My German acquaintances keep asking me how I could live in a country full of so many prudish people. At the beginning of September, the movie “Wetlands” started its run in U.S. movie theaters. This flick is supposed to be obviously too crass for uptight Americans?
As if seeking confirmation, Slate magazine eagerly jumped on “Wetlands” calling it “Fifty Shades of Gross,” and got pretty worked up over some of the more explicit scenes in the film.
To tell the truth, I'm somewhat surprised that Americans are considered uptight. The Americans I know are anything but prudish. I've never seen so much bare skin exposed in public. OK, California — and especially San Francisco — are certainly more liberal and permissive than other parts of the United States. But the biased notion that Americans are prudish is simply untrue.
Twerking and Salsa Hip Gyrations
The bottom line is that America is a melting pot made up of many nationalities. A colorful, wonderful mixture possible only in a nation of immigrants with each ethnic group adding to everyday American culture.
African-Americans, for example, have never been known for narrow-mindedness or prudery. Where do you think Miley Cyrus got twerking, her rear-end gyrations, from? She didn't invent those moves; she got them by watching the provocative moves of African dancers that had been taken over by hip-hop artists decades ago, and which have since become part of their standard repertoire.
Or Latinos. When Mexicans, Cubans or Colombians cross the U.S. border, they don't automatically change character and forget their typical salsa movements in an instant. On the contrary, in states like Florida, Latinos continue to passionately practice their cultures.
Just Like “Sex and the City”
When American women get together, I sometimes feel like I'm in the middle of a “Sex and the City” episode. The discussions center on men and sex in such minute detail that I can only sit on the sidelines and blush.
California isn't the only hotbed of liberalism. I've met young women in usually conservative southern states giving out advice on the best way to attract men using the “Tinder” dating app. Forget about premarital chastity. The digital age is a huge blessing for those living out on the Great Plains. To meet a partner, it's no longer necessary to be an active member of a church congregation.
And All Bavarians Wear Leather Pants
Of course in Germany, we constantly hear that young girls promise their fathers they'll still be virgins on their wedding day — and they consider that a prime example of American prudery. In truth, however, these Christian sentiments are held by a rapidly dwindling minority.
Sure, some Mormons consider homosexuality to be sinful and think any homosexual tendencies should be exorcised from those so inclined, but they are also a small minority. In California, meanwhile, being gay or lesbian is just as normal as being hetero — just a tad cooler.
Anyone who believes Americans are prudish probably also believes Bavarians wear leather shorts and dirndl dresses all the time, dance the schuhplattler for recreation, and visit their girlfriends on ladders up to their windows. Incidentally, the German media got righteously worked up over some of the intimate details in “Wetlands” as well. How many German readers do you imagine put the book down in disgust when they encountered the term “anal fissure?”
But Americans also make assumptions about us German, too: Slate magazine claims Germans are “sexually laid-back.” That assumption probably wouldn't withstand closer examination either. Well, looked at in general terms …
Von wegen prüde
Von Beate Wild
10.09.2014
In Sachen Sex gilt "der Amerikaner an sich" als rückständig und verklemmt - ausgerechnet in den US-Kinos läuft nun "Feuchtgebiete" an. Inzwischen fragt sich unsere Autorin: Wer ist hier prüde?
Momentan fragen mich meine deutschen Bekannten wieder häufiger, wie das so sei, in einem Land mit bekanntermaßen prüden Einwohnern zu leben. Anfang September kommt schließlich die Verfilmung von Charlotte Roches Roman "Feuchtgebiete" ins amerikanische Kino. So ein Streifen sei doch eindeutig zu krass für die verklemmten Amerikaner?
Wie zur Bestätigung stürzte sich das Magazin Slate mit Genuss auf "Wetlands", wie der Film hier heißt, nannte ihn "Fifty Shades of Gross" (50 Nuancen des Ekels) und regte sich ein wenig über die freizügigen Szenen auf.
Ich muss mich bei der Frage nach den verklemmten Amerikanern, ehrlich gesagt, ziemlich wundern. Denn in dem Amerika, in dem ich lebe, sind die Leute alles andere als prüde. Ich habe noch nie in meinem Leben so viel nackte Haut in der Öffentlichkeit gesehen. Gut, Kalifornien und speziell San Francisco sind sicherlich liberaler und freizügiger als andere Teile der Vereinigten Staaten. Doch das Vorurteil, dass der Amerikaner an sich prüde sei, stimmt so einfach nicht.
Twerking und Salsa-Hüftschwung
Die USA sind schließlich ein "melting pot", ein Schmelztiegel aus den unterschiedlichsten Nationen. Eine bunte, wunderbare Mischung, wie sie nur in einem Einwandererland zustande kommt. Und jede Migrantengruppe trägt zur amerikanischen Alltagskultur bei.
Die African-Americans beispielsweise waren noch nie für Spießigkeit oder Prüderie bekannt. Oder woher glauben Sie, hat Miley Cyrus das "Twerking", ihr Rotieren mit dem Allerwertesten? Sie hat das nicht selbst erfunden, sondern den aufreizenden Bewegungen abgeschaut, die von afrikanischen Tänzen stammen und in der schwarzen Community und im Hip-Hop schon seit Jahrzehnten zum Repertoire gehören.
Oder die Latinos: Wenn Mexikaner, Kubaner oder Kolumbianer die Grenze zur USA passieren, legen sie dort ja nicht automatisch ihr Temperament ab und verlernen von einer Minute auf die andere den Salsa-typischen Hüftschwung. Im Gegenteil, in Staaten wie Florida oder Kalifornien leben die Latinos ihre Kultur leidenschaftlich aus.
Wie bei "Sex and the City"
Bei Mädelsrunden mit Amerikanerinnen komme ich mir manchmal vor wie bei "Sex and the City". Dann drehen sich die Gespräche derart detailliert um Männer und Sex, dass ich mit hochrotem Kopf dabeisitze.
Nicht nur in Kalifornien gibt man sich liberal. Auch in den eigentlich konservativen Südstaaten habe ich junge Frauen getroffen, die sich Tipps geben, wie man mit der Dating-App Tinder am besten Männer aufgabelt. Von wegen kein Sex vor der Ehe. Das digitale Zeitalter ist ein großer Segen, vor allem für die Menschen, die auf dem platten Land leben. Um einen Partner kennenzulernen, muss man kein aktiver Teil der Kirchengemeinde mehr sein.
Und alle Bayern tragen Lederhosen
Klar, in Deutschland hört man immer wieder, dass junge Mädchen ihren Vätern versprechen, als Jungfrau in die Ehe zu gehen - und hält das für ein Musterbeispiel amerikanischer Prüderie. Doch diese christlichen Bewegungen sind in Wahrheit eine verschwindend kleine Minderheit.
Zwar gibt es die Mormonen, die Homosexualität für eine Sünde halten und den Schwulen ihre Neigungen austreiben wollen, doch auch das ist eine vergleichsweise kleine Gruppe. In Kalifornien etwa ist schwul oder lesbisch mittlerweile genauso normal wie hetero - nur ein bisschen cooler.
Wer glaubt, dass alle Amerikaner prüde sind, glaubt auch, dass alle Bayern ständig in Lederhosen und Dirndl herumlaufen und zur Entspannung gerne schuhplatteln und fensterln. Übrigens haben sich auch die deutschen Medien über die Intimdetails in "Feuchtgebiete" ausführlich echauffiert. Wie viele deutsche Leser legten das Buch angeekelt beiseite, als das Wort "Analfissur" auftauchte?
Aber auch Amerikaner haben ihre Vorurteile gegenüber uns Deutschen: Das Slate-Magazin schreibt, dass die Deutschen "sexually laid-back", also in Sex-Dingen locker drauf sind. Eine Behauptung, die einer genauen Überprüfung wohl auch nicht standhalten würde. Ganz generell gesehen.
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The madness lies in asserting something ... contrary to all evidence and intelligence. The method is doing it again and again, relentlessly, at full volume ... This is how Trump became president twice.