Ist Amerika klug genug, ihn nicht zu wählen?
Mal hier bombardieren, mal dort. Und die Grenzen dicht machen. Das ist die neue Welt des Donald Trump. Früher konnte man sicher sein, dass dies in den USA nicht mehrheitsfähig wird. Gilt das noch?
An ihm scheiden sich in den USA die Geister. Donald Trump beleidigt alle: seine republikanischen Konkurrenten, Mexikaner, Muslime – sogar Kanzlerin Merkel. Trotzdem kommt er seinem Ziel immer näher. Quelle: Die Welt
Ein narzisstischer Hanswurst sei er, der puttenhafte Typ mit der Schwalbennestfrisur, versicherte Amerikas linksliberales Kommentariat im Sommer. Donald Trump werde implodieren durch seine politische Ahnungslosigkeit, im Notfall durch justiziable Dreistigkeit.
Die Amerikaner seien zu klug, um dem Country-Club-Clown auf den Leim zu gehen. Ein böser Irrtum. Donald John Trump (69), Immobilien-Tycoon, liegt noch immer weit vor allen anderen Republikanern.
Die Hybris, einen Mann zu unterschätzen, der seit Monaten in Umfragen die Gruppe der republikanischen Bewerber um die Nominierung mit Abstand anführt, ist Ernüchterung gewichen. Inzwischen, noch zögernd, sorgen sich führende Republikaner, die Trumps Fischen am rechten Rand bewunderten, um den Leumund ihrer Partei.
“Nicht hilfreich”, “unglücklich”, “nicht das, wofür Amerika steht”. Sie sagen das erst jetzt, da Trump die Aussperrung aller Muslime ohne US-Pass an den Grenzen fordert; sie schwiegen, als er hispanische Immigranten “Vergewaltiger” schimpfte.
Love trumps hate
Die Demokraten werden deutlicher: Trump kandidiere als “faschistischer Demagoge”, befand Martin O’Malley, ein ehemaliger Gouverneur. Hillary Clinton behalf sich mit einem matten Wortspiel: “Liebe triumphiert über Hass.” (Love trumps hate.) Selten genug.
In Wahrheit geht es um das Ansehen, die Glaubwürdigkeit und die Führungsfähigkeit der ältesten Demokratie der Welt. In London und Paris hat man erkannt, dass es genug ist, in Berlin nicht. David Cameron nannte Trumps Versprechen einer Festung Amerika “spalterisch… und einfach falsch”; Manuel Valls sagte, Trumps xenophobe Hetze schüre Hass.
Angela Merkel, von Trump mehrfach rüde beleidigt, aber ist still. Wohl hält es das Kanzleramt mit dem Comment unter Freunden, sich nicht in laufende Wahlkämpfe einzumischen. In normalen Zeiten mag das gelten. Aber eine Marine Le Pen mit Präsidentschaftschancen ist schlimm genug. Le Trump wäre ein Luxus, den sich der amerikanisch geführte Westen nicht leisten kann.
Es ist an der Zeit für Europäer, dies vernünftigen Amerikanern klarzumachen. Nicht in der Hoffnung, Trumps Anhänger umzustimmen. Die verehren ihn für seine Unverschämtheit: endlich ein Dompteur, der dem Washingtoner Zirkus die Peitsche gibt.
Seit Obama ist das Land gespaltener denn je
Die Sehnsucht ist eine alte Schwäche in Amerika. Das Land hat rassistische Rattenfänger erlebt wie George Wallace, den Südstaaten-Gouverneur, dann Reaktionäre wie Barry Goldwater und Pat Buchanan, in gemilderter Form Ross Perot, der George Bush, den Älteren, 1992 die Wiederwahl kostete. Buchanans Anhänger kamen mit Mistgabeln zu seinen Auftritten. Das war alles kurios, bedauerlich, aber nie wirklich bedrohlich.
Dann wählte die Nation zweimal den schwarzen Sohn eines Kenianers ins Weiße Haus. Und nicht wenige glaubten, Amerika sei geheilt von seinen dunklen Sehnsüchten. Die smarte Mehrheit der Wähler an den Küsten würde am Ende jeden Extremisten in ihre Schranken weisen. Sicher kann man nicht mehr sein.
Nie war das Land tiefer gespalten im Kongress, den Medien, den sozialen Netzwerken. Dialog steht unter Verratsverdacht wie der politische Kompromiss selbst. Ein skrupelloser Populist wie Donald Trump zieht seine Kraft aus Angst. Ein Anschlag wie in Paris, und ein Popanz, der prahlt: “Ich habe in meinem Leben immer gewonnen”, kann sich als Protektor des Vaterlands gerieren.
Mal hier oder dort bombardieren, gerne Teheran etwa, und die Grenzen Amerikas dichtmachen: Fertig ist Trumps neue Welt. Es wird höchste Zeit, dass dieser Mann verliert.
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