So the chancellor is now visiting the friend whose intelligence agency spied on her. When this was made known, we remember, she was of the opinion that this would not do at all. Washington reacted to that with some contrition but also, with respect to the overall NSA complex, with astonishment at Germany’s supposed naiveté. Even today the Germans have to put up with the accusation of hypocrisy; after all, the intelligence agencies of both countries work closely together in times of transnational terrorism. The Americans, in turn, hear that their technological omnipotence has gone to their heads and that they are consumed by their obsession with security.
The bottom line regarding data privacy remains a fundamental disagreement: Since 9/11, some set a greater value on security, others on freedom. A “No-Spy” agreement will not happen. This disagreement and other contentious issues will not change the fact that the United States and Germany are close partners and that the economy and security are only two of many fields. Germany, the anchoring power in Europe, enjoys a reputation today in America, because of its economic performance and political position, which it has probably never before had, or at least not for a long time.
High Expectations for Germany
This reputation is tied in with great expectations: Germany needs to straighten Europe out, calm a neighborhood that is sinking into chaos and in general take on managerial responsibility. Berlin does not want to give up this responsibility but has a hard time here and there with meeting these expectations, especially since many Germans have no desire to do so—keyword: “Big Switzerland.”
Obviously, however, there is also an asymmetry in the mutual esteem: The NSA affair damaged the credibility of the United States, and badly, and Obama’s government still does not seem to understand how great the loss of trust is and what consequences this has for the German-American relationship. So after Obama’s elevation to world savior—one almost believed that the New Testament needed to be rewritten—once again much anti-Americanism sprang from between the cracks of the German image of America.
Moving Closer Once Again in the Crisis
What has been expressed derogatorily against America lately in light of the Ukraine crisis defies description and gives cause for concerned questions about where the Germans actually see their place in the world. In any case, many do not locate it on the side of the United States but rather somewhere in between the West and Putin’s Russia.
This is obviously not the place which the chancellor has booked for Germany. When it comes to history, of course, she is not out of her mind. Russia’s course of action in Ukraine, to which Merkel’s current visit in Washington is primarily dedicated, has already led to self-reassurance in the West and brought the trans-Atlantic partners closer again—one could even say it welded them together. Who knows, maybe under the effect of the events in Eastern Europe, the negotiations for a trans-Atlantic trade and investment partnership will also regain momentum.
Berlin in a Co-Leadership Role?
In any case, that would be in Germany’s interest as its businesses would sustainably profit from a dynamically developing Atlantic market with converging regulations. Germany has likewise taken a key position in the Russia policy of the West. If the sanctions against Moscow are expanded to even more sectors of the Russian economy, Germany would initially carry the main burden. This burden is not underestimated in Washington, which would like nothing better than to see Germany in a type of co-leadership role; the German government has already sensed the political resistance and resentment that is connected to such a role.
However the German government cannot give up this responsibility, just as it could not in NATO, and, after some hesitation, it will not. If others had their way, for example, former Chancellor Schröder and those from the energy industry, it would not be so. Then Putin could still snatch up any amount of Ukraine, claim intervention rights for Russia and dream a neo-imperialist dream of Russia, using anti-Western rhetoric; they would embrace the ruler in the Kremlin regardless, some solely for business, and others because they would rather stick with Russia anyway and they are either apathetic or deceived about its actual state.
Everyday Wisdom is Still Sought After
At the end of a week that began with a previous Social Democratic Party chancellor letting himself be celebrated by Europe-despiser Putin, then, the chancellor of the Christian Democratic Union meets the man in the White House. This is more than just a symbolic proclamation of where Germany’s place in the 21st century lies—in the West and nowhere else—in spite of all conflicts and anxieties about estrangement.
Admittedly, it would be nice if Obama in Washington would also take an everyday wisdom to heart: Relationships need to be maintained, including political friendships—not less, but rather more.
Jetzt ist also die Bundeskanzlerin zu Besuch bei dem Freund, dessen Geheimdienst sie ausspähte. Als das bekannt wurde, war sie, wir erinnern uns, der Auffassung, das gehe gar nicht. Washington reagierte darauf mit einiger Zerknirschtheit, aber auch, was den Komplex NSA insgesamt anbelangt, mit Erstaunen über vermeintliche deutsche Naivität. Bis heute müssen sich die Deutschen den Vorwurf der Heuchelei gefallen lassen; schließlich arbeiten die Geheimdienste beider Länder in Zeiten des transnationalen Terrorismus eng zusammen. Die Amerikaner bekommen wiederum zu hören, ihnen sei ihre technische Allmacht zu Kopf gestiegen und sie seien einem Sicherheitswahn erlegen.
Unter dem Strich bleibt beim Datenschutz ein Grunddissens: Die einen legen nach „9/11“ mehr Wert auf Sicherheit, die anderen auf Freiheit. Ein „No-spy“-Abkommen wird es nicht geben. Dieser Dissens und andere Streitpunkte ändern nichts daran, dass die Vereinigten Staaten und Deutschland enge Partner und Wirtschaft und Sicherheit zwei Felder von vielen sind. Deutschland, die Ankermacht in Europa, genießt heute in Amerika wegen seiner wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit und seiner politischen Stellung ein Ansehen, wie es das vermutlich so noch nicht oder schon lange nicht mehr gegeben hat.
Große Erwartungen an Deutschland
An dieses Ansehen knüpfen sich große Erwartungen: Deutschland soll Europa in Ordnung bringen, eine im Chaos versinkende Nachbarschaft beruhigen und generell Führungsverantwortung übernehmen. Die Berliner Politik will sich dieser Verantwortung nicht entziehen, tut sich aber hier und da schwer, den Erwartungen zu entsprechen, zumal vielen Deutschen der Sinn nicht danach steht – Stichwort „große Schweiz“.
Offenkundig gibt es aber auch eine Asymmetrie in der gegenseitigen Wertschätzung: Die NSA-Affäre hat die Glaubwürdigkeit der Vereinigten Staaten beschädigt und zwar schwer; und noch immer scheint die Regierung Obama nicht so recht verstanden zu haben, wie groß der Vertrauensverlust ist und welche Folgen das für das deutsch-amerikanische Verhältnis hat. So quillt nach Obamas Erhöhung zum Weltenretter – man glaubte schon, das Neue Testament müsse umgeschrieben werden – wieder viel Antiamerikanismus durch die Ritzen des deutschen Amerikabildes.
In der Krise wieder näher gerückt
Was zuletzt angesichts der Ukraine-Krise gegen Amerika abschätzig geäußert wurde, spottet jeder Beschreibung und gibt zu besorgten Fragen Anlass, wo die Deutschen eigentlich ihren Platz in der Welt sehen. Viele verorten ihn jedenfalls nicht an der Seite der Vereinigten Staaten, sondern in einer Zwischenwelt zwischen dem Westen und dem Russland Putins.
Das ist selbstverständlich nicht der Platz, den die Kanzlerin für Deutschland gebucht hat. Sie ist ja auch nicht historisch von allen guten Geistern verlassen. Das Vorgehen Russlands in der Ukraine, in dessen Zeichen nun die Visite Merkels in Washington vor allem steht, hat schon zu einer Selbstvergewisserung im Westen geführt und die transatlantischen Partner einander wieder näher gebracht, um nicht zu sagen: zusammengeschweißt. Wer weiß, vielleicht nehmen unter dem Eindruck des Geschehens in Osteuropa auch die Verhandlungen über eine transatlantische Handels- und Investitionspartnerschaft wieder Fahrt auf.
Berlin in Co-Führungsrolle?
In jedem Fall wäre das im Interesse Deutschlands, dessen Unternehmen von einem dynamisch sich entwickelnden atlantischen Markt mit konvergierenden Regeln nachhaltig profitieren würden. In der Russland-Politik des Westens nimmt Deutschland ebenfalls eine Schlüsselstellung ein. Werden die Sanktionen gegen Moskau auf immer mehr Sektoren der russischen Wirtschaft ausgeweitet, trüge Deutschland zunächst die Hauptlast. Diese Last wird in Washington, das Berlin am liebsten in einer Art Co-Führungsrolle sähe, nicht verkannt; die Bundesregierung hat den politischen Widerstand und den Unmut schon zu spüren bekommen, der damit verbunden ist.
Aber die Bundesregierung kann sich ihrer Verantwortung nicht entziehen, genau so wenig wie in der Nato, und sie tut das, nach einigem Zögern, auch nicht. Ginge es nach anderen, zum Beispiel nach dem früheren Bundeskanzler Schröder und den Leuten aus der Energiewirtschaft, wäre dem nicht so. Dann könnte Putin sich noch so große Teile der Ukraine unter den Nagel reißen, für Russland Interventionsrechte beanspruchen und mit nationalistisch-antiwestlicher Rhetorik einen neoimperialen Traum von Russlands Größe träumen, sie würden den Herrscher im Kreml immer noch umarmen, manche allein der Geschäfte wegen, andere, weil sie es sowieso lieber mit Russland halten, dessen tatsächlicher Zustand ihnen entweder verborgen oder gleichgültig geblieben ist.
Alltagsweisheit bleibt gefragt
Zum Ende einer Woche also, an deren Beginn ein früherer SPD-Kanzler sich vom Europa-Verachter Putin hat feiern lassen, trifft die Kanzlerin der CDU den Mann im Weißen Haus. Das ist mehr als nur eine symbolische Erklärung, wo Deutschlands Platz im 21. Jahrhundert ist: im Westen und nirgendwo sonst – allen Streitigkeiten und Entfremdungsängsten zum Trotz.
Allerdings wäre es schön, wenn auch Obama in Washington eine Altagsweisheit beherzigen würde: Beziehungen wollen gepflegt werden, politische Freundschaften auch – und zwar nicht weniger, sondern mehr.
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Ursula von der Leyen ... has promised Trump a ransom to stop ... the threatened tariffs on European companies. It is unclear ... when the next round of blackmail will follow.