The National Security Agency spy program PRISM collected the most data worldwide in Germany. Minister of Justice Sabine Leutheusser-Schnarrenberger denounces dangerous data collection mania in a guest contribution for Spiegel-Online. She wants an explanation from the U.S. government.
Shortly before Obama’s visit, Germans are concerned about the extent to which the U.S. monitors the Internet worldwide. Is it true, as the media asserts, that practically every form of communication on the Internet can be examined and understood at the source? The Guardian and The Washington Post report that with the PRISM program, the NSA can obtain direct access to user data and read along. An informant was quoted as saying that the NSA “quite literally can watch your ideas form as you type.”
The denials of Internet giants like Facebook and Google followed promptly. One does not release anything without a court order. But doubts remain.
These reports are highly disturbing. Taken together, the truth surrounding the mania of data collection would have dangerous implications.
President Obama reacted over the weekend by explaining that one cannot have 100 percent security, 100 percent privacy and zero inconvenience. I do not share this assessment. A society lacks freedom all the more the more intensively its citizens are monitored, controlled and observed. Security is not an end in itself in a constitutional democracy, but serves the safeguarding of freedom.
Clear Restriction of Civil Rights
America has been a different country since the terrorist attacks of Sept. 11, 2001. The United States' security architecture was drastically reconstructed. One goal was to interlink various institutions and to create a broad flow of information between the security services. Primarily with the Patriot Act, legislatively set into motion only a few days after 9/11, the tense relationship between freedom and security shifted at the expense of freedom. Laws concealed behind the Patriot Act were adopted at a rapid pace. They expanded the possibilities for surveillance at the same time as they created the possibility of imprisonment for the purposes of prevention of terrorist acts. In summary: With all due respect, effective counterterrorism and the security and freedom of citizens must be in appropriate proportion. The Patriot Act clearly restricted the civil rights of Americans.
Again and again this development was criticized internationally. President Obama, a specialist in constitutional law, had critically grappled with this development previously. The restrictions of civil rights and liberties that were enacted in the framework of George W. Bush’s “war on terror” have not been rolled back during Obama’s presidency.
All Facts Must Be Placed on the Table
A reminder: The strength of a liberal constitutional state lies in the trust of the citizens. Constitutional guarantees protect this trust and follow two goals: punishing the guilty and protecting the innocent or the innocent who have come under suspicion from unjustified measures of governmental authority. Those are exactly the lessons that Germany learned in 1949, in the tradition of the American constitution of 1776: In a free and open democratic process, the impression cannot develop that one's basic rights are not being faithfully protected.
The American statesman and author Benjamin Franklin once said: “They that can give up essential liberty to obtain a little temporary safety deserve neither liberty nor safety.”
The suspicion of excessive monitoring of communication is so alarming that it must not be permitted to remain. Therefore, openness and an explanation from the U.S. administration rank as the top priorities now. All facts must be placed on the table.
Without the global Internet, it would be impossible to imagine a competitive economy, the free sharing of information and the strengthening of human rights in authoritarian nations. Trust in these technologies is threatened to be lost through far-reaching surveillance measures.
In Deutschland hat das NSA-Spähprogramm Prism weltweit mit am meisten Daten gesammelt. Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger prangert in einem Gastbeitrag für SPIEGEL ONLINE gefährlichen Speicherwahn an. Sie verlangt Aufklärung von der US-Regierung.
Kurz vor dem Besuch Obamas sind die Deutschen über die Frage beunruhigt, inwieweit die USA den Verkehr im Internet weltweit überwachen. Stimmt es, wie Medien behaupten, dass faktisch jede Form der Kommunikation im Internet von den USA an der Quelle eingesehen und nachvollzogen werden kann? "Guardian" und "Washington Post" berichteten, die NSA könne mit dem sogenannten Prism-Programm direkt Zugang zu Daten von Nutzern erlangen und mitlesen. Ein Informant wurde mit den Worten zitiert, die NSA könne "buchstäblich mit ansehen, wie Ihre Gedanken entstehen, wenn Sie die Tastatur betätigen".
Das Dementi der großen Internetriesen wie Facebook und Google folgte zwar prompt. Man gebe ohne richterliche Anordnung nichts heraus. Aber die Zweifel bleiben.
Diese Meldungen sind in hohem Maße beunruhigend. Zusammengenommen betrachtet wäre dieser Speicherwahn, trifft er denn zu, gefährlich.
Präsident Obama reagierte am Wochenende mit den Worten, man könne nicht 100 Prozent Sicherheit und 100 Prozent Privatsphäre und null Unannehmlichkeiten haben.
Ich teile diese Einschätzung nicht. Eine Gesellschaft ist umso unfreier, je intensiver ihre Bürger überwacht, kontrolliert und beobachtet werden. Sicherheit ist im demokratischen Rechtsstaat kein Selbstzweck, sondern dient der Sicherung von Freiheit.
Deutliche Einschränkung der Bürgerrechte
Amerika ist seit den fürchterlichen Terroranschlägen vom 11. September 2001 ein anderes Land. Die US-amerikanische Sicherheitsarchitektur wurde drastisch umgebaut. Ein Ziel war es, sämtliche Institutionen zu vernetzen und einen breiten Informationsfluss zwischen den Sicherheitsbehörden zu schaffen. Vor allem mit dem sogenannten Patriot Act, der nur wenige Tage nach 9/11 gesetzgeberisch auf den Weg gebracht wurde, verschob sich das Spannungsverhältnis von Freiheit und Sicherheit zu Lasten von Freiheit. Hinter dem sogenannten Patriot Act verbergen sich mit hohem Tempo verabschiedete Gesetzespakete. Sie weiteten die Möglichkeiten der Überwachung genauso aus, wie sie die Möglichkeit für einen Freiheitsentzug zum Zwecke der Prävention terroristischer Akte schufen. Zusammengefasst: Bei allem Verständnis für eine effektive Terrorismusbekämpfung müssen Sicherheit und Freiheit der Bürger in einem angemessenen Verhältnis stehen. Der "Patriot Act" schränkte die Bürgerrechte der Amerikaner deutlich ein.
Diese Entwicklung wurde international immer wieder kritisiert. Auch Präsident Obama, ein auf US-Verfassungsrecht spezialisierter Jurist, setzte sich früher mit dieser Entwicklung kritisch auseinander. Die Einschränkungen der Freiheitsrechte, die im Rahmen von George W. Bushs "Krieg gegen den Terror" erlassen wurden, sind während der Präsidentschaft von Obama nicht rückgängig gemacht worden.
Alle Fakten müssen auf den Tisch
Es sei daran erinnert: Die Stärke des liberalen Rechtsstaats liegt im Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger. Rechtsstaatliche Garantien schützen das Vertrauen und verfolgen gerade zwei Ziele: den Schuldigen zu bestrafen und den Unschuldigen oder unschuldig in Verdacht Geratenen gegen ungerechtfertigte Maßnahmen staatlicher Gewalt zu schützen. Das sind gerade die Lehren, die Deutschland 1949 aus der Tradition der amerikanischen Verfassung von 1776 übernahm: In einem freien und offenen demokratischen Prozess darf nicht der Eindruck entstehen, man nehme es mit dem Schutz der Grundrechte nicht so genau.
Der amerikanische Politiker und Schriftsteller Benjamin Franklin sagte: "Diejenigen, die ihre Freiheit zugunsten der Sicherheit aufgeben, werden am Ende keines von beiden haben."
Der Verdacht der überbordenden Kommunikationsüberwachung ist so besorgniserregend, dass er nicht im Raum stehen bleiben darf. Deswegen gehört jetzt an erste Stelle Offenheit und Aufklärung durch die US-Administration selbst. Alle Fakten müssen auf den Tisch.
Das globale Internet ist für eine wettbewerbsfähige Wirtschaft, Informationsteilhabe und die Stärkung der Menschenrechte in autoritären Staaten nicht mehr hinweg zu denken. Das Vertrauen in diese Technologien droht bei weitreichenden Abhörmaßnahmen verlorenzugehen.
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[T]he U.S. led postwar order is unravelling. In its place, a contest for influence and legitimacy is gathering pace, with China eager to fill the vacuum.