Drones kill the enemy from a distance, precisely and inexpensively. One’s own soldiers don’t die in the process. Civilian victims are minimized. That is the ideological essence of drone warfare. It is very seductive. U.S. President Barack Obama has relied on it for a fairly long time; more and more governments are following his example. The armament spiral is in full swing. Over 90 countries are developing drones or already have them.
[German] Defense Minister Thomas de Maizière is also a declared proponent of drones; it is only for electioneering reasons that has he now moved away from the idea of immediately equipping the German armed forces with drones. Like his counterparts, he expects to achieve security through this new weapons technology.
The reality of course looks different. Drones are deployed today almost exclusively in tribal territories — in border areas between Afghanistan and Pakistan, Yemen, Mali, the southern Philippines and Somalia. The tribes have their own code of honor: "For every innocent person killed, it creates 100, 200, 1,000, or 10,000 new enemies for the United States,” says Pakistani author Akbar Ahmed. He has written a book about the drone war that is as distressing as it is enlightening: “The Thistle and the Drone.”*
There one can read what the drone warriors do not want to hear or see. This war is being waged against very underdeveloped societies; it destroys their social cohesiveness, radicalizes them and virtually forces them to react.
Our advanced societies are waging a relentless war against tribes. The result is even more violence — it destabilizes the affected nations. That can be best seen in the example of Pakistan. The more the war in the border regions was intensified, the tougher the reactions became. The Pakistani Taliban became stronger with the start of the drone war. Today it is a threat to the nation [Pakistan]. All told, hatred for the West is growing in Pakistan.
Akbar Ahmed knows tribal societies. He worked as a political official in the border area of Afghanistan. He has knowledge of their underdevelopment, as well as their pride and iron will to defend their own identity. And he refers to something else: Osama bin Laden was also a tribal warrior.
*Editor’s Note: The full title of Ahmed’s book is “The Thistle and the Drone: How America’s War on Terror Became a Global War on Tribal Islam.”
Drohnen töten den Feind aus der Distanz, präzise und billig. Eigene Soldaten sterben dabei nicht. Opfer unter den Zivilisten werden minimiert. Das ist der ideologische Kern des Drohnenkrieges. Er ist sehr verführerisch. US-Präsident Barack Obama setzt seit geraumer Zeit auf Drohnen und mehr und mehr Regierungen folgen seinem Beispiel. Die Aufrüstungsspirale ist im vollen Gange. Über neunzig Staaten entwickeln Drohnen oder haben sie bereits.
Auch der deutsche Verteidigungsminister Thomas de Maizière ist ein erklärter Drohnenanhänger, nur aus Wahlkampf-Gründen ist er jetzt von der Idee abgerückt, die Bundeswehr umgehend mit bewaffneten Drohnen auszustatten. Wie seine Amtskollegen verspricht auch er sich Sicherheit durch diese neue Waffentechnik.
Die Realität freilich sieht anders aus. Drohnen werden heute fast nur in Stammesgebieten eingesetzt – im Grenzgebiet zwischen Afghanistan und Pakistan, in Jemen, in Mali, auf den südlichen Philippen, in Somalia. Die Stämme haben ihren eigenen Ehrenkodex: “Wenn Sie in diesen Gebieten einen Menschen töten, schaffen Sie sich vielleicht 100 Feinde!” Das sagt der pakistanische Autor Akhbar Ahmed. Er hat ein ebenso erschütterndes wie aufklärendes Buch über den Drohnenkrieg geschrieben: The Thistle and the Drone.
Man kann dort nachlesen, was die Drohnenkrieger nicht hören und nicht sehen wollen. Dieser Krieg wird gegen sehr rückständige Gesellschaften geführt, er zerstört ihren sozialen Zusammenhalt, er radikalisiert sie und zwingt sie geradezu zur Reaktion.
Unsere fortgeschrittenen Gesellschaften führen also einen erbarmungslosen Krieg gegen Stämme. Das Ergebnis ist noch mehr Gewalt — sie destabilisiert die betroffenen Staaten. An Pakistan lässt sich das am besten zeigen. Je stärker man den Krieg in den Grenzregionen intensivierte, desto härter waren die Reaktionen. Die pakistanischen Taliban wurden mit dem Beginn des Drohnenkrieges stärker. Sie sind heute eine Bedrohung für den Staat. Der Hass gegen den Westen wächst in der pakistanischen Gesellschaft insgesamt.
Akhbar Ahmed kennt die Stammesgesellschafen. Er hat als politischer Beamter im Grenzgebiet zu Afghanistan gearbeitet. Er weiß um ihre Rückständigkeit, wie auch um ihren Stolz und den eisernen Willen, die eigene Identität zu verteidigen. Und er weist auf etwas hin: Auch Osama bin Laden war ein Stammeskrieger.
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