It was not an error, it was done according to plan. British security agents detained Glenn Greenwald's life partner at a London airport for nearly nine hours, seized his belongings and interrogated and threatened him as well. David Miranda was released just minutes before the time limit expired for such detention prescribed by Section 7 of the “Terrorism Act 2000.” The law is aptly named. Its intent is to intimidate and spread terror. Nine hours without being legally charged and nine hours without an attorney! Reasonable suspicion is not required, it's all allowed in the name of security. The only question is: Whose security?
If it were the goal of Islamic terrorists to undermine Western civilization, to sow confusion and to expose the hypocrisy of the values the West constantly praises, then one would be forced to say “mission accomplished”— the terrorists have achieved their goal. The balance between civil rights and the interests of bureaucracy and industry has been destroyed because this is no longer about security: It's about power and money.
Every bureaucracy has a natural tendency to expand and democracy knows how to cope pretty well with rampant government. For example, the European agricultural bureaucracy is kept at least under partial control with democratic procedures. The international security bureaucracy, on the other hand, insists on opposing any outward influences. A highly specialized industry provides the soft- and hardware for it and controls policy lobbying.
The security bureaucracy came into being in Western nations following the 9/11 terrorist attacks and has become increasingly hermetically sealed since then. It completely avoids becoming the subject of public discussion. The democratic system of checks and balances has become little more than a farce and one need have no illusions that this bureaucracy even needs the threat of external attack to continue its self-perpetuation.
Why did the British authorities detain Miranda in London? They surely couldn't seriously expect to gain valuable information from him or from his files concerning the NSA revelations. It's far more believable that their action was intended to send a message to Miranda's life partner, Glenn Greenwald. In earlier times, that was called guilt by association for one’s family and has no place in a democracy, only in dictatorships. The signal they're sending to Greenwald is a signal to all of us.
Historically, repressive systems of government never admit their repressive actions. Dictatorships don't want it known that they are dictatorships. They claim always to be doing what's best for the public. The difference between a democracy and a dictatorship isn't defined by the words they say, but by the methods citizens may employ and the influence they have on their government. So it doesn't look especially good for the West. Citizens there nourish the monstrously burgeoning security agencies with their tax monies and their own freedoms. But they do have the possibility to judge their security agencies and their actions. How many attacks have been prevented by NSA spying? How many terrorists have been discovered because of increased liberties for British law enforcement?
The concept of habeas corpus dates from the 17th century and says that one can only be arrested if there are specific grounds justifying it. But as far as Western civilization is concerned, that's apparently old hat.
Demokratie und Sippenhaft
Von JAKOB AUGSTEIN
23.08.2013
NSA Neun Stunden hielten britische Geheimdienste den Lebensgefährten Greenwalds am Flughafen fest. Eine Praktik, die man eigentlich nur von totalitären Staaten kennt
Das war kein Unfall. Das hat System. Britische Sicherheitsbeamte hielten den Lebensgefährten des NSA-Enthüllers Glenn Greenwald am Londoner Flughafen beinahe neun Stunden fest, nahmen ihm seine Sachen ab, verhörten und bedrohten ihn. David Miranda wurde wenige Minuten vor Ablauf jener Frist freigelassen, die ein Mensch in England nach Abschnitt 7 des „Terror Act 2000“ festgehalten werden darf. Der Name des Gesetzes ist passend gewählt. Es ist in der Lage, Schrecken zu verbreiten. Neun Stunden, ohne Schuld und ohne Anwalt! Ein begründeter Anfangsverdacht ist nicht notwendig. Es dient alles der Sicherheit. Fragt sich nur, wessen Sicherheit damit gemeint ist?
Wenn es das Ziel der islamistischen Terroristen war, die westlichen Gesellschaften zu erschüttern, zu verunsichern, die Heuchelei zu entlarven, zu der die sich freiheitlich wähnenden Systeme in der Lage sind, dann muss man sagen: Mission erfüllt. Der Terror hat sein Ziel erreicht. Die Balance zwischen bürgerlicher Freiheit und den Interessen von Bürokratie und Industrie ist zerstört. Denn es geht hier ja nicht mehr um Sicherheit. Es geht um Macht, und es geht um Geld.
Es ist das Gesetz jeder Bürokratie, sich auszudehnen. Normalerweise versteht die Demokratie es ganz gut, mit wuchernden Verwaltungen umzugehen. Durch demokratische Verfahren ist beispielsweise die europäische Agrarbürokratie noch halbwegs unter Kontrolle zu bringen. Die internationale Sicherheitsbürokratie dagegen wehrt sich immer erfolgreicher gegen äußeren Einfluss. Eine hochspezialisierte Industrie liefert die Soft- und Hardware dazu und übernimmt das Lobbying der Politik.
In den westlichen Ländern ist nach den terroristischen Angriffen vom September 2001 ein Sicherheitskomplex entstanden, der immer hermetischere Züge trägt. Er entzieht sich der öffentlichen Debatte. Die demokratischen Checks und Balances werden zur Farce. Und man mache sich keine Illustionen: Dieser Komplex bedarf für seine Weiterexistenz im Ernst auch keiner äußeren Bedrohung mehr.
Warum haben die Behörden Miranda in London Heathrow festgehalten? Sie konnten nicht im Ernst damit rechnen, aus ihm oder seinen Geräten relevante Informationen über die NSA-Enthüllungen zu pressen. Viel näher liegt die Vermutung, dass dem Journalisten Glenn Greenwald, also Mirandas Lebensgefährtem, ein Signal gesendet werden sollte. Man nannte das früher Sippenhaft. In Demokratien gibt es das nicht. Nur in Diktaturen. Das Signal an Greenwald ist darum ein Signal an uns alle.
Noch nie hat ein unterdrückerisches System seine unterdrückerischen Absichten angekündigt. Diktaturen geben nicht bekannt, dass sie Diktaturen sind. Sie behaupten, im besten Interesse ihrer Subjekte zu handeln. Die Demokratie unterscheidet sich nicht durch die Worte von der Diktatur, sondern durch die Verfahren und den Einfluss, den die Bürger darauf haben. Da sieht es schlecht aus für den Westen. Die Bürger der westlichen Länder füttern die ins Ungeheure wuchernden Sicherheitsapparate mit ihren Steuern und der eigenen Freiheit. Aber sie haben keine Möglichkeit, die Sinnhaftigkeit dieses Tuns zu überpüfen. Wie viele Anschläge wurden durch die Spitzeleien der NSA verhindert? Wie viele „Terroristen“ durch die ausgeweiteten Rechte der britischen Polizei enttarnt?
Unter dem Begriff Habeas Corpus kennt man ein Gesetz des 17. Jahrhunderts, nach dem Verhaftungen nur mit Grund vorgenommen werden dürfen. Aber das ist die Vergangenheit der westlichen Zivilisation.
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