Die Materialschlacht von Detroit
von Margret Hucko und Matthias Ruch
29.12.2009
The Battle of Detroit Iron
By Margret Hucko and Matthias Ruch
At the upcoming Detroit Auto Show, America’s automobile manufacturers will continue their old arms race as if there were no economic crisis. New muscle cars stand opposed to everything ecologically correct – but their image is indispensable to American customers.
Every carmaker needs a drawing card. A special model that carries the maker’s banner and incorporates its values. At Ford, that model has been the Mustang for over 40 years – and it represents mainly one thing: pure, unadulterated power.
Wenn in zwei Wochen in der US-Industriestadt Detroit die traditionelle internationale Automesse ihre Tore öffnet, wird Ford einen neuen Mustang präsentieren. 4,6 Liter Hubraum, Achtzylinder und 412 Pferdestärken. Ein Schlachtross für den ewigen Kampf gegen General Motors (GM).
When the traditional auto show opens in America’s car capital two weeks from now, Ford will present its new Mustang powered by a 4.6 liter, 8 cylinder engine putting out 412 horsepower. A real warhorse for the eternal battle against General Motors.
“This is the next salvo in Mustang’s war against the Camaro that began 42 years ago,” said auto expert John Wolkonowicz of the HIS Global Insight analysis company. Like the Mustang, the Camaro has eight cylinders as well and it tops Ford’s output with 426 horsepower.
Long forgotten is the economic crisis that drove Ford and General Motors to the brink of bankruptcy. Forgotten are the billion-dollar losses of years past; forgotten also the ecology craze with its boring economy cars powered by economical mini-motors. The battle between Ford and GM is ready for the next round. Americans love their muscle cars, even if all that muscle can’t be used because of nationwide speed limits.
From the European point of view, the Mustang and the Camaro don’t represent “the good old days” but rather the great depression in the American auto industry. “Those are fossils from prehistoric times,” blasphemes auto expert Helmut Becker of Munich’s Institute for Economic Analysis and Communication. “The cattle in Texas are standing up to their bellies in water – they’re seeing climate change in the United States, too. But they apparently still don’t get it.”
Und ihre dramatischen Einbrüche bei den Absatzzahlen werden die beiden größten US-Autohersteller allein mit ihren Kraftpaketen auch nicht ausgleichen können. Nur zwei Prozent aller verkauften Fahrzeuge in den USA sind Sportwagen. Allerdings ist ihre Bedeutung für das Image der gesamten Marke groß.
6867 Camaros hat GM im vergangenen Monat verkauft, Ford konnte vom Mustang lediglich 3627 Stück absetzen. “Wir können es kaum glauben, dass wir das Segment derartig dominieren”, sagt John Fitzpatrick, Marketingmanager des Camaro, und fügt hinzu: “Wir besitzen 40 Prozent Marktanteil.”
Teil 2: Konzerne vor schmerzhaftem Spagat
Dass sich der Verbrauch der beiden Kraftpakete selbst bei sparsamer Fahrweise kaum unter zehn Liter auf 100 Kilometern drücken lässt, ist für die Mustang- und Camaro-Klientel nebensächlich. Die Hersteller aber kommen zumindest gegenüber der Regierung aus Washington in Erklärungsnot. Bis 2016 will US-Präsident Barack Obama den CO2-Ausstoß von Autos um 30 Prozent senken. Mit dieser Vorgabe zwingt er die Konzerne nun in einen schmerzhaften Spagat.
Neben den eigentlichen Messeständen, wo die Hersteller ihre Zugpferde im Scheinwerferlicht präsentieren, haben sie dieses Jahr erstmals auch eine Bühne für die Alternativen geschaffen: die “Electric Avenue”.
Hier sollen die Besucher die andere, die neue Autowelt mit insgesamt 20 Elektro- und Hybridfahrzeugen kennenlernen. In der Vergangenheit waren Ökonischen wie diese selbst auf europäischen Messen nicht mehr als eine Alibiveranstaltung. Kaum vorstellbar, dass sich dies ausgerechnet 2010 in Detroit ändern sollte.
Dass es doch anders geht, hat sich gerade erst in Los Angeles bewiesen. Auf der dortigen Automesse läuft im Dezember das Kontrastprogramm zu Detroit: In Kalifornien, wo das grüne Gewissen Amerikas zu Hause ist, haben vor allem die deutschen Autobauer versucht, Sportlichkeit, Pferdestärken und Umweltfreundlichkeit miteinander zu versöhnen.
Audi präsentierte den Rennwagen R8 mit Elektromotor – allerdings nur als Studie. Und GM nutzte die Gelegenheit, das konzerneigene Gegenstück zum Camaro vorzustellen: den Chevrolet Volt, der ebenfalls von einem Elektromotor angetrieben wird. Erst wenn die Batterie leer ist, schaltet sich ein Benziner ein.
Eines freilich haben der Mustang, der Camaro und der Volt gemeinsam: Sie sind teuer. Mit dem Massengeschäft, in dem sich entscheidet, ob GM und Ford eines Tages wieder Geld verdienen, haben sie nichts zu tun. Denn dort zählen weder Pferdestärke noch Verbrauch allein – sondern vor allem der Preis.
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