The enemy of my enemy is my friend. That is a convenient leitmotif of politics in the Middle East, because one always finds someone there who is enemies with one's own enemy, and thus perhaps not a friend, but a useful ally.
America and Iraq are a good example of this. For years the Iraqi tyrant Saddam Hussein was a partner of the U.S. because he contained the mullahs in Iran. Now, because Islamist terror gangs threaten Baghdad, in Washington they ponder how to stop the onslaught — if need be, with help from Iran. One had to act in concert with Stalin in order to defeat Hitler, said a U.S. senator.
Washington and Tehran have common interests in Iraq at the moment. The U.S. wants to — no, must — prevent the emergence of a Sunni terror state there which sends assassins out across the entire world. Regardless of how very tired U.S. President Barack Obama is of Iraq, he cannot allow this development.
In Iraq, Both of Their Interests Coincide — in the Short Term
Iran again wants to — no, must — prevent the fall of the Shiite government in Iraq. This has religious — Iran is the power that protects the Shiites in Iraq — but above all, geopolitical grounds: Iraq is the bridge between Iran, its ally Bashar al-Assad in Syria and Hezbollah in Lebanon. The United States' overthrow of Saddam Hussein was a strategic gift to Tehran. Because Iran's foreign policy is made not only by pious mullahs, but also by cold calculating officers of the Revolutionary Guard, one may confidently assume that this present will not be returned.
In the next few weeks it may indeed come to military cooperation between Washington and Tehran, whether open or secret, coordinated or coincidental. U.S. airstrikes against ISIS-terrorist positions, followed by ground assaults by the Iraqi army, by Shiite militia or even Iranian military units, are not inconceivable.
From America's perspective, it would be not be a completely far-fetched alliance. For years, Obama has sought to improve relations with Iran. It hasn't worked; however, ever since the mild, sensible Hassan Rouhani became president of Iran, the relationship has become warmer. One result of this is progress for the first time in the conflict over Tehran's nuclear program. There are several foreign policy experts in Washington who think that Iran is a better partner for America than the fundamentalist Saudi Arabians. Should Obama be able to use the Iraq crisis to forge a lasting alliance with Iran, it would be a veritable diplomatic stroke of genius.
Washington Abandoned the Idea of an Exemplary Democracy Long Ago
Still, one should not be naive: The fight against ISIS may unite the U.S. and Iran in the short term; beyond that, both counties have very different ideas about how Iraq and the region should look in the future.
Washington has long since given up the idea of establishing an exemplary democracy in Iraq. Still, the U.S. wants a somewhat stable and pro-Western Iraq that is governed in a halfway representative fashion. Iran, by contrast, wants above all a Shiite-ruled Iraq.
It should not be forgotten that Tehran helped prepare the ground for the advance of ISIS terrorists. Iraq's Shiite head of government, Nuri al-Maliki, is Iran's man. His severe moves against the Sunni minority, who have been excluded from political power, happened with Tehran's approval. The gulf between Shiite and Sunnis in Iraq was thereby deepened, and the ISIS zealots profit from it today. Washington rightly pushes Maliki to change his authoritarian behavior. But does Tehran press as well?
The talks with Washington over whether U.S. troops could remain in country longer than the end of 2011 were allowed to fail by Maliki, due probably to pressure from Tehran. In previous years, Iranian-supported Shiite militia in Iraq killed hundreds of GIs. It’s clear that, in the long term, the regime in Tehran, for which hatred of the U.S. is part of its raison d'être, wants no American influence in Iraq.
That holds similarly for the entire region. Iran has no interest in seeing the U.S. remain as a hegemonic power in the Middle East. The struggles between Shiites and Sunnis, whether in Iraq, in Lebanon or in Syria, are part of a larger geostrategic struggle for supremacy between Iran and the United States' allies in Saudi Arabia and Qatar. In Iraq, the interests of Washington and Tehran coincide in part, but in Syria and Lebanon they stand on different sides of the front; do not expect one of them to change sides.
Sometimes it is just that the enemy of my enemy is still my enemy.
Gemeinsamer Feind als schwacher Kitt
Ein Kommentar von Hubert Wetzel
Sollte Obama die Irak-Krise nutzen können, um ein dauerhaftes Bündnis mit Iran zu schmieden, wäre das ein veritables diplomatisches Meisterstück. Doch man sollte nicht naiv sein: Der Kampf gegen Isis mag beide Länder kurzfristig einen. Dann jedoch gehen die Vorstellungen über die Zukunft der Region auseinander.
Der Feind meines Feindes ist mein Freund. Das ist ein praktisches Leitmotiv für Politik im Nahen Osten, denn man findet dort immer jemanden, der mit den eigenen Feinden auch verfeindet ist und der mithin vielleicht nicht zum Freund, aber zum Verbündeten taugt.
Amerika und der Irak sind da ein gutes Beispiel. Jahrelang war der irakische Blutherrscher Saddam Hussein für die USA ein Partner, weil er die Mullahs in Iran
eindämmte. Nun, da islamistische Terrorbanden Bagdad bedrohen, wird in Washington gegrübelt, wie man den Ansturm stoppen kann - notfalls mit Iran. Man habe, so ein USSenator, ja auch mit Stalin zusammengearbeitet, um Hitler zu besiegen.
Washington und Teheran haben im Irak derzeit gemeinsame Interessen. Die USA wollen, nein: müssen, verhindern, dass dort ein sunnitisches Terror-Emirat entsteht, das Attentäter in die ganze Welt schickt. Egal wie sehr US-Präsident Barack Obama den Irak auch satt hat, diese Entwicklung kann er nicht dulden.
Im Irak decken sich beider Interessen - kurzfristig
Iran wiederum will, nein: muss, verhindern, dass die schiitische Regierung im Irak stürzt. Das hat religiöse Gründe - Iran ist die Schutzmacht der Schiiten im Irak -, vor allem aber geopolitische: Der Irak ist die Brücke zwischen Iran, dessen Verbündetem Baschar al-Assad in Syrien und der Hisbollah in Libanon. Der Sturz Saddam Husseins durch die USA war ein strategisches Geschenk für Teheran. Und da Irans Außenpolitik nicht nur von frömmelnden Mullahs, sondern auch von kalt kalkulierenden Offizieren der Revolutionsgarde gemacht wird, darf man getrost annehmen, dass Teheran dieses Geschenk nicht wieder hergeben wird.
In den nächsten Wochen kann es also durchaus zu einer militärischen Zusammenarbeit zwischen Washington und Teheran kommen, ob offen oder geheim, abgestimmt oder zufällig. US-Luftschläge gegen Stellungen der Isis-Terroristen, gefolgt von Bodenangriffen der irakischen Armee, von Schiiten-Milizen oder gar iranischen Einheiten sind nicht undenkbar.
Aus Sicht Amerikas wäre das keine völlig abwegige Allianz. Obama versucht seit Jahren, das Verhältnis zu Iran zu verbessern. Das klappte lange Zeit nicht, doch seit in Iran der milde, vernünftige Hassan Rohani Präsident ist, sind die Beziehungen wärmer geworden; die ersten Fortschritte im Streit um Teherans Atomprogramm sind ein Ergebnis davon. Es gibt in Washington etliche Außenpolitiker, die meinen, Iran sei für Amerika ein besserer Partner als das fundamentalistische Saudi-Arabien. Sollte Obama die Irak-Krise nutzen können, um ein dauerhaftes Bündnis mit Iran zu schmieden, wäre das ein veritables diplomatisches Meisterstück.
Washington hat die Idee einer Musterdemokratie längst aufgegeben
Doch man sollte nicht naiv sein: Der Kampf gegen Isis mag die USA und Iran kurzfristig einen. Darüber hinaus haben beide Länder aber sehr unterschiedliche Vorstellungen davon, wie der Irak und die Region künftig aussehen sollen.
Washington hat die Idee zwar längst aufgegeben, im Irak eine Musterdemokratie zu errichten. Doch die USA wollen einen einigermaßen stabilen und prowestlichen Irak, der halbwegs repräsentativ regiert wird. Iran hingegen will vor allem einen schiitisch beherrschten Irak.
Man sollte nicht vergessen, dass Teheran daran beteiligt war, dem Vormarsch der Isis- Terroristen den Boden zu bereiten. Iraks schiitischer Regierungschef Nuri al-Maliki ist ein Mann Irans. Sein hartes Vorgehen gegen die sunnitische Minderheit, deren Ausschluss von der politischen Macht - all das geschah mit Billigung Teherans. Die Kluft zwischen Schiiten und Sunniten im Irak wurden dadurch vertieft, davon profitieren heute die Isis-Zeloten. Washington dringt zu Recht darauf, dass Maliki sein autoritäres Gehabe ändert. Aber drängt Teheran?
Auch die Gespräche mit Washington darüber, ob US-Truppen länger als bis Ende 2011 im Land bleiben können, ließ Maliki wohl auf Druck Teherans platzen. In den Jahren zuvor hatten von Iran unterstützte Schiiten-Milizen im Irak Hunderte GIs getötet. Langfristig, so viel ist klar, will das Regime in Teheran, für das der Hass auf die USA zur Staatsräson gehört, keinen amerikanischen Einfluss im Irak.
Ähnliches gilt für die gesamte Region. Iran hat kein Interesse daran, dass die USA die Hegemonialmacht im Nahen Osten bleiben. Die Kämpfe zwischen Schiiten und Sunniten, ob im Irak, in Libanon oder in Syrien, sind Teil eines großen geostrategischen Ringens zwischen Iran und den US-Verbündeten Saudi-Arabien und Katar um die Vorherrschaft. Im Irak decken sich die Interessen Washingtons und Teherans teilweise, in Syrien und Libanon aber stehen beide auf verschiedenen Seiten der Front; dass einer die Seiten wechselt, ist nicht zu erwarten.
Manchmal ist es eben so: Der Feind meines Feindes ist trotzdem mein Feind.
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