Harris Doesn’t Get It

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Harris hat nichts verstanden
Die Demokraten benötigen jemanden, der es mit dem MAGA-Lager aufnehmen kann und ein Gefühl dafür hat, was das amerikanische Volk umtreibt. Doch sie wirken kopflos. Jetzt deutet Kamala Harris an, erneut zu kandidieren. Ein schlechter Witz – und das Beste, was sich Trump und Co. wünschen können.

Kamala Harris ist zurück. Es ist das Comeback, auf das niemand gewartet hat. Nicht nur tourt die ehemalige Vizepräsidentin derzeit durch die USA, um ihr neues Buch zu bewerben – Tickets zu den Shows kosten mehrere hundert Dollar – sondern bringt sich als Politikerin ins Spiel, mit der künftig wieder zu rechnen ist. Weniger als ein Jahr nach ihrer Wahlniederlage kokettiert die Demokratin damit, erneut als Präsidentschaftskandidatin anzutreten.

„Ich war die qualifizierteste Person für das Amt“, so Harris unlängst bei einem Auftritt in Washington – und erntete Jubel des Publikums. „Es war einfach nicht genug Zeit“, sagte sie auf die Frage, was schiefgelaufen sei. Die zentrale Argumentation in ihrem Buch geht so: Joe Biden und seine Berater hätten auch dann noch an einer erneuten Kandidatur festgehalten, als klar war, dass der mentale Zustand des damals 81-Jährigen ihn disqualifizierte. Sie selbst sei von der Führungsriege der Partei ungerecht behandelt worden, man habe sie jahrelang versteckt und nicht ihr wahres Potenzial erkannt. Ihre Kampagne hingegen sei nicht das Problem gewesen.

Es ist ein Starrsinn, der viele Demokraten zur Weißglut bringt. Selbstkritik? Zweifel? Für Harris Fremdwörter. Was sie in „107 Tage“ schreibt, geht verlässlich an der Mehrheitsmeinung im Land vorbei. Harris‘ Buch erinnert insofern stark an die 700 Seiten von Angela Merkels „Freiheit“: Selbstgerecht bis zum Ende, die Fehler haben immer die anderen gemacht.

Darüber könnte man noch hinweggesehen, hätte Harris einen mitreißenden Wahlkampf geführt. Das war aber nicht der Fall. Harris stellte nicht die Themen, die Amerika bewegen, in den Mittelpunkt, sondern sich selbst. Und sie wählte mit Tim Walz einen tölpelhaft agierenden Running Mate aus.

Dass einige Medien die nichtssagende Kampagne des Duos schönschrieben, half auch nichts. An der Wahlurne zeigte sich: Nicht Donald Trump zu sein, reicht nicht aus, um eine Wahl zu gewinnen. Das wahre Problem von Harris‘ Kandidatur war, dass sie für kaum etwas stand. Es fehlte die Vision, es fehlte an Substanz, es fehlten schlüssige Konzepte.

Wer glaubt, dass sich die 61-Jährige nun neu erfindet, irrt. Harris liefert dieselben rührseligen Phrasen wie vor einem Jahr, konkrete Inhalte aber fehlen. Zwar weckt das Comeback Gefühle bei vielen, die sich in Donald Trumps Amerika orientierungslos fühlen und nach Vernunft sehnen. Doch ein Plan, um das MAGA-Lager zu überführen, und vor allem die entscheidenden Wähler in den Swing States zu gewinnen, fehlt nach wie vor. Harris‘ Strategie scheint erneut zu sein: Schaut her, ich bin nicht Donald Trump.

Sollte Harris tatsächlich erneut als Kandidatin antreten, dürften ihre Chancen in den Vorwahlen überschaubar bleiben. Dass die Partei sie ein zweites Mal aufstellt, ist eher unwahrscheinlich. Donald Trump und sein Vize sowie potenzieller Nachfolger J.D. Vance aber können sich kaum etwas Besseres wünschen.

Wenn die Demokraten dem Umbau des Landes in eine Autokratie etwas entgegensetzen wollen, brauchen sie jemanden, der es mit dem MAGA-Lager aufnehmen kann und ein Gefühl dafür hat, was das amerikanische Volk umtreibt. Kamala Harris hat oft genug bewiesen, dass sie nicht die Richtige ist. Ein zweiter Anlauf macht es nicht besser.