The West Must Prove It Is Ready To Shoulder High Cost of Ukraine’s Security

Published in Neue Zürcher Zeitung
(Switzerland) on 18 January 2022
by Peter Rásonyi (link to originallink to original)
Translated from by Mallory Matsumoto. Edited by Mallory Matsumoto.
The warnings about a Russian offensive in Eastern Europe are long and wordy but not very concrete. They will only be effective if the U.S. and Western Europe can prove that deterring Moscow is worth the high price.

On Monday, two C-17 military transport aircraft flew from a base west of London to Ukraine. They took a wide detour over the Baltic Sea to avoid flying over Germany. The flights were part of a new British operation to support Ukraine’s defensive readiness against the formidable assembly of Russian troops on the other side of the border. As Defense Secretary Ben Wallace announced the same day in Parliament, Great Britain had begun delivering light anti-tank weapons to Ukraine. In addition, a small contingent of British military experts is instructing the Ukrainian military on how to operate the weapons.

The same day, Annalena Baerbock, the new German minister for foreign affairs, was in Kyiv. She firmly declined her Ukrainian host’s demand to support his country with shipments of weapons to use against the more powerful Russia. Instead, she spoke about peace and solidarity and a new collaboration on climate policy.

The two appearances by representatives of two European NATO member states could not have been more different. Great Britain is demonstrating its concern, as expressed by Wallace, about the threatening situation in Eastern Europe through its actions. Not that the British delivery of anti-tank weapons could decide a war. Russia’s dominance in troops and heavy instruments is so foreboding that no one expects that Ukraine could defend its borders against a large-scale offensive. But the British weapon shipments make clear that London is willing to act.

Germany, meanwhile, is only ready to talk. And not even to talk in any way that is helpful. Thus, leading Social Democrats categorically rejected, again, the possibility of imposing sanctions on the new Russian natural gas pipeline Nord Stream 2 a few days ago. Designated Christian Democratic Union Chairman Friedrich Merz was cited on Monday saying it would be wrong to cut Russia off from the international payment system SWIFT. He justified his remarks by expressing reasonable concern that it could put pressure on the financial markets and create high economic costs for the West, too. With their positions on the pipeline and SWIFT, leading German politicians are thus opposing two of the most discussed sanctions meant to prevent Russia from attacking Ukraine.

The rhetoric in Brussels is similarly hesitant. The EU, too, is issuing long-winded warnings about an escalation. All responsible European politicians in security and foreign affairs know that a large-scale Russian offensive in Ukraine could be the most serious military threat on the continent in decades. But concrete measures for deterring Russia are still pending.

Thus, once again, it is left to the U.S. and its traditionally closest ally, Great Britain, as well as a few other nations, to build a convincing front of deterrence. But even here, the threats are unclear. President Joe Biden has proposed heavy economic sanctions should Russia attack Ukraine, but he did not explain exactly what he means. The White House is also proceeding cautiously with weapon shipments, which, since the annexation of Crimea in 2014, have reached a total of $2.5 billion. These shipments are similarly limited to defensive systems and have not been dramatically expanded in recent months.

If the U.S. were in fact to use its entire roster of possible sanctions against Russian banks, companies and, in the end, consumers, it would have a drastic cost not only for Russia, but also for Western economies. But a glance at the relative nonchalance in the financial markets in the U.S. and Europe demonstrates that people there believe the probability of an economic war against Russia is low. The Kremlin may have a similar view. The result would be a deterrence strategy with limited efficacy.

If NATO member states or the EU really want to effectively deter Russia, they must raise the costs that Moscow could anticipate in the event of an attack as high as possible. This requires two things. First, the West needs to convincingly show that it would actively support a Ukrainian resistance or guerrilla war against the more powerful opponent. Second, the West needs to prove that it, too, is ready to suffer high, long-term financial losses as part of an effective regime of sanctions against Russia. Western governments have a long way to go to clearly demonstrate they are willing to do both.


Der Westen muss seine Bereitschaft beweisen, hohe Kosten für die Sicherheit der Ukraine auf sich zu nehmen
Die Warnungen vor einer russischen Offensive im Osten Europas sind wortreich, aber wenig konkret. Nur wenn die USA und Westeuropa glaubhaft machen, dass ihnen die Abschreckung Moskaus auch einen hohen Preis wert ist, kann sie Wirkung entfalten.

Am Montag flogen zwei C-17-Militärtransportmaschinen von einem Stützpunkt westlich von London in die Ukraine. Sie machten einen weiten Bogen über die Ostsee, um einen Überflug Deutschlands zu vermeiden. Die Flüge waren Teil einer neuen britischen Operation zur Stärkung der Verteidigungsbereitschaft der Ukraine gegen den gewaltigen Aufmarsch russischer Truppen jenseits der Grenze. Wie Verteidigungsminister Ben Wallace gleichentags im Parlament bekanntgab, hat Grossbritannien damit begonnen, der Ukraine leichte Panzerabwehrwaffen zu liefern. Zudem wird ein kleines Detachement britischer Militärexperten die ukrainische Armee bei der Handhabung der Waffen instruieren.
Am selben Tag weilte die neue deutsche Aussenministerin Annalena Baerbock in Kiew. Sie lehnt die Forderung ihres ukrainischen Gastgebers Dmitro Kuleba kategorisch ab, das Land mit Waffenlieferungen gegen die militärische Übermacht Russlands zu unterstützen. Stattdessen sprach sie viel von Frieden und Solidarität und einer neuen Zusammenarbeit bei der Klimapolitik.
Die gleichzeitigen Auftritte der Vertreter zweier europäischer Nato-Staaten könnten nicht unterschiedlicher sein. Grossbritannien unterlegt seine von Wallace zum Ausdruck gebrachte Besorgnis über die Bedrohungslage in Osteuropa durch Taten. Nicht, dass die gelieferten britischen Panzerabwehrwaffen einen Krieg entscheiden könnten. Russlands Übermacht an Truppen und schwerem Material ist derart erdrückend, dass niemand erwartet, die Ukraine könnte ihre Grenze gegen eine Grossoffensive verteidigen. Aber die britischen Waffenlieferungen machen deutlich, dass London bereit ist zu handeln.
Deutschland ist derweil nur bereit zu reden. Und auch das nicht immer auf hilfreiche Art und Weise. So schlossen führende Sozialdemokraten in den letzten Tagen Sanktionen gegen die neue russische Erdgas-Pipeline Nord Stream 2 erneut kategorisch aus. Der designierte CDU-Vorsitzende Friedrich Merz liess sich am Montag mit der Aussage zitieren, ein Ausschluss Russlands aus dem internationalen Zahlungssystem Swift wäre falsch. Begründet hat er dies mit der berechtigten Sorge, dies könnte die Finanzmärkte belasten und hohe ökonomische Kosten auch für den Westen verursachen. In Bezug auf die Pipeline und Swift stellen sich deutsche Spitzenpolitiker somit gegen zwei der am häufigsten diskutierten Sanktionsmassnahmen, die Russland von einem Angriff der Ukraine abhalten sollten.
Ähnlich zaudernd wirkt die Rhetorik in Brüssel. Auch die EU warnt wortreich vor einer Eskalation. Allen verantwortungsbewussten Sicherheits- und Aussenpolitikern in Europa ist bewusst, dass eine russische Grossoffensive in der Ukraine die schwerste kriegerische Bedrohungslage auf dem Kontinent seit Jahrzehnten bedeutete. Aber konkrete Massnahmen zur Abschreckung Moskaus lassen auf sich warten.
So bleibt es einmal mehr den USA und ihrem traditionell engsten Verbündeten Grossbritannien sowie einigen wenigen anderen Staaten überlassen, eine glaubwürdige Kulisse der Abschreckung aufzubauen. Doch auch dort lassen die Drohungen an Klarheit zu wünschen übrig. Präsident Biden hat Russland für den Fall eines Angriffs auf die Ukraine schwerste wirtschaftliche Konsequenzen in Aussicht gestellt. Doch er machte nicht deutlich, was genau er damit meint. Vorsichtig agiert das Weisse Haus auch mit Waffenlieferungen, die seit der Annexion der Krim 2014 ein Volumen von 2,5 Milliarden Dollar angenommen haben. Sie sind ebenfalls auf defensive Systeme beschränkt und wurden in den letzten Monaten nicht dramatisch ausgeweitet.
Würden die USA tatsächlich ihr ganzes Register von Sanktionsmöglichkeiten gegen russische Banken, Unternehmen und letztlich auch Konsumenten ziehen, hätte dies einschneidende Kosten nicht nur für Russland, sondern auch für westliche Volkswirtschaften zur Folge. Doch ein Blick auf die relative Gelassenheit an den Finanzmärkten in den USA und Europa zeigt, dass dort die Wahrscheinlichkeit eines Wirtschaftskriegs gegen Russland als gering eingeschätzt wird. Ähnlich könnte das der Kreml sehen. Die Folge wäre eine geringe Abschreckungswirkung.
Wollen die Nato-Staaten oder die Europäische Union tatsächlich wirksam abschrecken, müssen sie die zu erwartenden Kosten eines Angriffs für Moskau so weit wie möglich in die Höhe schrauben. Dazu gehören zwei Dinge: Erstens muss glaubhaft sein, dass der Westen einen ukrainischen Widerstands- oder Guerillakampf gegen den übermächtigen Gegner tatkräftig unterstützen würde – dazu gehören zwingend auch Waffenlieferungen. Zweitens muss der Westen seine Bereitschaft glaubhaft machen, im Rahmen eines wirksamen Sanktionsregimes gegen Russland auch selbst hohe und länger anhaltende ökonomische Einbussen hinzunehmen. Bei beidem könnten die westlichen Regierungen noch erheblich an Deutlichkeit zulegen.
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