The European Commission prides itself on having provided strategic clarity for EU companies. The current agreement is far from complete.
Only a few weeks after Donald Trump took office, New York Times columnist Ezra Klein put it bluntly: “Don't believe him.” No matter what the U.S. president does, says, promises or announces: Don’t take anything at face value.
The same applies to the trade deal with the EU. In recent months Trump has flip-flopped and back-tracked constantly; it's hard to feel certain of anything. Who's to say the U.S. president won't pull out another tariff threat if the Republicans face poor polling ahead of next year’s midterms?
All the more surprising, then, that Ursula von der Leyen, president of the European Commission, proudly claims the agreement offers businesses, “Certainty in uncertain times.” If anything, this statement seems more like a form of self-reassurance for the European negotiators. Because with Trump, there’s no such thing as "planning certainty and stability" — especially not with a deal that raises more questions than it answers.
Many Questions Remain Unanswered
A reminder: In line with the agreement between Trump and von der Leyen, the EU must accept that most of its products will be subject to a 15% tariff going forward. Steel and aluminum will be subject to a tariff of 50%. In addition, the EU is expected to commit to purchasing $750 billion worth of energy from the U.S. and investing $600 billion over the next three years of Trump’s presidency. The Europeans receive nothing in return.
Aside from these cornerstones, most of it remains completely up in the air. It starts with the fact that the EU doesn’t even know on what legal basis the agreement is supposed to be implemented. On top of that, roughly one-third of import products still lack a fixed tariff rate — including Austrian wine imports. According to von der Leyen, steel and aluminum remain under negotiation, with hopes of introducing quotas at significantly reduced import tariffs.
The Cost of Uncertainty
The principal unresolved issue concerns the EU's energy purchases from the U.S. There is uncertainty not only about whether this involves additional quantities, but also about whether the U.S. is in a position to supply them. It remains especially unclear how the European Commission plans to persuade European companies to actually make purchases in the U.S. This same holds true for the $600 billion in investments to which von der Leyen committed. What if one day Trump wakes up and decides that the EU hasn't paid enough?
As pessimistic as it sounds, European companies must continue to face massive uncertainty. This will lead to additional costs, hinder investments and destroy jobs. According to a report by the Kiel Institute for the World Economy, Europe should not respond to Trump’s unpredictability with a wait-and-see approach, but instead assert itself as a “strategic superpower.” One possible course of action would be to establish a global alliance of leading industrialized nations to collectively impose counter-tariffs on U.S. exports. The present agreement shows little evidence so far of any such “strategic major power.”
Die EU-Kommission rühmt sich damit, für EU-Unternehmen Planungssicherheit geschaffen zu haben. Das aktuelle Abkommen ist weit davon entfernt.
Donald Trump war erst wenige Wochen im Amt, da brachte es Ezra Klein, Kolumnist der New York Times, schon kompromisslos auf den Punkt: "Don't believe him" – glaubt ihm nicht. Egal, was der US-Präsident tut, sagt, was er verspricht oder ankündigt: Nehmt nichts davon für bare Münze.
Auch beim Deal im Zollkonflikt mit der EU muss man es so halten. Trump ist in den vergangenen Monaten so oft hin- und hergetaumelt, vor- und zurückgerudert, dass man sich bei nichts mehr sicher sein kann. Wer kann schon ausschließen, dass der US-Präsident das nächste Zollschwert auspackt, sollte es etwa bei den Midterms im nächsten Jahr schlechte Umfragewerte für die Republikaner geben?
Umso erstaunlicher ist es, dass sich Ursula von der Leyen, Präsidentin der EU-Kommission, damit rühmt, die Einigung bringe für Unternehmen "Gewissheit in unsicheren Zeiten". Wenn schon, dann ist diese Aussage eher als ein Mittel zur Selbstberuhigung der europäischen Verhandlerinnen und Verhandler zu verstehen. Denn so etwas wie "Planungssicherheit und Stabilität" gibt es bei Trump nicht – schon gar nicht bei einem Deal, der mehr Fragen aufwirft, als er beantwortet.
Viele Fragen offen
Zur Erinnerung: Die EU muss laut der Einigung zwischen Trump und von der Leyen hinnehmen, dass die meisten EU-Produkte künftig einem Zoll von 15 Prozent unterliegen. Für Stahl und Aluminium soll ein Satz von 50 Prozent gelten. Zudem soll sich die EU verpflichten, in den kommenden drei Jahren der Trump-Präsidentschaft 750 Milliarden Dollar an Energie aus den USA zu kaufen und 600 Milliarden Dollar zu investieren. Die Europäer bekommen dafür: nichts.
Abgesehen von diesen Eckpunkten ist das meiste völlig offen. Das fängt damit an, dass man seitens der EU dem Vernehmen nach nicht einmal weiß, auf welcher Rechtsgrundlage das Abkommen umgesetzt werden soll. Dazu kommt, dass bei rund einem Drittel der Produkte die genaue Zollhöhe unsicher ist – das betrifft etwa auch Weinimporte aus Österreich. Ebenso soll bei Stahl und Aluminium laut von der Leyen weiterverhandelt werden, möglicherweise gibt es Kontingente mit einem niedrigeren Importzoll.
Unsicherheit kostet
Die größte offene Frage betrifft wohl die EU-Energiekäufe in den USA. Unsicher ist nicht nur, ob es dabei um zusätzliche Mengen geht, sondern auch, ob die USA diese Mengen überhaupt zur Verfügung stellen können. Fraglich ist nicht zuletzt, wie die EU-Kommission europäische Unternehmen dazu bringen will, tatsächlich in den USA einzukaufen. Selbiges gilt übrigens für die 600 Milliarden Dollar an Investitionen, die von der Leyen zugesichert hat. Was, wenn Trump eines Tages aufwacht und befindet, die EU hätte zu wenig gezahlt?
So pessimistisch es klingt: Europas Unternehmen müssen weiter mit einer massiven Unsicherheit leben. Das wird Zusatzkosten verursachen, Investitionen erschweren und Arbeitsplätze vernichten. Laut einem Report des Kiel Institut für Weltwirtschaft sollte Europa auf die Unberechenbarkeit Trumps nicht mit Abwarten reagieren, sondern selbst zu einer "strategischen Großmacht" werden. Eine Option wäre es demnach etwa, eine globale Allianz mit großen Industriestaaten zu gründen, die gemeinsam Gegenzölle gegen US-Exporte verhängt. Im aktuellen Deal ist von einer solchen "strategischen Großmacht" noch nicht viel zu sehen. (Jakob Pflügl, 29.7.2025)
This post appeared on the front page as a direct link to the original article with the above link
.