had been itching for years to wage were now waged. Reasons for invasion were made up out of whole cloth. The result: a divided United States and the Western world divided along with it. Terrorism had always existed. Even terrorism motivated by religion was nothing new. But a new novel was written after 9/11.

It was the story of cultural war. The good guys and the bad guys were re-categorized. Those Westerners who invaded a country and called it a crusade belonged to the good side. Whoever blew up a house in the name of Islam belonged to the bad side. This new novel which doesn't differentiate between people according to their deeds, but by how they justify their deeds, is the most devastating legacy of 9/11.

Ten years ago, people of all nationalities and religions jumped from the windows of the World Trade Center desperately trying to escape the smoke and flames. Among the nearly 2,800 men and women that perished in the rubble were Christians, Muslims, Jews, Buddhists, Sikhs and on and on. And all of them were helpless. Every one of us was. And all of us are still helpless. That's the lesson of 9/11. Absolute security is an impossibility. A few lunatics with no allegiance to any country can kill thousands. A few lunatics who profess allegiance to a country can kill hundreds of thousands, even millions.

This feeling causes anger. Since Sept. 11, destructive forces were unleashed by both sides. In his mind, Tony Blair calls for yet more destruction. Hopefully it will remain only in his mind. A whole new lesson has been learned in the past few months. Impotence and anger can also be coupled with intelligence and skill. The protest movements in North Africa and Asia Minor help the world get away from the legacy of Sept. 11. The question of democracy and human rights is no longer a matter of Western wars against oppressive regimes. They originate in the East, and they also have to begin originating in the West as well. We're far too quick to give up our freedoms under the pretense of defending them. The real cultural war — the battle for democracy and human rights — is fought in every culture and it is fought every day.


Das Erbe des 11. September
Von Arno Widmann
10 | 9 | 2011

Der Einsturz der Zwillingstürme in New York ermöglichte es der US-Regierung, Kriege zu führen, die sie schon lange hatte führen wollen.


Tony Blair hat noch nicht genug. Jetzt setzt er den Regimewechsel in Iran auf die Tagesordnung. Als wären die anderen von ihm im Rahmen der Krieg-gegen-den-Terror-Strategie mit angezettelten Manöver in Irak und Afghanistan erfolgreich beendet. Als hätte der Einsatz der Truppen dort Wellen des Einsatzes für Demokratie und Menschenrechte bewirkt.

Der bald nach den Angriffen vom 11. September ausgeweitete Krieg gegen Terror hatte sich längst in einen Krieg gegen Staaten verwandelt, die gegen die USA Stellung bezogen. Tony Blairs jüngste Erklärung knüpft da nahtlos an. Es handele sich um eine Schlacht zwischen denen, die eine offene Welt wollten, und denen, die sie – wie Iran – geschlossen hielten. Das hat mit Terrorismus nichts mehr zu tun. Da geht es ganz offen um ganz andere Dinge. Wenn Tony Blair erklärt, man müsse neben der militärischen Aktion auch Herzen und Köpfe gewinnen, so zeigt das nur, wie katastrophal falsch die Gewichte verteilt sind.

Das ist nicht das Erbe des 11. September 2001. Das ist, was aus dem 11. September gemacht wurde: ein Krieg zwischen West und Ost, ein bewaffneter Kampf der Kulturen.

Am elften September 2001 standen wir vor den Fernsehern – was wir sahen, hatte uns von den Stühlen und aus den Sesseln gerissen – und starrten auf Körper, die aus Wolkenkratzern fielen. Es waren Menschen, die sich lieber umbrachten, als langsam im Rauch zu ersticken. Sie hatten keinen anderen Ausweg mehr. Sie waren hilflos. Wir waren hilflos. An diesem Tag erlebten auch die kräftigsten Optimisten unter uns die Zerbrechlichkeit unserer Existenz. Der elfte September 2001 war ein Tag der Ohnmacht. Ein paar zu allem entschlossener Verrückte genügten, um New York, um die Hauptstadt des zwanzigsten Jahrhunderts aus dem Takt zu bringen.

Als die Zwillingstürme einstürzten, wuchs mit der Ohnmacht die Wut. Die Wut auf die noch unbekannten Täter und die unbekannten Hintermänner. Ohnmacht und Wut gingen eine gefährliche Verbindung ein. Von ihr und ihrer machiavellistischen Ausbeutung lebte die amerikanische Politik der nächsten Jahre. Kein Verfassungsbruch in den USA oder in anderen Ländern der westlichen Hemisphäre, der jetzt nicht mit dem „Krieg gegen den Terror“ hätte begründet und verteidigt werden können.

Kriege, die man schon lange hatte führen wollen, wurden geführt. Kriegsgründe wurden fabriziert. Das Ergebnis: die Vereinigten Staaten gespalten, der Westen ebenso. Unsinnig die Vorstellung, vor dem elften September hätte es das alles nicht gegeben. Der elfte September hat die Geschichte nicht geändert. Er hat lediglich eine neue Begründung für alte Verhaltensmuster geliefert. Terrorismus hatte es immer gegeben. Auch religiös motivierter Terrorismus war nichts Neues. Nach dem elften September aber wurde ein neuer Roman erfunden.

Geschichte vom Krieg der Kulturen

Es war die Geschichte vom Krieg der Kulturen. So wurden die Guten und die Bösen neu sortiert. Wer ein Land in einem Kreuzzug für den Westen überfiel, tat das als einer der Guten, wer ein Haus im Namen des Islam in die Luft sprengte, gehörte zu den Bösen. Dieser Roman, der die Menschheit nicht nach ihren Taten, sondern nach ihren Begründungen für die Taten unterscheidet, ist das verheerendste Erbe vom elften September.

Vor zehn Jahren sprangen Menschen aller Nationen und Religionen aus den von Hitzewellen aufgesprengten Fenstern des World Trade Centers. Unter den fast 2 800 Frauen und Männern, die die Türme unter sich begruben. waren Christen, Juden, Muslime und Buddhisten, Sikhs und... und... Alle waren sie ohnmächtig. Wir alle waren es. Und wir alle sind es. Das ist die Lektion des elften September. Es gibt keine absolute Sicherheit. Ein paar Verrückte ohne Staat können Tausende umbringen. Ein paar Verrückte mit Staat können Hunderttausende, Millionen umbringen.

Dieses Gefühl erzeugt Wut. Die Verbindung von beiden hat nach dem elften September ihre zerstörerische Kraft auf beiden Seiten entfaltet. Im Kopf Tony Blairs wirkt sie weiter. Hoffentlich nur dort. Seit ein paar Monaten gibt es eine ganz neue Lektion. Ohnmacht und Wut können sich auch mit Klugheit und Geschick verbinden. Die Protestbewegungen in Nordafrika und Kleinasien helfen heraus aus dem Erbe des elften September 2001. Die Frage von Demokratie und Menschenrechten ist keine mehr von einem Krieg des Westens gegen unterdrückerische Regime. Sie wird im Osten gestellt, und sie muss auch im Westen gestellt werden. Zu leicht sind wir bereit, unsere Freiheiten aufzugeben unter dem Vorwand, sie zu verteidigen. Der wirkliche Krieg der Kulturen – der Kampf um Demokratie und Menschenrechte – findet in jeder Kultur jeden Tag statt.
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