Why Obama Made the Right Choice

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Darum ist Obamas Entscheidung richtig

VON HEIKO ROLOFF

Seit Hillary Clinton (60) kurz vor ihrer Niederlage in den demokratischen Vorwahlen mit der Brechstange gefordert hatte, dass sie nun wenigstens Vizepräsidentin werden würde, wartete Amerika gespannt: Wen wird Barack Obama (47) als zweiten „Mann“ ins Weiße Haus holen?

In der Nacht zum Samstag (3 Uhr 04) wurde ich wie Millionen anderer, die dem Senator Geld gespendet haben, über mein Handy per Textmessage informiert. And the winner is: Joe Biden!

Sorry Hill….

Mein erster Gedanke: Wie langweilig. Ein weißer Mann, der seit Jahren zum alten politischen Klüngel gehört.

Dann wurde mir schnell die lange Liste bewusst, warum dieser Mann eine „folgerichtige“ Wahl ist. Und dies obwohl Obama schon selbst einmal eine Ladung von Bidens größter Schwäche abbekommen hat: Er spricht oft schneller als er denkt….

In Deutschland ist der Senator aus Delaware kaum bekannt. Einige haben den 65-Jaehrigen vermutlich bei den Debatten der Vorwahlen gesehen, als er noch ein Gegner von Hillary Clinton und Barack Obama war und selbst Kandidat werden wollte. (Er schied nach Iowa aus).

Und auch in den USA fragen sich viele Menschen: Joe who???

In Washington gehört er jedoch zum Establishment. Er ist seit 36 Jahren im Senat und damit einer der am meisten erfahrenen Politiker seines Landes. Ein bisschen ein Widerspruch also zu Obamas „Wechsel“-Image.

Doch dies ist genau einer der Punkte, warum der „Kandidat der Hoffnung“ sich für ihn entschied: Viele Amerikaner halten Obama für zu jung und unerfahren, um das Land zu führen, das weiterhin die mächtigste Nation der Welt sein will. Mit einem gereiften Mann wie Biden an seiner Seite, könnten sie ihm diese „Schwäche“ vergeben.

Bidens weiteres Plus: Er ist international erfahren. Er versuchte schon 1988 Präsidentschaftskandidat zu werden und ist seither zu einem der außenpolitischen Experten seiner Partei geworden.

Kein Krisengebiet, in dem er nicht schon vermittelt hätte. Auch jetzt war er bereits in Georgien, um mit dem dortigen Präsidenten über den Einmarsch der Russen zu sprechen – während Obama auf Hawaii urlaubte.

Ein drittes – aber nicht unwesentliches Plus: Sein Aussehen. Joe Biden ist der Ur-Typ des amerikanischen Senators. Eine Art schlanker Ted Kennedy. Stets braungebrannt, grau, Siegerlächeln, jede Menge Charme und Witz.

Für Millionen weißer Demokraten ist dies wichtig. Denn nicht alle von ihnen sind so begeistert von der Tatsache, dass ein Farbiger Präsident werden soll. Bidens Gesicht, auch wenn sie ihn selbst gar nicht kennen, wirkt vertraut. Wie die anderen Präsidenten auf den Dollar-Noten eben.

Hätte Obama sich dagegen zum Beispiel für Neu Mexikos Latino-Gouverneur Bill Richardson entschieden, wäre er Gefahr gelaufen, viele weiße Wähler zu verlieren. Ein Farbiger und ein Latino wären ein bisschen viel Wechsel auf einmal gewesen.

Das gleiche gilt für eine Frau als Vizepräsidentin: Neben Hillary Clinton wurde unter anderem Kathleen Sebelius, Gouverneurin von Kansas, gehandelt. Doch ein Farbiger und eine Frau im Weißen Haus?

Hillary Clinton ist freilich mehr als eine Frau. Sie ist die ehemalige First Lady und die Frau, die Bill Clinton mit ins Weiße Haus gebracht hätte. Und sie ist eine der umstrittensten Persönlichkeiten Amerikas. Die Menschen lieben oder hassen sie. Für Obama wäre sie einerseits zu mächtig gewesen, andererseits hätte sie mindestens so viele Wähler abgeschreckt wie angezogen.

Und hier ist ein weiteres Plus für Biden: Er ist ein enger Vertrauter von Hillary Clinton, hat Obama erst dann offiziell unterstützt, als sie aus dem Rennen ausgestiegen war. Biden könnte also ihre Hardcore-Fans besänftigen, die noch immer zutiefst enttäuscht sind, dass sie nicht die Präsidentschaftskandidatin geworden ist.

Doch Biden ist auch ein Risiko für Obama. Bei seinem ersten Anlauf vor 20 Jahren, Kandidat der Demokraten zu werden, blamierte er sich bis auf die Knochen. Sein Redenschreiber hatte bei einem britischen Politiker abgekupfert. Als es herauskam, warf der Senator das Handtuch.

Und er trat auch im Vorwahlkampf gegen Obama ins Fettnäpfchen, als er über seinen jetzigen Boss sagte: „Er ist ein wortgewandter Afroamerikaner.“ Was die Amis irritiert hörten, war: „Obama kann für einen Schwarzen gut mit Worten umgehen…“ Autsch.

Die Republikaner haben denn auch unmittelbar nach Bekanntwerden von Joe Bidens Nominierung zum Angriff ausgeholt. Sie zeigten ein Interview vom Frühjahr, in dem Biden sagte: „John McCain ist ein Freund. Ich wäre geehrt, gegen oder mit ihm zu kandidieren.“

Und über Obama sagte er: „Ich denke, er kann irgendwann für die Präsidentschaft bereit sein. Aber er ist es nicht jetzt.“

Nun wird er erklären müssen, warum diese Worte nicht mehr gültig sind. Aber er ist ja ein Politiker. Und die haben bekanntlich vor allem in einem Erfahrung: Ihr Worte von früher zu revidieren.

Bleibt zu bemerken: Obama hat viel Aufsehen um seine Vize-Wahl gemacht. Er hatte JFK einziges lebendes Kind, Caroline Kennedy, damit beauftragt, den richtigen Kandidaten zu finden. Er hatte seine Wahl per Textmessage bekannt gegeben. Und und und.

Doch hat er wirklich selbst entschieden? Vieles deutet darauf hin, dass die Partei-Bosse, die still im Hintergrund arbeiten, ihm die Entscheidung abgenommen hätten. Männer wie sein Ziehvater John Kerry zum Beispiel, der ihn vor vier Jahren auf der Hauptversammlung der Demokraten bekannt gemacht hatte. Und Ted Kennedy, der sich bei den Vorwahlen frühzeitig für Obama und gegen die Clintons entschieden hatte.

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