Georgia’s attempt to bring South Ossetia under control has failed. President Saakashvili is counting on help from the USA-–a serious miscalculation.
Michail Saakashvili backed the wrong horse. His attempt last Friday to regain control over the breakaway province of South Ossetia by military force has failed and resulted in a bloodbath. Additionally, with this military adventure Saakashvili may have squandered any chances to salvage anything from the losses Georgia suffered in the early 90s. What could have possibly motivated the Georgian President, and what did he gamble on?
While reliable information is still scant at this point, it’s apparent Saakashvili took it for granted that his American supporters, principally U.S. President George W. Bush, would make sure that Russia remained silent until U.S.-trained Georgian troops could change conditions on the ground in South Ossetia.
It was a catastrophic mistake that probably cost several thousand lives, left South Ossetia in ruins, and turned many towns in the rest of Georgia into combat zones.
Whether or not the conflict between Georgia and its two breakaway provinces, South Ossetia and Abchasia, had already begun in 1992, it picked up strength when the former Serbian province of Kosovo declared its independence in February this year. Independence in Kosovo was an indication to the people of Abchasia and South Ossetia that independence was also possible for them. The Russians saw the two provinces as revenge against the west, proof that democracy and self-determination could be turned against western interests. Vladimir Putin, President of Russia at the time, declared he would have dealings with the leaders of the two provinces, something equal to de-facto recognition.
Michail Saakashvili recognized correctly that the 15-year truce concerning Georgia’s borders was entering a new phase for the future, but he played the wrong cards. Instead of negotiating a deal with Russia, he sent in his troops instead.
The run-up began in Abchasia. Around late April and early May, Georgian troops began massing on the armistice line between Abchasia and Georgia. A period of saber-rattling followed, during which Russian fighter planes shot down several Georgian spy drones over Abchasia, thereby making clear their objection to Georgian military intervention in the region. Saakashvili quickly denied ensuing rumors that Georgian and Russian mediators were discussing the possibility of a territorial swap – western Abchasia would return to Gerogia in exchange for independence in the rest of Abchasia – as an alternative to military action. Instead, disputes on the Georgia-Ossetia border suddenly escalated.
The United States sharply criticized the Russian course of action in South Ossetia, but that was about it. Not even Bush entertained the remotest thoughts of sending American troops on behalf of Georgian interests in the region.
To say nothing of NATO, upon which Saakashvili had also gambled. Fraser Cameron of the EU Russian think-tank was quoted in Brussels as saying that Saakashvili had sufficient warnings from the west and should have known that “nobody would pull his chestnuts out of the fire, and no knights would be riding in to help him.” James Nixey, an analyst with the Royal Institute for International Relations in London remarked, “On the contrary, people in most western capitals were disappointed at Saakashvili’s overreaction. He is in grave danger of squandering the cachet he has built up in the west.”
What the United States, the European Union, and Germany’s Foreign Minister, Frank-Walter Steinmeier, wanted to accomplish was peace in the Caucasus, even if Georgia had to make concessions in areas it had in reality long since lost. To accomplish this, Saakashvili should have shown diplomatic flexibility during his August meeting in Berlin with Steinmeier when they discussed Abchasian and South Ossetian issues. The meeting was a failure and Saakashvili subsequently decided on a course that has presented Russia with a golden opportunity to create a new reality in the region by military means. Putin made it clear long ago from the North Ossetian capital of Vladikavkaz that a South Ossetian return to Georgian rule was out of the question. The same applied to Abchasia.
Saakashvili bet far too much on his cards - and lost.
Zu hoch gepokert
Georgiens Versuch, Südossetien unter Kontrolle zu bringen, ist gescheitert. Präsident Saakaschwili setzte auf die Hilfe der USA - ein folgenreicher Irrtum. VON JÜRGEN GOTTSCHLICH
Michail Saakaschwili hat sich verspekuliert. Der am Freitag letzter Woche begonnene Versuch, die seit 1992 abtrünnige Provinz Südossetien mit Waffengewalt wieder unter georgische Kontrolle zu bringen, ist blutig gescheitert. Mehr noch, mit seinem militärischen Abenteuer dürfte Saakaschwili alle Chancen verspielt haben, die georgischen Verluste von Anfang der 90er-Jahre zu mindestens teilweise wieder rückgängig zu machen. Was also hat den georgischen Präsidenten getrieben und worauf hat er spekuliert?
Noch gibt es dazu keine verlässlichen Informationen, aber offensichtlich ist Saakaschwili davon ausgegangen, dass seine US-Unterstützer, allen voran US-Präsident George W. Bush, dafür Sorge tragen würden, dass Russland so lange stillhält, bis die von den USA aufgerüsteten und trainierten georgischen Truppen in Südossetien neue Fakten geschaffen haben.
Ein verhängnisvoller Irrtum, der wahrscheinlich mehreren tausend Menschen das Leben kostete, Südossetien verwüstet zurücklässt und selbst Städte in Georgien in eine Kriegszone verwandelte.
Obwohl der Konflikt zwischen Georgien und seinen beiden abtrünnigen Provinzen Südossetien und Abchasien bereits seit 1992 vor sich hin schwelt, bekam er mit der Unabhängigkeitserklärung der vormals serbischen Provinz Kosovo im Februar dieses Jahres eine neue Dynamik. Für die Bevölkerung in Abchasien und Südossetien war die Unabhängigkeit des Kosovo ein Zeichen dafür, dass auch für sie möglich sein müsse, was den Kosovaren erlaubt wurde - für Russland waren die beiden Provinzen eine Revanchemöglichkeit, um dem Westen zu zeigen, dass das Instrument der Selbstbestimmung auch gegen westliche Interessen gerichtet werden kann. Der damals noch als russischer Präsident amtierende Wladimir Putin erklärte, Russland werde seine Beziehungen zu den Führungen der separatistischen Provinzen aufwerten, was einer De-facto-Anerkennung gleichkam.
Michail Saakaschwili sah zwar richtig, dass damit nach 15-jährigem Stillstand das Endspiel um die zukünftigen Grenzen Georgiens begonnen hatte, doch er setzte auf die falsche Karte. Statt mit Russland einen Deal auszuhandeln, schickte er seine Armee.
Der erste Anlauf fand in Abchasien statt. Ende April, Anfang Mai wurden georgische Truppen an der Waffenstillstandslinie zwischen Abchasien und Georgien zusammengezogen. Es kam zur Drohnen-Episode, als russische Kampfflugzeuge georgische Aufklärungsdrohnen über Abchasien abschossen und damit schon im Frühjahr klarmachten, dass Russland eine Militärintervention in Abchasien nicht hinnehmen würde. Anschließende Gerüchte, dass georgische und russische Unterhändler darüber verhandelten, dass der Konflikt durch einen Gebietsaustausch - der westliche Teil Abchasiens geht wieder an Georgien und Tiflis akzeptiert im Gegenzug die Unabhängigkeit des verbleibenden Teils Abchasiens - ließ Saakaschwili sofort dementieren. Stattdessen eskalierten plötzlich die Auseinandersetzungen an der georgisch-ossetischen Grenze.
Die USA haben zwar das russische Vorgehen in Südossetien scharf kritisiert, doch das war es denn auch. Selbst Bush denkt offenbar nicht im Entferntesten daran, US-Soldaten zur Durchsetzung georgischer Interessen in Südossetien oder Abchasien einzusetzen.
Ganz zu schweigen von der Nato, auf die Saakaschwili anscheinend auch noch spekuliert hatte. Dabei, so zitiert die Nachrichtenagentur Reuters Fraser Cameron vom EU-Thinktank für Russland in Brüssel, hatte Saakaschwili genügend Warnungen aus dem Westen erhalten, dass er wissen konnte, dass "niemand die Kastanien für ihn aus dem Feuer holen würde und keine Kavallerie eingeritten käme". "Im Gegenteil" so James Nixey, ein Analyst des Royal Instituts für Internationale Beziehungen in London, "in den meisten westlichen Hauptstädten war man Saakaschwilis Überreaktionen längst leid. Er ist in großer Gefahr, seinen Kredit endgültig zu verspielen."
Was die USA, die EU und auch Deutschlands Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) bei seiner jüngsten Friedensmission in Georgien und Abchasien erreichen wollen, ist Ruhe im Kaukasus, auch wenn dafür Georgien Konzessionen in Gebieten machen muss, die es in Wahrheit längst verloren hatte. Dazu bedarf es diplomatischer Geschmeidigkeit, die Saakaschwili auf dem von Steinmeier eingefädelten Treffen von Abchasen, Russen und Georgiern in Berlin Mitte August hätte zeigen können. Dieses Treffen ist längst geplatzt, stattdessen hat Saakaschwili mit seinem Militärabenteuer nun Russland die goldene Gelegenheit serviert, seinerseits militärisch Fakten zu schaffen. Ein Zurück zum Status quo ante wird es nicht mehr geben. Putin hat von der nordossetischen Hauptstadt Wladikawkas aus längst klargemacht, dass es den Südosseten zukünftig nicht mehr zuzumuten sei, jemals wieder unter georgische Herrschaft zu geraten. Dasselbe gilt für Abchasien. Saakaschwili hat hoch gepokert - und verloren.
This post appeared on the front page as a direct link to the original article with the above link
.
The economic liberalism that the world took for granted has given way to the White House’s attempt to gain sectarian control over institutions, as well as government intervention into private companies,